Durch den Amazonas

Unsere Reise durch den Amazonas hat in Belem an der Atlantikküste angefangen - was für eine furchtbare Stadt. Es stinkt unglaublich und schon nach wenigen Minuten draussen schwitzt man als wäre man einen Marathon gelaufen. Naja, das war uns klar aber von Chile mit den angenehmen Temperaturen in diese Hitze war schon eine Umstellung. Zu den klimatischen Veränderungen kam natürlich auch die Sicherheit - Chile ist unglaublich sicher und man muss sich nirgends Sorgen machen aber in Brasilien mussten wir uns nun wieder informieren wo wir hingehen und wo nicht. Ach, und dann war da wieder die Sprachbarriere... wir waren es nun schon so gewöhnt, dass wir uns gut verständigen können, dass uns das Portugiesische echt auf die Nerven ging. Also wollten wir so schnell wie möglich weg aus dieser Stadt aber leider gehen Wünsche nicht immer in Erfüllung. Das angepeilte Frachtschiff wurde storniert und so mussten wir ganze 4 Tage warten bis wir auf ein Schiff konnten. Diese 4 Tage haben wir mit schwitzen, Besorgungen machen und warten verbracht. Zu den wichtigsten Besorgungen gehörte unser Bett = Hängematte für die Zeit im Amazonas sowie Essen.

Am Samstag Nachmittag sind wir dann endlich los... das Boot sollte um 18 Uhr ablegen (laut unserer Information) und so sind wir gegen 14:30 Uhr vom Hostel los gestartet weil man soll schon einige Zeit früher am Schiff sein um einen guten Platz für seine Hängematte zu bekommen. Wir waren ganz verwundert als der Taxifahrer am Hafen auf einmal anfing uns die Sachen zum Schiff zu tragen und das auch noch im Laufschritt (Laufschritt in Südamerika war eher ungewöhnlich) - was hatte denn der auf einmal für einen Stress? Wir waren auch offensichtlich die Letzten weil die untere Etage komplett besetzt war. Und dann haben wir auch noch 2 Stunden früher abgelegt.... wir waren sehr verwundert. Im Nachhinein haben wir dann erfahren, dass das Schiff bereits um 15 Uhr ablegen sollte und wir einfach falsch informiert wurden. Gott sei Dank hatte das Schiff 1 Stunde Verspätung, denn sonst hätten wir wieder ein paar Tage in Belem warten müssen.

Das Frachtschiff: Es sind Frachtschiffe, wie man sich die vorstellt. Ganz unten werden Güter (von Holz bis zu Lebensmitteln ist alles dabei) in die Dörfer entlang des Amazonas und der Nebenflüsse transportiert und dann gibt es die Decks für Personen, wo einfach Hacken angebracht werden um die Hängematte anbringen zu können. Unser Schiff von Belem nach Santarem war grösser mit 2 Etagen für Personen und das Schiff von Santarem nach Manaus hatte nur 1 Deck, somit waren die Hängematten auch viel dichter beisammen. Touristen trifft man aber nicht viele - pro Schiff waren maximal 5 oder 6 Gringos an Board. Ansonsten reisen nur Einheimische mit den Frachtschiffen. Dann gibt es natürlich eine Bar mit Musik und diverse "Waschgelegenheiten". Das erste Schiff war absolut sauberer als das Zweite aber nach so langer Zeit am Weg braucht es mehr um uns einen Schock zu verpassen.

Insgesamt haben wir 4 Nächte und 5.5 Tage an Board dieser Frachtschiffe verbracht - aber was macht man nun den ganzen Tag?

Da wir Flussaufwärts gefahren sind, sind wir immer sehr dicht am Ufer gefahren und so konnte man die verschiedenen Seiten des Urwalds beobachten. Am Anfang sind wir noch durch enge Kanäle gefahren und durch Dörfer und so konnte man auch die Menschen in ihren Hütten und mit ihren Booten beobachten. Später wurde der Amazonas aber immer breiter (zum Teil 10km breit) und man hatte eher das Gefühl am Meer herum zufahren weil man das andere Ufer nicht mehr erkennen konnte. Dann haben wir viel geschrieben, etwas gelesen und uns (versucht) mit den Leuten zu unterhalten. Die waren natürlich neugierig woher wir kommen und was wir hier machen. Eigentlich hat die Verständigung gut geklappt - wir haben Spanisch gesprochen und sie mit uns auf Portugiesisch und wenn sie schön Wort für Wort ausgesprochen haben, konnten wir es gut verstehen. Ansonsten geht man früh schlafen und steht früh auf und macht dann nochmal Siesta weil es zu Mittag eh viel zu heiss für anderes wird. Allgemein hat uns die Zeit auf dem Boot sowie ohne Internet oder ähnliches sehr gut gefallen und wir haben es trotz der sehr engen Verhältnisse auf der zweiten Etappe sehr genossen. Vor allem die spektakulären Sonnenaufgänge und -untergänge haben mich fasziniert. Es waren sehr schöne Momente wenn man ganz oben am Schiff sitzt und der Sonne dabei zusieht wie sie den Himmel und den Wald komplett verändert.

Und nun die Frage aller Fragen: War es gefährlich? Überhaupt nicht - die Menschen an Board sind sehr nett und wollen alles teilen. Sie geben einem Essen, Trinken, Süsses und die Kinder starrten uns an weil wir so anders aussehen. Keine Sekunde haben wir uns unsicher gefühlt. Auf der ersten Etappe haben wir unser Hab und Gut noch bewacht aber danach lag oft alles unbewacht herum und nichts ist verschwunden. Auf der zweiten Etappe haben wir auch sehr eng mit den Leuten schlafen müssen weil sehr wenig Platz war (so dass Köpfe zusammen gestossen sind wenn man sich falsch bewegt hat) und auch da kam kein Unwohlsein auf - natürlich ist es ungewohnt aber das gehört nun mal dazu.

