Cuzco und das Heilige Tal

Die letzten Wochen in Peru sind so schnell gekommen wie sie dann auch vorbei gegangen sind. Nachdem ich mich endlich von Arequipa trennen konnte, ging es zuerst zum Titicacasee und dann weiter nach Cuzco.... dort hat es mich wieder einmal ein bisschen länger gehalten. Warum? Einfach lesen....

Von Arequipa nach Puno am Titicacasee habe ich 7 Stunden gebraucht - eigentlich sollten es ja nur 4 Stunden sein aber sobald man eine wirklich lokale Busgesellschaft wählt, ist es dann auch vorbei mit der europäischen Pünktlichkeit. Angekommen in Puno hat mich die Realität gleich zweimal eingeholt. Zum einen war es unglaublich kalt und zum anderen war die individuelle Organisation zu den berühmten Inseln schlichtweg fast nicht möglich. Nach kurzen Überlegungen habe ich mich entschieden eine Tour zu machen. Bereut habe ich es den ganzen Vormittag aber nichtsdestotrotz war es interessant und beeindruckend die schwimmenden Inseln aus Schilf mit ihren Bewohnern zu sehen. Leider ist das ganze Erlebnis nicht mehr sehr authentisch und die Solaranlagen auf den Inseln machen die Sache natürlich auch nicht besser. Danach ging es weiter zu der sehr abgelegenen Insel Taquile, die nicht nur schöne Ausblicke zu bieten hat sondern man bekommt auch die Gelegenheit eine weitere Facette von Peru zu sehen. Die Menschen dort leben nach wie vor wie vor 100 Jahren und nur wenige wollen mit Touristen zu tun haben oder fahren ans Festland. Ich muss gestehen, dass es der touristischste Tag meiner ganzen Reise war aber trotzdem war ich froh am höchstgelegenen, navigierbaren See der Welt gewesen zu sein - sogar in meinem Reisepass wurde das verewigt.

Ein Tag reicht vollkommen in Puno und so bin ich am nächsten Tag sehr früh bereits nach Cuzco aufgebrochen. Eigentlich wollte ich ja wieder einen der lokalen Busse nehmen aber leider wurden alle storniert und so bin ich in einem unglaublich bequemen Bus mit einer deutschen Reisegruppe gelandet. Bereits die ersten Minuten haben mich zum Schmunzeln gebracht.... denn ein Paar hat gestritten (da ist beim Abendessen am Vorabend wohl etwas schief gegangen) und ein anderes Paar hat sich über die fehlende Effizienz bei der Gepäckaufgabe beschwert (obwohl ich anmerken möchte, dass es nur selten so organisiert zugeht). Aber ich durfte auch mit anhören, wie fasziniert ein paar Reiseteilnehmer von Peru sind und dass sie es gar nicht abwarten können Machu Picchu zu sehen. Nach 7 sehr kurzweiligen Stunden war ich angekommen in der Hauptstadt der Inka und dort sollte mich wirklich eine Menge erwarten.

Zuerst haben Melanie und ich uns wiedergetroffen und den ersten Abend haben wir gemütlich mit dem Erkunden der Stadt verbracht. Dann haben wir auch Leute wiedergesehen, mit denen wir in Huarmey gearbeitet haben. So wurde die Zeit in Cuzco auch zu einer Partyzeit.... 

