Highlights über Highlights und der Abschluss von Brasilien

Brasilien hat sich uns die vergangene Woche von der aufregenden, vielfältigen und wunderschönen Seite gezeigt. Weg von dem ganzen Partyvolk und hinein in die Natur mit all ihren Wundern. Die Woche war so aufregend und es ist so viel passiert, dass man es schwer in Worte fassen kann aber versuchen tu ich es trotzdem:

Um 2 Uhr nachmittags sind wir endlich in Foz do Iguazu angekommen (so heisst die Stadt in der Nähe der Wasserfälle auf der brasilianischen Seite). Die Stadt, die nicht mal so klein ist, liegt im Länderdreieck zwischen Brasilien, Argentinien und Paraguay - je nachdem wo man sich also befindet, kann man in eines der 3 Länder blicken. Als wir angekommen sind, hat mich irgendwie der Tatendrang und auch die Aufregung gepackt. Die anderen waren schnell überzeugt und so haben wir uns direkt auf den Weg gemacht um die brasilianische Seite der Fälle zu besichtigen. Wie nicht anders erwartet war es atemberaubend und wunderschön und wir konnten tolle Bilder machen. Wir sind auf dem Gelände herumgewandert bis der Park geschlossen wurde. Natürlich wird rund um solche Naturwunder ein Nationalpark gebaut und so muss man Eintritt zahlen und es gibt Öffnungszeiten - leider, weil wir wollten eigentlich gar nicht weg. Es war zu schön dort und vor allem konnten wir endlich wieder einmal Sonnenstrahlen geniessen.

Am nächsten Tag war es schon wieder vorbei mit Sonne, denn es hat geregnet aber wenigstens waren die Temperaturen weiterhin angenehm. Das gute an Regentagen ist, dass Nationalparks nicht überrannt sind. Also haben wir uns auf den Weg zu den Wasserfällen auf der argentinischen Seite gemacht. Dafür braucht man vor allem eines - Geduld - und einiges an Zeit schadet auch nicht. Da wir wie immer versuchen Geld zu sparen, sind wir nicht mit dem Tourishuttle gefahren sondern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Nachdem wir uns argentinische Pesos besorgt hatten, ging es los mit Bus Nummer 1 bis zur Grenze um dort zu erfahren, dass ich bei Einreise am Flughafen ein falsches Visum bekommen habe. Also war ich ohne es zu wissen illegal im Land und bekam eine Strafe von ca. 25 Euro. Diese muss ich vor der Wiedereinreise via Bank bezahlen. Schlechter Scherz weil das war ja unmöglich in meinem Fall. Naja, wir haben diese Sache mal links liegen gelassen und sind weiter zu den Wasserfällen gefahren. Dafür haben wir zwei weitere Busse gebraucht aber im Endeffekt sind wir angekommen und los ging es. Die argentinische Seite ist viel weitläufiger und es gibt verschiedene Wanderwege, die wir natürlich alle abgelaufen sind. Keiner davon war wirklich anstrengend aber alle haben einen tollen Ausblick auf die Fälle gegeben. Also diese Iguazu Wasserfälle sind einfach der Hammer, ich mein, man braucht 2 Tage um sie zu besichtigen und der Anblick wird und wird nicht langweilig. Wieder mussten wir uns nach den Öffnungszeiten orientieren aber an solchen Plätzen ist die Zeit doch immer viel zu kurz oder?

Auf dem Rückweg musste ich mich nun mit der Visumsache auseinandersetzen weil man mich natürlich nicht einreisen hat lassen. Also habe ich angefangen zu diskutieren weil als EU-Bürger steht mir ein 90-Tages-Visum zu. Am Anfang war das relativ schwierig weil deren Englisch ziemlich beschränkt ist. Aber als klar war, dass ich nicht locker lassen werde weil es schliesslich nicht meine Schuld ist, haben die Zollbeamten jemanden geholt der auch ausreichend Englisch spricht. Nach weiteren Diskussionen bei denen ich schon fast den Mut verloren hatte und ich etwas verzweifelt war, bekam ich endlich einen Lösungsvorschlag mitgeteilt. Ich darf nach Brasilien einreisen, muss aber am nächsten Tag die Strafe bezahlen, muss dann zurück zur Grenze um das Visum zu bekommen und kann dann bei der Polizei in Foz do Iguazu das Geld wieder einfordern. Geht doch.... endlich konnten wir uns auf den Nachhauseweg machen. Ich war fix und fertig und war heil froh als wir im Hostel angekommen sind.

Am nächsten Tag wollte ich gleich am Vormittag mit dem Marathon von Bank zu Zollamt zu Polizei beginnen - schnell wurde ich abgebremst weil die Banken nämlich streiken in ganz Brasilien und so eine Überweisung unmöglich ist. Mein Pech habe ich natürlich den Leuten im Hostel mitgeteilt und sofort hat der Besitzer seine Hilfe angeboten. Er hat mir also die Überweisung von seinem Konto online gemacht und ich konnte ihm einfach das Geld in bar geben. Was für ein Glück.....

