Chile hat ein ❤️ verdient

Die Zeit seit unserer unvergesslichen Gletscherwanderung ist sehr sehr schnell vergangen. Dank meinem Freund Gonzalo, welchen ich auf Bali kennengelernt habe, hat sich die Zeit in Chile zu einer ganz besonderen entwickelt. Weg von Hostels und anderen Unterkünften sowie vom täglichen selber den Weg finden und hinein in das alltägliche Chile ohne die typischen Touristenplätze. Eineinhalb Wochen, die wir wohl nicht so schnell vergessen werden....

Nun aber kurz zu Gonzalo: Er kommt aus Chiloé und ist unglaublich stolz auf seine Heimat. Bereits bei unserem ersten Zusammentreffen hat er mir davon vorgeschwärmt. Als ich ihm dann erzählt habe, dass es nun soweit ist und wir in ein paar Tagen auf "seiner" Insel "landen", hat er angefangen Freunde und Familie zu kontaktieren damit wir in jeder Stadt einen Schlafplatz haben sowie jemanden, der uns herumführt, mit uns ausgeht. etc. Da Chiloten (so nennt man die Bewohner auf Chiloé) anscheinend überall in Chile verstreut, unglaublich gastfreundlich und auch noch Gonzalo's Freunde sind, konnten wir auch in anderen Städten Unterschlupf finden. Die einzige Herausforderung die blieb war die Sprache, da niemand Englisch sprechen würde solange wir privat untergebracht sind.

Nachdem wir Tranquilo den Rücken gekehrt haben, sind wir 5 Stunden auf der Carretera Austral in Richtung Norden gefahren. Wer nun denkt, dass 5 Stunden lange sind, der irrt sich weil die Landschaft sehr abwechslungsreich und wunderschön ist. Immer wieder haben wir einen Stop eingelegt um das Panorama zu geniessen. Patagonien hatte sich noch einmal von der schönsten Seite gezeigt aber natürlich wieder mit einer Menge Wind. Unser Ziel war Coyhaique wo wir einfach 2 Nächte verbracht haben um Wäsche zu waschen, uns auszuruhen, Besorgungen zu machen und uns für die nächsten Tage zu organisieren.

Dann ging es los.... voll bepackt mit Proviant für eine 28-stündige Bootsfahrt durch die Kanäle von Chile mit Ziel Quellon auf der Insel Chiloé. Mit der üblichen Verspätung und der beiden Busfahrten zum Hafen Chacabuco waren wir dann 36 Stunden unterwegs. Die Zeit verging mehr oder weniger schnell mit Karten spielen, lesen, Film schauen, essen und dann waren da noch einige Kinder die uns Lieder vorgesungen haben und einfach neugierig waren woher wir denn kommen. Die Schlafsituation hingegen war bescheiden - da war jede Busfahrt Luxus dagegen. Aber bereut haben wir dennoch nichts weil die Fahrt schön und eine Abwechslung zu den ganzen Busfahrten war. Irgendwann sind wir dann in Quellon angekommen wo bereits ein Freund von Gonzalo auf uns gewartet hat - wir wurden also abgeholt. Was für ein Highlight - kein Suchen nach dem richtigen Bus, kein Verhandeln für einen angemessenen Taxipreis... wie toll. Nach der Dusche ging es auch schon los, zuerst zum Dinner und dann zur Party. Nachdem wir wieder einmal eine ganze Nacht durchgetanzt hatten und am nächsten Tag "ausgeschlafen" waren, ging es weiter zu einem sehr traditionellen Mittagessen und dann in einen Nationalpark zum wandern. Die Aussicht war toll, die Gespräche gut und so haben wir wirklich einen schönen Tag verbracht. Quellon selber ist eine typische Hafenstadt, die einfach nicht schön ist und in der es auch nichts zu tun gibt. Also haben wir uns am nächsten Tag nach Castro aufgemacht. Dort hat uns dann Gonzalo's Familie in Empfang genommen - aber wie - mit so viel Herzlichkeit und als würden wir uns schon seit Ewigkeiten kennen. Da die Oma ihren 83igsten Geburtstag gefeiert hat, wurden wir auch noch gleich zum Abendessen eingeladen. Alle waren so nett und haben schön deutlich mit uns gesprochen, damit wir auch alles (mehr oder weniger) verstehen. Es war also ein richtig gelungener Abend im Kreise der Familie. Für den nächsten Tag war nun geplant in den Nationalpark Chiloé zu fahren - er ist eher klein und schon nach ein paar Stunden haben wir alle möglichen Wanderungen absolviert. Also blieb einiges an Zeit für andere Aktivitäten - Melanie hat endlich die Gelegenheit bekommen den Nachmittag auf einem Pferd zu verbringen und ich hab einfach den Strand genossen. Als wir am Abend wieder zurück waren, hatte die Oma von Gonzalo bereits das Abendessen für uns parat gemacht - was für ein Luxus sich nach einem Tag voller Aktivitäten nicht um das Essen kümmern zu müssen. Den letzten Tag auf Chiloé haben wir in Castro mit herumschlendern und traditionellen Gerichten essen verbracht. Am Abend haben wir dann für die Familie Kaiserschmarrn gemacht und im Gegenzug hat die Mama von Gonzalo Ceviche (kaltes Fischgericht) zubereitet. Ein toller Abend mit viel zu viel Essen unter dem Motto "Österreich trifft auf Chile".

