Fernlehre a la mexicana

Die Universität in Mexiko Stadt hat die Situation eigentlich sehr intelligent gelöst... zuerst wurden die Ferien um 5 Wochen verlängert um die Universität auf den digitalen Alltag vorzubereiten. In dieser Zeit konnten sich nicht nur alle Professoren der Universität auf einer neuen Homepage registrieren, sondern es wurden auch alle Informationen bereitgestellt, die ein Student benötigen könnte. Dann wurden nach und nach alle nötigen Informationen zur Verfügung gestellt, damit man wusste welcher Professor welches technische Hilfsmittel verwenden wird. So konnte man sich schon im Vorhinein die Programme runterladen und den Computer entsprechend aufrüsten. Des weiteren wurden auf der neuen Homepage auch sonst alle nötigen Informationen gesammelt, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. 

Als der Anfang des neuen Trimesters dann näher kam, verschickten die Professoren E-Mails mit allen nötigen Informationen um eine Idee zu bekommen, wie diese neue Situation sich auf die verschiedenen Kurse auswirken wird. Diese E-Mails enthielten zum einen die detaillierten Programme und zum anderen Informationen über die Anwesenheitspflicht und den Abschluss sowie die Beurteilung der einzelnen Kurse.

Im Prinzip haben alle meine Professoren es ähnlich gemacht - der Unterricht selber hat über "Zoom" oder "Google Meet" stattgefunden und war eigentlich dem normalen Unterricht sehr ähnlich. Zusätzlich zu den Unterrichtseinheiten musste man eine Menge an Hausaufgaben abgeben, in manchen Fächern auf einer wöchentlichen Basis und bei anderen Professoren alle 2-3 Wochen. Je nachdem waren dann auch die Hausaufgaben kürzer oder eben intensiver. Aber eigentlich habe ich nicht recht viel Unterschied zum normalen Unialltag erlebt, ausser dass ich mir täglich 2 Stunden Fahrt in der Metro gespart habe. 

Durch die ganzen zusätzlichen Hausaufgaben, die man abgeben musste, konnte ich mein Spanisch sogar noch mehr perfektionieren als ich das eigentlich gedacht hatte, weil es sich natürlich immer um akademische Texte gehandelt hat. So konnte ich mich bereits ein bisschen auf das Schreiben meiner Bachelorarbeit in Spanisch vorbereiten - denn das wird das grosse Projekt für das kommende Jahr werden.

Im Endeffekt glaube ich, dass der Fernunterricht sogar mehr Arbeit ist als der Präsenzunterricht, denn das Schreiben der Abschlussarbeiten (anstatt von einfachen Prüfungen) zusammen mit dem ganzen Verfassen der akademischen Texte ist sehr zeitaufwendig. Hier in Mexiko auf der Uni gibt es noch einen weiteren gravierenden Unterschied - Lektüre, die man für eine Abschlussarbeit oder generell für den Unterricht benötigt, wird nicht zusammengefasst oder aufbereitet den Studenten ausgehändigt. Jeder muss sich die ganzen Informationen und Details selbst erarbeiten und das kostet natürlich Zeit - manchmal mehr und manchmal weniger. Das sollte aber nicht negativ klingen, denn ich habe den Eindruck bekommen, dass man so in der Lage ist, sich eine viel unabhängigere Meinung zu bilden und ich sehe auch einen viel grösseren Lerneffekt bei dieser Methode.

Zusätzlich zu den Abschlussarbeiten, wurden in zwei meiner vier Fächer noch eine mündliche Prüfung abgehalten. Das kann man sich wie eine sogenannte "Open-Book-Prüfung" vorstellen. Das heisst, dass man zwar Unterlagen zum Beantworten der Fragen verwenden darf, aber man sich trotzdem ausreichend vorbereiten muss, denn sonst würde man zuviel Zeit zum beantworten der Frage benötigen. Im Prinzip lief es so ab - man bekam 2 Fragen gestellt und musste diese ausreichend beantworten und im Fall, dass man keine befriedigende Antwort gab, bekam man noch zusätzliche Fragen gestellt.

Das spiegelt vor allem den Fakt wieder, dass hier auf der Uni der Fokus nicht auf dem sogenannten "Aussortieren" liegt, sondern darauf, dass die Studenten genügend lernen und dann auch entsprechend dem Aufwand eine gute Qualifikation erhalten. Auf der Uni in Salzburg ist es oft das Gegenteil - Prüfungen werden so gestaltet, dass die Chance durchzufallen relativ gross ist um die Zahl der Studierenden zu reduzieren. 

Zu dem ganzen neuen Alltag kam dann noch der Fakt hinzu, dass das Trimester nur 9 Wochen dauerte, anstatt der normalen 11 Wochen. So hatten die Professoren natürlich etwas Druck den ganzen vorgesehenen Stoff durchzubringen. Ich nehme mal an, dass auch deswegen die Hausaufgaben und Arbeiten so üppig ausgefallen sind. Zusätzlich hat das Rektorat vorgesehen, dass auch Samstag ein Unterrichtstag ist, was heisst, dass zwar keine Seminare abgehalten wurden, aber man davon ausging, dass der sechste Tag pro Woche, zur Ausarbeitung der Hausaufgaben verwendet wird.

So hat sich mein drittes und letztes Trimester an der UAM in Mexico City sehr schnell dem Ende zugeneigt - schneller als ich schauen konnte. Mein Spanisch kann man wirklich nicht mehr mit dem Niveau vergleichen, mit welchem ich mein Praktikum in Oaxaca begonnen habe. Somit kann ich mich nur glücklich schätzen, dass ich die Möglichkeit bekommen habe und ich so stark davon profitieren konnte.

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