Was man in Cuzco auf keinen Fall verpassen darf, ist eine Walkingtour wo man wirklich sehr viel über das Imperium der Inka sowie die Eroberungen der Spanier und die Stadtbesonderheiten selber erfährt. Wir sind mit unserem lokalen Guide fast 3 Stunden durch die Stadt gerannt und haben eine Menge Fragen gestellt - Gott sei Dank konnten alle auch beantwortet werden. Nach 2 Tagen in Cuzco stand auch schon die erste Wanderung am Programm - wir wollten den sogenannten Regenbogenberg mit 5300 Höhenmetern besteigen. Es sollte also nicht nur unser Höhenrekord werden sondern auch die letzte gemeinsame Wanderung. Wenn man in Cuzco irgendetwas bucht, wird man zwischen 4 Uhr und 5 Uhr abgeholt und so war das auch bei dieser Wanderung. Um 4:15 Uhr ging die lange Fahrt in eines der Täler von Cuzco los - nach 2.5 Stunden in denen wir tief geschlafen haben, kamen wir am Frühstücksplatz an. Nach der Stärkung dauerte es noch eine halbe Stunde bis wir loslaufen konnten. Da es eiskalt war, sind wir anfangs noch sehr schnell unterwegs gewesen - als es aber steiler wurde, wurden auch wir langsamer und haben uns Schritt für Schritt den Berg hochgekämpft. Für mich dauerte es 1.5 Stunden und ich war am höchsten Punkt meiner Reise angekommen. Es war wirklich ein unbeschreibliches Gefühl diese bunten Berge zu sehen und gleichzeitig den Triumph von 5300 Höhenmetern zu feiern. Da ich ein bisschen auf Melanie warten musste, konnte ich das Panorama mit den vielen ungewöhnlichen Farben umso länger geniessen. Jim, der uns begleitet hat (wir haben mit ihm beim Projekt in Huarmey gearbeitet) hatte leider ein paar Probleme mit der Höhe aber nichtsdestotrotz hat er es bis 5100m geschafft. Nachdem es dann sehr windig wurde, machten wir uns auf den Rückweg.... gemütlich und alle 3 gemeinsam. Es war ein unglaublich gelungener und schöner Tag mit Triumphen, viel Sonne und schönen Gesprächen. Der nächste Tag war ganz im Zeichen eines Festivals wo wir verschiedene peruanische Tänze sehen konnten und auch die Musik war traditionell und somit war es super interessant. Ich habe wirklich das Gefühl, dass man in Cuzco jeden Tag etwas Neues erleben kann und das ist einer der Gründe warum ich es etwas länger in dieser Stadt ausgehalten habe. 

Nichtsdestotrotz wollten wir noch ein bisschen mehr vom heiligen Tag rund um Cuzco sehen - also hat es uns zuerst für 2 Tage nach Urubamba verschlagen wo wir weitere Festivitäten begutachten konnten und im Anschluss ging es weiter nach Ollantaytambo. Eine Bekannte hatte mir dieses kleine Dorf empfohlen und solchen Tipps folgen wir natürlich immer gerne. Leider ist Ollantaytambo super touristisch und auch noch sehr überteuert. Also hat es uns auch dort nur 2 Nächte gehalten. Man kann aber einige Ruinen sehen und schöne Spaziergänge machen und nach einer langen Pause habe ich wieder einmal an einer Meditation teilnehmen können. Also hat sich für mich persönlich dieser Abstecher absolut ausgezahlt. Aber nach 2 Tagen habe ich mich dann doch wieder auf Cuzco gefreut.

In Ollantaytambo war es dann aber auch Zeit, dass Melanie und ich getrennte Wege gehen. Nach 9 Monaten war es nun so weit und Melanie machte sich ohne mich auf den Weg nach Brasilien von wo ihr Heimflug starten wird. Wir haben soviel miteinander erlebt, gelacht, gestritten und gequatscht aber vor allem ist unsere Freundschaft gewachsen und wahrscheinlich werden wir uns nie wieder loskriegen. Es war nicht immer leicht 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche zusammen zu sein aber im Endeffekt war es bereichernd und hat uns beiden so manch schwierige Situation oder Phase erleichtert.

Als ich wieder nach Cuzco zurückkam war es dann doch komisch weil ich wusste, dass wir uns nicht in einer Woche wieder treffen werden oder so - ein neuer Abschnitt meiner Reise hat begonnen.