Die Reise ging nun weiter nach Valparaiso - über Nacht waren wir mit dem Bus unterwegs und nach schnellen 18 Stunden sind wir auch schon angekommen. Auch dort wurden wir wieder von einem Freund (names Wladi) von Gonzalo in Empfang genommen. Nachdem wir uns kurz frisch gemacht und gegessen hatten, ging es los in die Stadt. Valparaiso ist eine sehr aussergewöhnliche Stadt und voller Chaos, schräger Gestalten, Graffiti, Bars, Clubs und mit tollen Aussichtsplätzen.

Ich war sehr froh, dass mein runder Geburtstag in einer Stadt wie Valparaiso sein wird - in der irgendwie nichts normal ist. Mein Geburtstag hat mit 2 Tauchgängen angefangen (genau das hatte ich mir immer gewünscht) aber mit ungewohnten Bedingungen: kalter Pazifik mit extrem starker Strömung. Nichtsdestotrotz hab ich mich wunderbar gefühlt unter Wasser und vor allem als wir durch das Wreck und durch einen mystischen Wald geschwommen sind, sind alle möglichen Glücksgefühle in mir aufgestiegen. Mein Tauchbuddy Wladi (bei dem wir auch gewohnt haben) und ich haben sehr gut harmoniert und so sind wir gechillt durch das Wasser geglitten und haben uns von der Strömung tragen lassen. Wie immer vergeht die Zeit wie im Flug und schnell waren wir wieder an Land.... dort hat bereits Melanie auf mich gewartet und nach unserem tollen Mittagessen in einem Fischrestaurant nahe dem Strand (inklusive kleinem Geburtstagskuchen) sind wir wieder zurück nach Valparaiso gefahren. Natürlich mussten wir noch ein bisschen tanzen gehen - also haben wir uns zuerst in eine Salsabar gestürzt und dann in einen anderen Club mit typischer chilenischer Musik. Wir hatten super viel Spass und so viel getanzt, dass wir am nächsten Tag wieder einmal Muskelkater hatten.... Alles in allem war es für mich ein sehr gelungener Geburtstag, wenn auch Familie und einige Freunde sehr gefehlt haben.

Die nächsten und somit auch letzten Tage in Chile haben wir noch am Strand sowie auf meinem neuen und persönlichen Lieblingsplatz verbracht. Nahe Valparaiso in Reñaca gibt es Sanddünen auf die man hochklettern kann und dann einen traumhaften Ausblick auf das Meer sowie auf die Städte der Küste hat. Für mich war es ein besonderer Platz weil er unglaublich viel Energie versprüht und alles vereint was für mich so wichtig geworden ist - Meer, Sand und eine aussergewöhnliche Stadt. Da ich mich gleich beim ersten Mal in diesen Platz verliebt habe, bin ich noch ein zweites Mal dorthin und zu meiner grossen Freude war ich komplett alleine dort.... unglaublich und einzigartig. Diesen speziellen Moment werde ich wohl nie mehr vergessen.

Tja, das waren unsere Abenteuer in Chile - nach Indonesien ist mir dieses Land nun sehr ans Herz gewachsen und ich will unbedingt mehr davon sehen. Das habe ich natürlich auch Gonzalo zu verdanken, der unsere Zeit in Chile noch viel besonderer gemacht hat. Er war einfach unglaublich bei all seiner Organisation von Australien aus - so haben wir nicht nur tolle Menschen kennengelernt, sondern auch nicht-touristische Plätze gefunden und sogar Tauchgänge hat er mir ermöglicht. Und den wichtigen Nebeneffekt, dass wir unser Spanisch unglaublich verbessert haben, möchte ich auch nicht unerwähnt lassen.

Bevor wir aber von Santiago de Chile aus nach Belem in Brasilien geflogen sind, haben wir uns noch mit dem Reisepartner von Corinna getroffen. Er kommt aus der Hauptstadt und hat uns am Busterminal abgeholt und uns die Stadt gezeigt bevor er uns zum Flughafen gefahren hat. Ein weiteres Zeichen wie nett, freundlich und offen die Chilenen sind. Das hat uns den Abschied von unserem neuen Lieblingsland noch schwerer gemacht - aber auch im Amazonas werden uns tolle Erlebnisse erwarten.

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