Der Roadtrip durch den Süden von Brasilien beginnt

Ein fixer Bestandteil einer so langen Reise sind die sogenannten "Planertage bzw Planerstunden" - die gehören einfach dazu wenn man alles so spontan und individuell wie möglich machen will. Mir persönlich machen sie unglaublich viel Spass und irgendwie sehe ich es im Moment auch als meine Hauptaufgabe an weil ich einfach die meiste Erfahrung damit habe. So sind wir auch zu unserem Auto gekommen welches wir für 3 Wochen ab/bis Rio de Janeiro gebucht haben. Am Flughafen kam dann auch gleich mal die erste Überraschung. Als wir 3 Stunden zu spät das Auto abholen wollten war es nämlich weg.... leider war das komplett meine Schuld weil ich die Bedingungen nicht vollständig gelesen hatte und die anderen überredet habe später loszufahren. Aber so konnten Flo und Mel auch gleich in den Genuss meiner neuen und sehr gechillten, organisatorischen Fähigkeiten kommen ;-). Nach 2 Stunden hatten wir dann aber ein neues Auto bekommen und wir konnten starten....

Ich sass am Steuer weil ich krassen Verkehr von Indonesien gewohnt war und wir schliesslich aus Rio zuerst mal raus mussten. Flo sass neben mir weil wir natürlich kein Navi hatten und er Karten lesen kann und Mel hat auf der Rückbank geschwitzt. Flo und ich waren ein hervorragendes Team und so haben wir die Fähigkeit besessen zuerst Mal ins Zentrum hineinzufahren bevor wir wieder hinausfinden mussten (man muss aber erwähnen, dass das absolut nicht nötig gewesen wäre) - das alles mit einigen abenteuerlichen Manövern und viel Gehupe meinerseits. Im Endeffekt ist alles gut gegangen und wir sind unversehrt in Paraty angekommen - später als gedacht aber das hat keine Rolle gespielt, denn wir waren super stolz dass wir das alles ohne Navi geschafft hatten.

Am nächsten Tag haben wir dann begonnen die Gegend zu erkunden und sind bei Wasserfällen, natürlichen Rutschen und Pools gelandet und haben einfach die Sonne genossen. Alles in allem war es ein wunderschöner und perfekter Tag den wir bei einem Stadtrundgang und Dinner ausklingen haben lassen. Paraty ist die älteste Stadt Brasiliens und somit voll von Geschichte und wunderschönen Bauwerken.

Nach 2 Nächten ging es nun auf die Ilha Grande weiter - die Insel ist dem Festland vorgelagert und voll von Dschungel, schönen Stränden und Caipirinha (wieder einmal). Nachdem wir mit der lokalen Fähre angekommen waren und unser Gepäck ins Hostel gebracht hatten, haben wir uns ein Restaurant mit unseren preislichenVorstellungen gesucht und den Abend am Strand ausklingen lassen. Auch altbekannte Freunde aus Rio sind dazu gekommen.... tja, man ist eben nie lange alleine.

Dass Reisen auch andere Seiten haben kann, durften wir dann am nächsten Tag spüren als es nur noch gefühlte 2 Grad inklusive anhaltendem, strömendem Regen hatte. Seit ich losgezogen bin, war ich nur 25 Grad aufwärts gewohnt und nun waren wir auf einer Insel die praktisch nur aus Sand besteht und es regnet - meine Laune war im Keller und mir war saukalt. Schnell bekam ich Arbeit, da sich weitere Leute aus Rio ankündigten und ich die Schlafplätze organisieren musste. Fabio (Schweizer und bereits seit 2 Jahren unterwegs) und Verny (Guatemalteke und seit ca. 1 Jahr auf Reisen) kamen am Abend an und nachdem wir uns für die geplante Wanderung am nächsten Tag vorbereitet hatten (Proviant kaufen, Route raussuchen, Startzeit ausdiskutieren, etc.) sind wir alle ins Bett gefallen. Die Wanderung führte uns quer über die Insel, durch den Dschungel und vorbei an traumhaften Stränden.... bis dann doch wieder der Regen kam und wir mit nem Boot zurück fahren mussten. Die Laune konnte man uns aber nicht verderben denn wieder einmal stand eine Party mit guten Rhythmen am Abendprogramm.

