San Luis de Potosí

Manchmal muss man raus aus der grossen Stadt um ein bisschen frische Luft zu bekommen aber auch um ein bisschen Abwechslung in das chaotische Stadtleben zu bringen. So kam es, dass ich mich auf den Weg nach San Luis de Potosí machte. Beim Projekt in Oaxaca hab ich Gonzalo kennen gelernt (im letzten Post war er auch schon zu sehen) und da er von dort kommt, hatte ich den besten Reiseführer an meiner Seite.

Die Reise begann also am Freitagnachmittag zur Rushhour in Mexico City und schnell begriff ich, dass an diesem Abend so gar nichts nach Plan laufen wird. Von meinem Zuhause zum Busterminal war es eine einzige Tortour weil die U-Bahn unglaublich voll war. Ich drängte mich also von einer Station zur nächsten, wurde wie eine Sardine in den Zug hineingeschoben und drängte mich schliesslich wieder mit voller Kraft und komplett verschwitzt aus dem Zug um endlich in den Bus zu steigen zu können. Es ist einfach nur ekelig, in der U-Bahn so festzustecken. In solchen Situationen denke ich einfach immer an klimatisierte Busse und lass mich von der Musik berieseln in meinem Ohr. Gott sei Dank hat ja alles einmal ein Ende und so sass ich gegen 17 Uhr in einem wunderbar klimatisierten und komfortablen Bus in Richtung Norden.

Wie bereits erwähnt, sollte nichts nach Plan laufen bei dieser Reise und so steckten wir von Anfang an im Stau fest. Es ging immer nur schleppend voran, bis wir irgendwann komplett für 1 Stunde standen. Nachdem auch das ein Ende hatte, ging es zügig und ohne weitere Unterbrechungen ans Ziel. Statt den üblichen 5 Stunden, hatte ich 7 Stunden gebraucht und kam gegen Mitternacht bei Gonzalo an. Nach kurzem Geplaudere sind wir auch schon ins Bett um für den nächsten Tag fit zu sein...

Seine Eltern sind unglaublich gastfreundlich und so gab es am Samstagmorgen ein herrliches mexikanisches Frühstück mit Eiern, Quesadillas, Avocado, Saucen, etc. Wir haben viel geplaudert und irgendwann sind wir dann doch los und haben die Stadt erkundet. 

Die Stadt ist wirklich wunderschön und geschichtlich sehr interessant. Wir sind also ins Zentrum und haben uns die unzähligen Kirchen mit den opulenten Goldverzierungen angesehen, sind in einige der Museen und haben uns durch die verschiedenen Street-Food-Stände gegessen.
Was ich in Mexiko immer besonders schätze sind die Plätze vor den Kirchen, die einfach nur voller Leben sind und jeder irgendwie seinem Geschäft nach geht oder den Moment geniesst. Das Innere der Kirche ist wie überall voller Gold und man fragt sich warum das sein muss. Die Museen haben mein Herz schon eher höher schlagen lassen. Zum einen sind wir in ein Museum zum Thema "Masken rund um die Welt" und dann sind wir das kulturelle Zentrum der Stadt gegangen. Früher war es ein Gefängnis und wurde in den 2000er Jahren komplett renoviert und beherbergt nun sehr interessante Kunstausstellungen. Da wir wirklich von den Ausstellungen aber auch vom Gebäude begeistert waren, haben wir wirklich einige Zeit dort verbracht. Die diversen Innenhöfe wurden zu Gärten umgewandelt, die die verschiedenen Vegetationen des Bundesstaates "San Luis" wiederspiegeln. Wie jede Zone in Mexiko, hat auch San Luis einige kulinarische Spezialitäten und die wollte Gonzalo mir natürlich nicht vorenthalten. Also, haben wir an diesem Tag wirklich sehr viel gegessen aber durch die ganzen Kilometer, die wir zurückgelegt haben, haben wir uns das auch wieder runtergelaufen.

Das Tolle an einem Wochenende an einem Ort mit Einheimischen ist, dass man wirklich sehr viel über eine Stadt lernt. Gonzalo ist geschichtlich sehr belesen und wusste somit entsprechend viel. Es ist aber auch einfach interessant wie das Leben so ist in anderen mexikanischen Städten. Leider hört man meistens ja nur von den Städten, die vom Drogenkrieg geprägt sind oder die Probleme mit dem Abbau von Rohmaterialien haben. Wäre ich nicht Gonzalo begegnet, wäre ich wahrscheinlich nie nach San Luis de Potosí gekommen und hätte nie erfahren, dass diese Stadt so gar nicht dem mexikanischen Stereotyp entspricht. In Wahrheit ist es nämlich eine sehr ruhige Stadt, die wenig Probleme mit Kriminalität hat. Man kann unbedenklich nachts zu Fuss nach Hause laufen und auch tagsüber muss man nicht wirklich über Taschendiebe und ähnliches nachdenken. Dadurch dass BMW eines ihrer Werke dorthin verlegt hat, gibt auch genügend Arbeit und das wiederum spiegelt sich in den Häusern und verschiedenen Wohngegenden wieder. Alles in allem war es sehr interessant, das alles über San Luis zu lernen...

Plaza de Armas mit der dazugehörigen Kirche

Das Innenleben der Kirche

Im Maskenmuseum

Der Innenhof des Museums


Das ehemalige Gefängnis...

Einer der zahlreichen Innenhöfe des Zentrums der Kultur
Der Abend war dann ganz im Zeichen von mexikanischem Nachtleben. Naja, was heisst schon mexikanisch... wir sind mit einigen seiner Freunde in ein paar Bars gegangen und haben ein bisschen was getrunken, getanzt und gequatscht und um 3 Uhr waren wir wieder zu Hause. 

Das Wochenende in einer kleineren Stadt mit weniger Stress und besserer Luft hat wirklich gut getan. Es war eine perfekte Abwechslung und so konnte ich mich wieder auf das Leben in Mexico City freuen. So chaotisch und stressig es auch ist normalerweise, ich fühle mich wohl und ich komme immer besser damit zurecht, dass die Stadt prinzipiell nie schläft und es immer was zu sehen oder zu tun gibt. 

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