Der neue Abschnitt beginnt...

Die Zeit vergeht schneller als gedacht... und so saß ich umgehend in der Westbahn in Richtung Salzburg. Die Tage davor waren voll gepackt mit ausziehen, sortieren, verstauen und Abschied nehmen. Meine Reise ging von Salzburg mit dem Nachtzug nach Rom, wo ich ein paar Tage bei Karin verbracht habe. Als ich das letzte Mal in Rom war, bin ich vom selben Kontinent gekommen in den ich jetzt wieder gehen werde - Lateinamerika - aber mit einem komplett anderen Hintergrund. Ich war etwas verloren und kam von meiner 14-monatigen Reise durch Indonesien und Südamerika zurück. Karin und ich wussten damals nicht so recht wann und wo wir uns wiedersehen werden. Dieses Mal ist alles etwas anders - ich weiss ziemlich genau wo es mich hinziehen wird in den nächsten Monaten und ich weiß auch schon jetzt, dass es wahrscheinlich viel und stressig und viel wird. Aber ist es nicht genau das Ungewisse und Aufregende der Grund warum ich mich immer wieder für so einen Weg entscheide? Wahrscheinlich schon und deswegen bin ich sehr positiv gestimmt, dass alles gut kommen wird - oder zumindest dass ich wiederum daran wachsen werde. Bevor ich aber das alles rausfinde, hatte ich noch 2 Stationen vor mir, nämlich Rom und Marrakesh. 

Zuerst ging es mit dem Nachtzug nach Rom, was wirklich sehr bequem war und im Endeffekt kam ich sehr ausgeschlafen und mit 45 Minuten Verspätung in Rom an. Karin war so nett und hat mich am Bahnhof Termini abgeholt und so ging es zügig zu ihr nach Hause. Für den ersten Tag hatten wir eigentlich gar nichts geplant außer dass wir ans Meer essen fahren werden und dann irgendwo noch ein richtig gutes Gelato essen wollten. Wie nicht anders zu erwarten war, war es ein toller Tag und den Abend haben wir einfach gemütlich ausklingen lassen. 


Karin und ich mit ihren Jungs am Meer

Sonntag war Karin und mein Tag. Weihnachten 2017 hat Karin von mir einen Gutschein für einen "Tag zu Zweit" bekommen. Sie konnte wählen was wir machen und wo es hingehen sollte. Da unsere Tage (vor ihren 2 Kindern) meistens aus durch die Stadt schlendern bestand, gut zu essen und zu trinken, wollte sie genau das machen und das war natürlich sehr einfach erfüllt. Also starteten wir kurz vor Mittag los und spazierten viele Kilometer durch die Stadt... vom Mittagessen zum Kaffee, vom Kaffee zum Apero und vom Apero zum Abendessen. Zwischendurch haben wir ein paar Kleinigkeiten eingekauft und jede Menge geplaudert. Zusätzlich hat das Wetter gut mit gespielt und so konnten wir diesen gemeinsamen Tag natürlich 100%ig genießen. 


Karin und ich am Trevi Brunnen

Über den Dächern von Rom

Nachdem wir doch einige Gläser Wein hatten während des Tages, waren wir am nächsten Tag etwas angeschlagen und das Bringen der Kinder in Kindergarten und Krippe hat sich als ein wahres Disaster herausgestellt. Aber Gott sei Dank ist Nicoló genauso so schnell wie wir und so konnten wir beide Kinder pünktlich abliefern. Nachdem wir den morgendlichen Stress überwunden hatten, ging es dann nach Tivoli wo wir die Villa Adriana besichtigt haben. Ein schöner Tag mit viel Sonne und weiteren guten Gesprächen ging ebenfalls sehr schnell vorbei und nachdem wir die beiden Kids am nächsten Morgen gemütlich abgeliefert haben, brachen wir zu unserem letzten gemeinsamen Mittagessen auf. Das waren dann auch die letzten gemütlichen Minuten dieses Tages...