Unser zweiter Stopp im Amazonas war Santarem - dort haben wir das Schiff zum ersten Mal verlassen und sind nach Alter do Chao weiter gefahren. Unsere Reisegruppe wurde dieses Mal um einen Italiener und eine deutsche Dame im stolzen Alter von 75 Jahren erweitert. Mattia ist wie Mel und ich auf einer längeren Reise durch Südamerika und Elke fährt mit Schiffen bis nach Peru den Amazonas entlang. Mit beiden hat die Chemie gestimmt und so haben wir dann auch in Alter do Chao Aktivitäten gemeinsam gemacht. Das erstaunliche an diesem Ort ist, dass man eher das Gefühl hat in der Karibik zu sein als im Amazonas. Das Dorf selber ist klein und versprüht den absoluten Hippiecharme und während unserer Zeit dort haben jeden Tag Konzerte (von traditionell bis hin zu Jazz) statt gefunden. Also für mich der Himmel auf Erden.... Nach einem Chilltag am blauen Fluss Tapajos (mit weissem Sandstrand), haben wir unsere Reise fortgesetzt - es ging tiefer hinein in den Dschungel. Mein persönliches Ziel war es aber nicht einfach eine Tour zu buchen wo das Geld wieder nur an eine Firma geht - ich hatte darüber gelesen, dass man bei Familien wohnen konnte und direkt mit denen dann in den Dschungel geht. Nach einiger Zeit des Herumfragen, hatte ich das bekommen was ich gesucht habe. Gemeinsam mit Mel, Mattia, Elke und Victor (Brasilianer - hat unseren Plan mitbekommen und sich angeschlossen) sind wir nach Yamaraqua gefahren von wo aus wir ein paar Touren machen konnten und bei einer indigenen Familie schlafen sollten. Wir packten nur das wichtigste zusammen und liessen den Rest im Hostel und dann ging es los.... zuerst mit dem Bus zurück nach Santarem und dann weiter in das Dorf mitten im Amazonas - bis wir unser Ziel erreicht hatten, waren 6 Stunden vergangen und wir wurden von der Dame des "Hauses" herzlich in Empfang genommen. Nachdem wir unsere Hängematten angebracht hatten, ging es auch schon los mit einem Ruderboot - Bata, der Hausherr und unser Guide für die nächsten Tage, hatte das Dorf eigentlich noch nie verlassen und wusste alles über sein Terrain. Die Bootsfahrt war sehr interessant und schön und in totaler Stille.... am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück los zu einer Wanderung durch den Dschungel. Bata hat uns sämtliche Pflanzen und Bäume und ihre Wirkungen erklärt und dann haben wir noch unglaublich riesige Spinnen und die kleinen farbigen aber giftigen Frösche gesehen. Es war wirklich beeindruckend (sogar eine Antibabypille findet man im Amazonas) und als wir bei einem riesigen Baum, der 200 Jahre alt sein soll, angekommen waren, waren wir komplett durchgeschwitzt. Der Rückweg fand im Regen statt.... nachdem wir zurück gekommen sind, hat auch schon das Essen auf uns gewartet. Es gab immer leckeren Fisch mit Reis und Bohnen und dazu natürlich aussergewöhnliche Fruchtsäfte. Ansonsten war unsere Unterkunft mehr als einfach aber genauso wollten wir das auch - europäischen Standart im Amazonas war das letzte was wir suchten. Am Abend haben wir noch eine Bootsfahrt gemacht um mehr Tiere zu sehen und tatsächlich haben wir Kaimane und Schlangen gesehen. Die Bootsfahrt mit dem Ruderboot war sehr mystisch - man fühlte sich wie in einem Horrorfilm - als ein Frosch also zu nahe am Boot einen Sprung gemacht hatte, hätten Mel und ich das Boot fast zum kentern gebracht.... so hatte dann das ganze Boot etwas zu lachen.

Den nächsten Tag sind wir dann gemütlich mit einem Boot zurück nach Alter do Chao gefahren. Die 3 Tage im Flona Reservat sind sehr schnell vergangen und gehören nun auf die Liste unserer Highlights.

Als wir wieder zurück in unserem Hostel in Alter do Chao waren, fingen die Überlegungen für die nächsten Tage an. Da wir mittlerweile müde von all den Eindrücken und dem Wechseln der Orte sind, haben wir beschlossen einfach zu bleiben und uns treiben zu lassen und nichts zu tun. Wir haben gefaulenzt, mit den anderen Leuten im Hostel gequatscht, sind auf Konzerte gegangen, waren tanzen und trinken und haben ausgeschlafen.... aber auch solche Tage vergehen sehr schnell und schon bald waren wir wieder am Schiff in Richtung Manaus.

Manaus war nun unsere letzte Station in Brasilien. Eine unschöne Stadt wie auch Belem - Gott sei Dank haben wir nur einen Tag dort verbracht.... mehr braucht man auch nicht weil es gibt nichts zu sehen. Man wartet hier entweder auf das nächste Schiff, den Flug oder geht in den Dschungel. Bevor uns aber ein kleines Flugzeug auf die niederländischen Antillen, genauer gesagt Curaçao, bringen soll haben wir noch ein tolles Weihnachtsdinner mit Caipirinha, Fisch und typischen brasilianischen Beilagen genossen. In ein paar Stunden heisst es aber schon Ausspannen und Nichtstun. Vor allem aber Verarbeiten der ganzen Eindrücke der letzten Monate.

Frohe Weihnachten 🎄 im Moment noch aus Manaus aber schon bald aus der Karibik!

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