Der nächste Schritt am Zollamt war schnell erledigt und so war ich endlich legal im Land und musste nur mehr zur Polizei. Überraschenderweise hatte ich schnell ein paar englisch sprechende Beamte gefunden die mir halfen und so konnte ich meine Anzeige erstatten und alles zu Protokoll geben. Der Freund von Melanie den wir in Curitiba besucht hatten, hat mir noch das benötigte Bankkonto besorgt wohin das Geld erstattet wird - hoffentlich... aber im Dezember werde ich es wissen. So war gegen frühen Nachmittag alles erledigt und wir konnten uns wieder den angenehmen Dingen widmen. Wir hatten nämlich vor einen Fallschirmsprung zu machen.... da das Wetter gut war, sprangen wir genau zum Sonnenuntergang aus dem Flugzeug und jeder von uns 3 hatte einen unvergesslichen Blick auf die drei Länder, die Wasserfälle und auf den Itaipu-Staudamm. Was für ein glorreicher Abschied von dieser Gegend....

Das nächste Ziel war nun Bonito - ein kleines Städtchen wo man in glasklaren Flüssen mit Kaimanen und verschiedenen, bunten Fischen schnorchelt. Fabio (Schweizer, der uns für einige Tage begleitet hat) hat so von der Umgebung geschwärmt, dass wir es in unsere Reise eingebaut haben. Und wirklich.... wir hatten einen wunderschönen Tag dort. Vor allem war es mal ganz was anderes. Da wir irgendwie müde von dem vielen Fahren waren, haben wir noch einen Relaxtag dort eingelegt bevor wir weiter in Richtung Pantanal gefahren sind.

Das Pantanal ist eines der grössten Sumpfgebiete weltweit und es war unglaublich schwierig etwas darüber rauszufinden weil es fast nicht besiedelt und einfach riesengross mit insgesamt 230'000 km2 ist. In Bonito habe ich den Leuten Löcher in den Bauch gefragt bis ich endlich das Richtige für uns gefunden hatte. Im Endeffekt sind wir 5 Stunden in dieses Gebiet hineingefahren um 2 Nächte auf einer Farm in Hängematten zu schlafen. Es ist so schwer zu beschreiben aber es war wunderschön dort - irgendwo im nirgendwo umgeben von tausenden von Tieren mit den dazugehörigen Lauten. Die Farm besitzt ca. 2000 Hektar Land und ist eine der Kleineren im Pantanal. Wir haben dort mit Alex (einem echten "Cowboy", der dort lebt) verschiedene Wanderungen bei Tag, bei Nacht und zum Sonnenaufgang gemacht, sind mit dem Jeep herumgefahren sowie mit dem Pferd unterwegs gewesen - und das alles um so viele Tiere wie möglich zu sehen und um so viel wie möglich über die Natur zu lernen. Leider haben wir keine Jaguar oder Puma erspähen können aber dafür Kaimane, verschiedenste Vögel in jeglichen Farben, Füchse, Rehe, usw. Gleichzeitig haben wir atemberaubende Sonnenuntergänge bestaunen dürfen. Alles zusammen hat 3 unvergessliche Tage ergeben an die wir noch lange zurückdenken werden. Wir waren wirklich traurig diesen Ort zu verlassen weil er so voller Energie ist und jeder von uns drei hat für sich etwas finden können - sei es die unglaubliche Szenerie, das Reiten, das Wetter, die entspannte Atmosphäre oder die Hängematten....

Nun hatten wir noch 3 Tage Zeit um unser Auto wieder in Rio de Janeiro abzugeben. Die ersten 1400 Kilometer haben wir in 2 Tagen zurück gelegt und haben so einen Stop in Sao Paulo eingelegt. Was für eine krasse Stadt mit 21 Millionen Einwohner. Gott sei Dank konnten wir ein nettes Hostel in einem sicheren Viertel und mit Parkplatz finden. Wie schon in Rio und in Paraty haben wir auch hier wieder eine Walking Tour mitgemacht - durch das historische Zentrum. Und jetzt kommt die Überraschung: Das Zentrum ist aber die gefährlichste und heruntergekommenste Gegend in die man sich nachts lieber nicht verirrt aber sie ist mitten in der Stadt. Natürlich waren die Gebäude mit den Geschichten dahinter interessant und imposant aber vor allem war es schockierend für mich. Ich glaube es gibt unzählbar viele Obdachlose in dieser Stadt und es scheint als haben sie mitten im Zentrum ihre Zelte aufgebaut - im wahrsten Sinne des Wortes. Jeder Platz ist historisch wertvoll aber zugemüllt, die Obdachlosen liegen herum und haben eben deren "Häuser" aufgebaut. Mittendrin leben Kinder, spielen mit Kartonschachteln Fussball und schauen den Eltern und "Nachbarn" beim Dahinvegetieren zu. Es war wirklich ein trauriges Bild egal wohin ich geschaut habe. Etwas Vergleichbares habe ich noch nie gesehen und so wird es mich noch einige Zeit beschäftigen, da bin ich sicher. Um dieser Situation noch die Krone aufzusetzen hat die Stadt Jahrzehntelang die Situation ignoriert aber stattdessen neue Stadtteile für die Reichen kreiert, die sicher und schön sind. Für die Obdachlosen und für die Kinder, die in diesem Elend aufwachsen und so nie eine Chance bekommen, wird nichts getan - wie wenn man darauf warten würde, dass sie aussterben oder von selber verschwinden. Irgendwie war ich froh als wir die Stadt wieder verlassen haben - nicht weil ich Angst hatte sondern weil es mich so traurig gemacht hat wie man mit Menschen umgeht und in welchem Elend diese Stadt versinkt.

Brasilien neigt sich nun dem Ende zu und nach den letzten Tanznächten in Rio werden wir ein neues Land erobern - Argentinien - und vor allem werden wir bald eine weitere Sprache sprechen.... das hoffen wir zumindest.

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