100%iger Tapetenwechsel

Nach einem halben Jahr in Ländern wie Kolumbien, Ecuador und Peru ist sogar Chile irgendwie ein Schock. Keine TukTuks mehr, keine Motortaxis, keine billigen Restaurants mehr, keine kurzen Busfahrten mehr, keine exotischen Früchte und es gibt noch vieles mehr von dem ich mich über Nacht verabschieden musste. War ich darüber traurig? Eigentlich nicht wirklich, denn ich wusste ja, dass ich in diese Welt nach ein paar Wochen wieder zurückkehren werde….

Von Cuzco aus brachte mich ein Nachtbus nach Tacna, das ist die letzte Stadt vor dem Grenzübergang - 16 Stunden dauerte die Reise und da ich wieder einmal zu viel Geld gespart habe, musste ich mitten in der Nacht den Bus wechseln und zu früh kamen wir auch an aber bei dem Fahrstil war das wieder einmal kein Wunder. Zu früh anzukommen wird nun für jeden positiv klingen - hat es allerdings statt 5 Uhr morgens, 4 Uhr morgens geschlagen, ist das ganze nicht mehr ganz so toll. Die Konsequenz war, dass ich 2 Stunden in der Kälte in Tacna am Terminal warten musste inklusive interessanter Gestalten als Gesellschaft. Um 6 Uhr konnte ich dann die kurze Busfahrt bis zur chilenischen Grenze antreten wo ich die Formalitäten schnell erledigt hatte. Danach ging es für 20 Minuten weiter nach Arica, einer kleinen Surferstadt in Chile. Es war warm, roch nach Meer und Fisch und ein wunderschöner Sonnenuntergang sollte mich am Abend für die Strapazen belohnen. Übernachtet habe ich wieder einmal bei einem Coachsurfer in einer schönen Wohnsiedlung. Er war super nett und er hat mir nicht nur eine chilenische Sim-Karte sondern auch einen passenden Adapter für meine Kabel geschenkt. Wir hatten interessante Gespräche und ein bequemes Bett hab ich auch noch bekommen. Was will man also mehr….

Am nächsten Tag ging der Busmarathon mit 32 Stunden quer durch den Norden von Chile weiter - wenn ich ehrlich bin, liebe ich diese langen Busfahrten ja. Man lernt Länder und deren Landschaften einfach noch einmal besser kennen und man lernt auch einiges über die Menschen. Ich habe mich mit Essen und Lesestoff sowie genügend Musik für diese Reise eingedeckt und so verging die Zeit ziemlich schnell. Auch die Sitze waren bequem und so konnte ich gut schlafen. Auch dieses Mal kam ich wieder zu früh in Viña del Mar an - aber über diese Entwicklung hab ich mich sehr gefreut. Wie schon im Dezember, habe ich auch dieses Mal bei Wladi übernachtet. Meine verfrühte Ankunft hat ihn ganz schön unter Druck gesetzt weil nun konnte er es auf keinen Fall mehr rechtzeitig schaffen. Somit durfte ich als Willkommensgeschenk 1.5 Stunden am Terminal auf ihn warten - tja, was soll ich dazu sagen ausser, dass das halt auch zur südamerikanischen Mentalität gehört. Aber da er ja trotzdem ein sehr Netter ist, hat er als Entschädigung gekocht und somit war das wieder vergessen. 

Neben Waldi sollte ich aber auch wieder auf Colin treffen - er wird hier seine 8-monatige Reise beenden und da wir uns nun so oft wiedergesehen haben, durfte dieses finale Wiedersehen auf keinen Fall fehlen. 

Aber warum war ich eigentlich hier - schliesslich ist Valparaiso weit von Bolivien entfernt?!? Als ich zu meinem 30igsten Geburtstag hier war, hatte ich eine fantastische Zeit und irgendwie habe ich die Idee in Valparaiso einmal eine Reisepause einzulegen nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. In Peru wurde auch der Wunsch Abstand zu diesem „Hostelleben“ zu bekommen immer grösser - dazu kam, dass ich Touristenströme satt hatte. Zusammengefasst war es einfach Zeit für eine Auszeit und wo sollte man eine solche besser einlegen als bei Freunden in einer Wohnung. Am Morgen aufstehen und einfach die Musik anmachen und eine saubere Küche parat zu haben war die eine Seite dieses Luxus, aber vor allem raubt mir niemand meinen Schlaf, ich muss auch meine Wertsachen nicht einsperren und ich muss nicht auf ein freies Badezimmer warten. Das Einzige was ich bei diesen traumhaften Aussichten vergessen habe zu bedenken ist, dass Regenwetter und tiefe Temperaturen nie die besten Auswirkungen auf meine Laune haben.