Nach einem Tag in der Stadt hatte ich aber auch schon wieder das nächste bekannte Gesicht getroffen - Laura, die ich auch vom Projekt in Huarmey kannte, ist mir durch Zufall über den Weg gelaufen. Schnell waren wir verabredet und auch Jim war wieder dabei. Wir haben echt viel Spass gehabt miteinander und bei einer Party sind wir dann richtig abgestürzt aber naja... wahrscheinlich sehen wir uns nie wieder und deswegen müssen solche Momente gefeiert werden. Gleichzeitig habe ich nun aber auch angefangen zu überlegen, wie ich Machu Picchu erleben will - es gibt einige Möglichkeiten... entweder man bucht eine "Bustour" über 2 Tage wo alles ziemlich stressig ist. Die zweite Möglichkeit ist eine Aktive - man legt insgesamt 100 Kilometer in 4 Tagen zurück und davon wandert man 80 Kilometer. An Tag 5 kommt man dann in der verlorenen Stadt der Inka an und wenn man eine Zugfahrt dazu bucht, kann man den ganzen Tag in der Stadt verbringen und ist am Abend wieder zurück in Cuzco. Ich habe keine Ahnung warum für mich nicht von Anfang an klar war zu wandern aber im Endeffekt habe ich einen Tag gebraucht um mich für die Wanderung zu entscheiden und wie sich herausstellen sollte, war der Salkantay Trek eine perfekte Gelegenheit um Peru abzuschliessen. 

Nach 3 Tagen in Cuzco mit ehemaligen Arbeitskollegen, ging es wieder einmal früh morgens mit einer 2stündigen Busfahrt nach Mollepata los. Nach dem Frühstück sind wir noch ein Stückchen weiter gefahren und dann endlich haben wir angefangen zu wandern - gemütliche 4 Stunden, die sehr einfach waren und nicht wirklich eine Steigung beinhalteten. Ich war aber auch sehr froh darüber, weil ich eine Verkühlung mitschleppte und so war ich einfach nicht in meiner üblichen Form. Nach dem Mittagessen ging es zu einer traumhaften Lagune hinauf - die Wanderung dorthin sollte vor allem der Akklimatisation dienen und so legten wir binnen 45 Minuten ganze 600 Höhenmeter zurück. Ich musste mich wirklich sehr quälen und war halb am Verzweifeln wenn ich an den nächsten Tag dachte. Mein Hals schmerzte bei jedem Atemzug und mein Herz pochte wie verrückt. Oben angekommen hatte ich auch noch Kopfschmerzen und so machte ich mich schnell wieder auf den Rückweg, nahm ein Grippemittel und verkroch mich in meinen Schlafsack. Zum Abendessen kam ich wieder heraus und schon nach kurzer Zeit verabschiedete ich mich wieder und versuchte so viel Kraft wie möglich für den nächsten Tag zu tanken. 

Tag 2 startete bereits um 5 Uhr und kurz nach 6 Uhr waren wir auch schon auf dem Weg in Richtung Pass. Ich fühlte mich Gott sei Dank relativ fit und fing einfach langsam an zu wandern. Wir umwanderten den ganzen Vormittag den Salkatay Berg mit über 6000m und nach 3 Stunden stetigem bergauf waren wir am Pass mit 4600m angekommen. Die Luft war dünn aber der Triumph liess uns atmen, denn schliesslich hatten wir bereits 700 Höhenmeter bergauf hinter uns. Nachdem wir uns alle ausgeruht und Fotos gemacht hatten, machten wir eine Zeremonie mit unserem Guide um der Sonne, den Bergen und Mutter Erde zu danken - dass wir heil angekommen sind, dass wir weiterwandern konnten aber vor allem, dass wir die Schönheit der Natur geniessen dürfen. Ich hatte so etwas noch nie gemacht aber es war sehr schön ein paar Minuten die Augen zu schliessen und zu danken. Zum Abschluss der Zeremonie machten wir ein Steintürmchen und legten 3 Kokablätter hinein - das war unsere Opfergabe. Nachdem wir alle parat waren, setzten wir die Wanderung fort... 2 Stunden bis zum Mittagessen und weitere 4 Stunden bis zum Schlafplatz, der bereits in der Amazonasgegend war und somit war es auch mit der Kälte vorbei. Der Platz zum Mittagessen war wunderschön und auch der Zeltplatz für die Nacht war toll. Wir hatten einen klaren Sternenhimmel und konnten so die Milchstrasse, 2 Sternschnuppen und viele andere Sternkonstellationen der Inkas begutachten.

Genau an diesem Tag habe ich mein 1jähriges Reisejubiläum gefeiert und hätte es mir nicht schöner vorstellen können. Ein perfekter Tag für ein perfektes Jahr!! 