Villa Adriana

Die Überreste in der Anlage

Als wir nämlich am Flughafen Rom Ciampino ankamen realisierten wir, dass nach dem Brand vom Vormittag am Flughafengebäude überhaupt nichts wieder normal lief. Alle Passagiere mussten vorm Gebäude warten und die Flüge hatten ca. 6 Stunden Verspätung. Hinzu kam, dass man fast keine Information bekam in Bezug auf diese Situation. Natürlich gab es einige Wartende, die sich unglaublich aufregten und das Personal anschrieen aber im Endeffekt nutzte es gar nichts und man musste einfach warten. Gott sei Dank wurde nach ca. 2 Stunden wenigstens der Ankunftsbereich zum Warteraum umfunktioniert und so musste man die verbleibende Zeit wenigstens nicht im Kalten verbringen. Eine vergleichbare Situation hatte ich in meiner gesamten Reisekarriere noch nicht erlebt. Da man aber absolut nichts ändern konnte, machte ich es mir auf meinem Koffer bequem, telefonierte ab und zu mit Karin und las mein Buch. Gott sei Dank funktionierte das WIFI, weil so konnte ich auch Sanaa Bescheid sagen, dass sie nicht auf mich am Flughafen in Marrakesh warten soll. 

Auf einmal hörte ich irgendetwas über Marrakesh durch die Lautsprecher und einige Wartende (eindeutig arabisch aussehende Menschen) fingen an zu laufen. Also tat ich dasselbe und musste ca. 6x jemanden fragen, in welche Richtung es gehen könnte. Es war wirklich ein unglaubliches Chaos. Im Endeffekt ging Gott sei Dank alles gut und ich schaffte es in den richtigen Flieger und kam zusammen mit meinem Gepäck (das war nämlich alles andere als selbstverständlich bei einem solchen Chaos) in Marrakesh an. Sanaa war in der Zwischenzeit schon im Hostel gewesen und hat sich aber trotzdem die Mühe gemacht und ist mich abholen gekommen. Nach dieser ganzen Aufregung kam ich müde und hungrig im Hostel an, aber das waren alles Problemchen, die sich einfach lösen ließen.

Der nächste Tag startete also auf einem anderen Kontinent, mit angenehmeren Temperaturen und mit einer neuen Begleitung. Als Sanaa und ich so beim ersten gemeinsamen Frühstück saßen, hatten wir das Gefühl schon wieder ewig miteinander unterwegs zu sein. Es war so vertraut... da sie Marrakesh ja sehr gut kennt, hat sie sich einen kompletten Plan überlegt für die nächsten Tage. Für die ersten beide Tage war also das Schlendern durch die unzähligen Gassen der Altstadt geplant um die Stadt kennenzulernen inklusive dem Besuchen einiger Sehenswürdigkeiten. Danach sollte es für 3 Tage ein bisschen durch Marokko gehen bis wir in der Sahara ankommen und für den letzten Tag haben wir uns das Beste aufgespart - traditionelles Hammam.

Über den Dächern von Marrakesh

Verhandeln für ein Fusskettchen
Die Straßen von Marrakesh
Ledertaschen am Markt
Gewürze über Gewürze
Jardin Majorelle
Bahia Palace
Bahia Palace
Bahia Palace

Aber da Marrakesh mittlerweile sehr bekannt ist und anscheinend auch die Flüge dahin unglaublich billig sind, haben den Wunsch nach Marrakesh zu reisen natürlich mehr Menschen als eine Stadt wirklich vertragen kann. Und genau das spürt man sehr oft. Februar ist absolute Nebensaison aber dennoch hat man das Gefühl, dass die Stadt voll von Touristen ist. Spricht man mit Einheimischen, lachen sie und sagen, dass es eigentlich leer ist im Vergleich zur Hauptsaison. Eigentlich will ich mir gar nicht vorstellen wie sich das dann wohl anfühlt aber nichtsdestotrotz hat es bei mir die Frage aufgebracht, ob man überhaupt reisen sollte im Moment. Wäre es nicht besser für die verschiedenen Kulturen bzw. Orte weltweit wenn der Tourismus erstmal wieder weniger wird? Finanziell gesehen, wäre das natürlich problematisch aber ich hatte schon oft das Gefühl, dass Marrakesh eine Erholung gebrauchen könnte. Diese Idee hat eigentlich unser 3-tägiger Wüstentrip bestätigt. Die Landschaft durch die man fährt, ist einfach nur malerisch und unglaublich schön - die Distanz allerdings die für dieses Erlebnis zurück gelegt wird, ist verrückt. So viele Stunden verbringt man im Auto und der Fahrer hatte darauf eigentlich gar keine Lust - dementsprechend unfreundlich war er auch. Somit hat er einfach entschieden, bei vielen tollen Aussichtspunkten erst gar nicht zu halten. Als ich versucht habe ihm zu erklären, dass uns das nicht passt und dass er anhalten muss, hat er mich einfach ignoriert. Das Erlebnis in der Wüste ist natürlich einmalig aber auch sehr gespielt für Touristen. Mir war das schon bewusst im Vorhinein aber mittendrin zu sein, ist dann doch wieder etwas anderes. Dieser ganze Ausflug hat mir einfach wieder bestätigt, dass langsam reisen die einzig gesunde Variante ist im Moment (zumindest für mich) - aber diesen Luxus hat natürlich nicht jeder oder will ihn auch gar nicht und deswegen werden diese Art von Touren nicht so schnell aussterben aber ich denke schon ganz fest, dass dies nötig wäre. 