Diese Parties sind ein separates Thema für mich im Moment. Ich habe mich in Indonesien sehr von diesem "Leben" verabschiedet weil es mir einfach keine Freunde mehr bereitet hat. Ich steh lieber früh auf, geniesse den vollen Tag inklusive neuer Eindrücke als im Club bis in die frühen Morgenstunden herumzuhüpfen. Brasilien ist aber eine echte Herausforderung was das anbelangt weil Tanzen und Spass zu den wichtigsten Dingen hier gehören. Am Anfang war das auch eine akzeptable Abwechslung aber irgendwann war für mich klar, dass ich wieder zur "Morgenstund hat Gold im Mund" zurückfinden will.

Nichtsdestotrotz hatten wir eine super Zeit auf der Insel obwohl das Wetter so bescheiden war. Natürlich hatte das wiederum einmal mehr mit den Menschen um uns herum zu tun. Fabio und Verny haben einfach perfekt in unsere Reisegruppe gepasst. Verny musste sich leider nach 2 Nächten wieder verabschieden weil er im Moment in Rio arbeitet - Fabio konnte sich aber nicht von uns trennen und ist uns so einige Tage erhalten geblieben. Das Wetter sollte sich auf der Insel leider nicht bessern - also haben wir die Pläne komplett geändert und sind zurück nach Paraty von wo aus wir die Gegend weiter erkundet haben. Schliesslich gibt es genügend zu sehen. Einen Tag haben wir in Trindade mit wandern und schnorcheln verbracht und einen Tag auf einem Boot welches uns zu tollen vorgelagerten Inseln bringen soll. Beide Tage waren toll - für mich eher Trindade weil ich wandern einfach liebe, vor allem wenn man von einem wunderbaren Strand zum nächsten wandert und das auch noch durch Dschungel und über Stock und Stein. Ich denke für die anderen war die Bootstour das Highlight aber da ich einfach unglaublich verwöhnt wurde mit Inseln in Indonesien, habe ich es zwar genossen aber umgehauen hat es mich nicht. Das ist eine weitere Schattenseite am langen Reisen wie ich langsam immer mehr feststelle. Man sieht so viel und an einem gewissen Punkt kann das nicht mehr übertroffen werden und man lässt sich berieseln aber die grosse Begeisterung bleibt aus, was schon irgendwie traurig ist weil es ja wunderschöne Orte/Plätze/Landschaften sind.

Wie ihr seht, ist Indonesien noch immer in meinem Gedächtnis/Herzen und ich vergleiche weiterhin... immer weniger natürlich aber die Eindrücke waren einfach unglaublich intensiv und Brasilien kann da in vielem nicht mithalten - zumindest bis jetzt nicht. Natürlich ist das Land sehr interessant aber im Moment ist es mir zu westlich und ich sehne mich nach mehr Kultur, mehr Neuem, mehr Chaos, einfach mehr. Auf der anderen Seite haben wir so tolle und interessante Menschen hier getroffen und unglaublich viel Spass gehabt - obwohl wir erst seit 3 Wochen hier sind. Gott sei Dank sind noch fast 2 Wochen übrig bevor es weiter nach Argentinien geht...

Nach 3 Nächten in Paraty sind wir weiter in Richtung Süden gefahren - der nächste Zwischenstopp war Curitiba wo Mel einen alten Bekannten aus Tirol besuchen wollte. So haben wir 2 Nächte im "Winter" verbracht um rauszufinden, dass das nächste geplante Ziel auch von Regen und tiefen Temperaturen heimgesucht wird. Die Pläne wurden wieder geändert, denn keiner von uns wollte noch einmal auf einer Insel im Regen festsitzen. Wir haben also Florianopolis links liegen gelassen und sind direkt nach Foz do Iguazu aufgebrochen - von furchtbaren 10 Grad in angenehme 30 Grad - in 8 Stunden.

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