Die nächsten 2 Tage des Treks waren nicht super steil oder so aber man musste Durchhaltevermögen haben, denn wir machten viele viele Kilometer und genau das war die Herausforderung. Jeder war so unglaublich erleichtert als wir endlich Aguas Caliente (das Dorf wo man Machu Picchu erkundet) erreicht hatten. Zum erleichtert sein kam auch noch todmüde hinzu...

Das WIR waren bei diesem Trek 16 Personen - 2 Engländer, 3 Deutsche, 1 Kanadierin, 3 Argentinier, 5 Franzosen, 1 Belgier und ich... ich war ziemlich schockiert über die Gruppengrösse aber es hat sich herausgestellt, dass wir eine sehr gute Zeit hatten und gut zusammenpassten. 3 Franzosen haben sich an Tag 3 auch verabschiedet weil sie den letzten Tag nicht mehr gewandert sind. 

Tag 5 fing früher an als normal - um 3:30 Uhr war Tagwache weil wir bereits um 4 Uhr anfingen die 20 Minuten zum Eintritt zu wandern. Dann mussten wir nur noch 40 Minuten warten bis wir endlich anfangen konnten die 1753 Stufen hinauf zu laufen. Die Zeit verging aber relativ schnell weil wir frühstückten. Ich dachte mir ja noch, dass das total übertrieben ist aber als ich die Schlange sah, die sich nach uns anstellte, war ich froh dass niemand auf mich gehört hat. Um Punkt 5 Uhr öffnete der Kontrollposten und 10 Minuten später betraten wir die ersten Stufen. Mit unserem Guide haben wir vereinbart, dass wir uns um 6 Uhr beim Eintritt treffen um die Tour zu starten. Die schnellsten von uns waren in 30 Minuten oben, ich schaffte es in 40 Minuten. Alle kamen schweissgebadet am Ziel an - nichtsdestotrotz waren wir aufgeregt, dass wir gleich die berühmte Stadt besichtigen werden. 

Nach einem Jahr war ich nun am Machu Picchu angekommen und war überwältigt von der Geschichte, der Grösse und Schönheit. Leider konnten wir den Sonnenaufgang fast nicht sehen weil es sehr wolkenverhangen war früh morgens aber mit der Zeit kam die Sonne zum Vorschein und die gesamte Atmosphäre wurde schöner und schöner. Die Tour mit den ganzen Geschichten dazu war sehr interessant und hat noch einmal gezeigt wie toll unser Guide ist. Nichtsdestotrotz wurde es unglaublich voll bis 9 Uhr und man konnte sich nicht mehr bewegen. Also suchte ich mir einen schönen Platz und wartete bis die Menschen weniger wurden, denn um 11 Uhr mussten die ganzen Tagestouristen zu ihren Bussen. Nach einiger Zeit wanderte ich zum Sonnentor hinauf von wo aus man einen wunderbaren Panoramablick auf den Machu Picchu hatte - auch dort verbrachte ich einige Zeit in der Sonne und ass mein Mittagessen. Irgendwann machte ich mich wieder auf den Rückweg und wie nicht anders erwartet war es relativ leer geworden und so konnte man nun in aller Ruhe anfangen die verlorene Inkastadt zu erkunden. Ich muss sagen, dass ich einen perfekten Tag hatte und es unglaublich genossen habe an diesem speziellen Ort zu sein. Zu der ganzen vorhandenen Magie kamen noch die perfekten Temperaturen - es war nämlich den ganzen Tag strahlend und heiss... irgendwann musste ich mich aber dann doch auf den Rückweg machen und die Stufen runter laufen. Mittlerweile war ich richtig müde und erschöpft und so benötigte ich für den Rückweg länger aber ich hatte ja Zeit. Nachdem ich noch etwas gegessen hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Zug. Das war mein krönender Abschluss des Tages und somit auch des Treks - als ich endlich gegen halb elf Uhr abends im Hostel war, fiel ich nur mehr in mein Bett. 

Das war 🇵🇪!! 2.5 Monate in diesem faszinierendem Land gehen heute dem Ende zu... viele Momente und Orte werde ich wohl nie mehr vergessen. Gleichzeitig durfte ich schöne und vor allem hohe Berge besteigen. Was will man mehr....

Nächster Stopp 🇨🇱 bevor es nach 🇧🇴 geht....

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