Trotz all dieser negativen Gedanken, die mich unglaublich grübeln lassen, war es einfach nur atemberaubend... in der Sahara zu stehen und einen beeindruckenden Sonnenuntergang zu sehen und im Endeffekt einen wunderschönen Sternenhimmel betrachten zu können. Auch die Gruppe, die für diese Tour zusammen gewürfelt wurde, war sehr angenehm und so haben wir sehr viel gelacht und die vielen Stunden im Auto sind schnell vergangen. Würde ich die Tour noch einmal machen? Nein... nächstes Mal würde ich mir Zeit nehmen und langsam und auf eigene Faust bis kurz vor die Sahara reisen und dann Einheimische suchen, die einen zu Nomaden mitnehmen.

Auf Dromedaren zum Zeltplatz

Ohne Worte

Die Wüstenfrauen in Uns...

Marrakesh hat aber natürlich auch authentische Ecken und Dank Sanaa haben wir die natürlich auch erlebt. Sie spricht marokkanisches Arabisch und plaudert somit mit jedem. So haben wir uns durch ganz Marrakesh gegessen und sie hat mir viel über die Geschichte und den Islam im Land erzählt. Und obwohl Marokko zu den fortschrittlichen arabischen Ländern gehört, sieht man wirklich sehr viele Frauen mit Burka und sehr viele Männer mustern dich und haben irgend einen blöden Spruch auf Lager. Aber das kann man einfach ausblenden und die Vielfalt, die Farben und das Chaos genießen. 

Wie bereits erwähnt, haben wir uns für den letzten Tag den Besuch eines traditionellen Hammams aufgespart und das war wirklich ein Erlebnis für sich. Hier der grobe Ablauf: Man zieht sich komplett aus, und dann kommt man in einen feuchten, heißen, hohen Raum wo man sich auf den Boden setzt und zuerst mal richtig gewaschen wird. Dann wird eine spezielle Seife aufgetragen und wieder abgewaschen. Als nächstes kam Henna drauf und nach einer kurzen Einwirkzeit, wurde sie wieder abgewaschen und nachdem man komplett geschrubbt wurde mit dem speziellen Handschuh und der ganze Dreck abgewaschen war, bekommt man noch eine Schlammpackung, die die Haut wirklich Babyweich macht. Das ganze passiert mit 20 anderen Frauen, die sich zum Teil die ganze Prozedur selber machen oder es eben machen lassen so wie Sanaa und ich. Bedenkt man, dass die Frauen in muslimischen Ländern sonst eigentlich verhüllt sind, ist diese "nackte Tatsache" schon sehr gewöhnungsbedürftig. Aber das ist ein sehr wichtiges Ritual und es reinigt den Körper komplett. Man glaub gar nicht, was da alles Dreck von meiner Haut runterging. Danach fühlt man sich aber wirklich wie neu geboren. Der Handschuh der für das Schrubben verwendet wird ist ziemlich rau und als angenehm würde ich es nicht gerade bezeichnen aber dafür ist es sehr effektiv. Zum Abschluss ließen wir uns noch die Haare föhnen und kamen strahlend wieder aus dem Hammam heraus. Das war wirklich eine komplett neue und doch sehr ungewöhnliche Erfahrung. 

Abschließend kann ich sagen, dass die letzten 1.5 Wochen wirklich ein wunderbarer Start für ein weiteres aufregendes Jahr waren. Diese Zeit auch mit Freunden zu verbringen, war einfach genau das Richtige und hat mich zum einen den Stress der letzten Wochen komplett vergessen lassen und zum anderen hat es mich auch wieder neugierig auf unbekannte Länder gemacht. 




PS.: Euch 2, Renate und Martin, empfehle ich wirklich komplett unvoreingenommen nach Marokko zu fliegen. Legt euch eine dicke Haut zu und stellt euch auf viel Stress in den Straßen ein - hupen, rufen, ansprechen, etc. Gemütlich schlendern werdet ihr eher nicht... immer die Augen offen halten, damit euch auch niemand anfährt ;-)

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