Naja, auf alle Fälle war mein erster Tag in Valparaiso unglaublich kalt (nass kalt, nicht so wie in den peruanischen Bergen) und die Walkingtour, die ich gemeinsam mit Colin mitgemacht habe, war zwar interessant aber konzentriert habe ich mich mehr auf die Kälte. Im Anschluss sind wir mit den anderen Reisenden in der Tour noch etwas essen gegangen. Es war nett aber auf einmal war ich super genervt von den Reisegeschichten der anderen und ich wollte auch von mir nichts erzählen. Nun wusste ich umso mehr warum ich die Reisepause eingelegt habe…. Also habe ich mich auf den Nachhauseweg gemacht und hab einfach eine Wohnung für mich zu haben, genossen. 

Die Woche verging eigentlich sehr schnell und das Regenwetter und der damit verbundene Sturm haben mich sehr dazu gezwungen einen Gang runterzuschalten. Wladi hat meine Unruhe sehr gelassen genommen und fand es oft amüsant. Schliesslich war ich es seit einem Jahr gewohnt immer etwas zu tun zu haben. Hier gibt es auch einiges zu tun aber das Wetter hat es einfach nicht zugelassen - so sind wir statt der geplanten Ausflüge zu Hause geblieben, haben Spaziergänge gemacht, waren auf einem Konzert und im Kino. Nun weiss ich aber auch was es heisst, wenn der Pazifik mal richtig unruhig wird…. die Wellen waren einige Meter hoch und viele Küstenabschnitte wurden komplett zerstört und auch viele Restaurants am Strand. Man durfte nicht in die Nähe des Ozeans kommen und das für einige Tage. Es gab sogar die „Sea Security Police“, die das überwacht hat. Als am Montag der Sturm endlich nachliess und auch langsam die Sonne etwas durchkam, konnte man klar sehen, was das Meer alles anrichten kann. Treibholz, Sand, Glas, Müll und noch vieles mehr war an Orte verteilt, wo normalerweise wirklich nichts von dem sein sollte. 

Die anschliessenden Tage waren nun aber wieder traumhaft sonnig und warm und so machte es auch Freude in der Stadt herumzulaufen, den Strand vor der Tür zu geniessen und zu den Dünen zu fahren. Wir waren auch viel mit dem Fahrrad unterwegs und haben einiges gesehen…. die Gegend hier ist einfach traumhaft schön und auch dieses Mal werde ich mich nur mit schwerem Herzen verabschieden.

Nach 2 Wochen Pause wird es nun bald weitergehen - da mich das Wetter zum Nichtstun gezwungen hat, bin ich echt bereit für die neuen Abenteuer. Wie ich bereits erwähnt habe, bin ich nun seit 1 Jahr unterwegs und ich habe so viel gesehen aber noch immer habe ich nicht genug. Südamerika ich einfach so vielfältig und man kann sehr viel verschiedenes sehen und erleben. Was für mich aber mittlerweile am wichtigsten geworden ist, ist die Möglichkeit aktiv zu sein und Berge zu besteigen. Während meiner Reisepause hatte ich nun einiges an Zeit um über Bolivien zu recherchieren und ich habe einige tolle Möglichkeiten gefunden, denn auch in Bolivien gibt es wieder die Anden, den Amazonas und das Flachland. 

Die wohl krasseste Veränderung wird aber sein, dass ich von nun an ohne Melanie unterwegs sein werde und auch sonst sind alle Reisebekanntschaften mittlerweile nicht mehr in Südamerika. Aber ich freue mich sehr auf die Herausforderungen, die so vor mir liegen werden.

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