Auf zu neuen "Ufern" in Kolumbien

Nach einem Monat an der Küste war es nun wirklich Zeit für einen Tapetenwechsel, obwohl ich nicht wirklich bereit war die Karibik zu verlassen. Es ist einfach zu schön dort und die Erlebnisse waren zu intensiv gewesen - ausserdem hatte ich das Gefühl eine Ecke (Capurgana und Sapzurro) nicht gesehen zu haben. Aber nichtsdestotrotz sollte es nur wieder ein Fischerdorf am Meer sein. Also haben wir uns als nächstes Ziel Bogota ausgewählt.

Aaron war noch so nett und hat uns mit seinem Freund in Verbindung gesetzt und Gott sei Dank war der spontan genug um uns ein paar Stunden später bei ihm in der Wohnung aufzunehmen. Zuerst mussten wir aber 22 Stunden mit dem Bus fahren.... diese Gelegenheit haben wir natürlich genutzt um über Nacht zu fahren und so eine Übernachtung zu sparen. Es machte den Anschein, dass wir vergessen hatten wie lange Busfahrten sein können - ab einem gewissen Zeitpunkt will die Zeit nicht mehr weiterticken und Zwischenfälle sind sehr wahrscheinlich. Zuerst haben wir uns ja noch an dem Luxus im Bus erfreut: Bildschirm, Internet, Steckdosen und bequeme Sitze.... mit der Zeit wurde der Bus aber immer voller. Ein voller Bus heisst, dass Toiletten einen desolaten Zustand annehmen werden und genau wenn das passiert muss ich auch noch Probleme mit dem Magen bekommen. Melanie hatte auch ihr Erlebnis. Umso näher wir an Bogota herankamen umso kurviger wurde die Strasse und einem unserer Sitznachbarn wurde anscheinend übel - Melanie schaut also genau zum falschen Moment zur Seite und darf beobachten wie sich der Herr gegen die Fensterscheibe übergibt... sie sagt nur zu mir: Ich glaube wir brauchen dein Öl gegen Gerüche (das habe ich mal in Indonesien gekauft - das reibt man sich einfach um die Nasenlöcher und schon ist man in einer angenehmen Geruchswelt). Wie man sich also vorstellen kann, waren wir einfach nur froh angekommen zu sein.

Hernan und seine Mitbewohner haben uns super nett empfangen und endlich konnten wir auch unser Spanisch wieder intensiv üben, da keiner gut genug Englisch spricht. Die Zeit in Bogota verging aber super schnell mit sich kennenlernen, Einkäufe machen, die Stadt besichtigen, Salsa tanzen, Rum trinken, etc. Ansonsten kann ich über Bogota nur sagen, dass es laut und hektisch ist - Kolumbien wird dir also mitten ins Gesicht serviert. Das soll auf keinen Fall negativ klingen, da wir das sehr gern mögen wenn Städte authentisch sind.

Die Busfahrt von Bogota zu unserem nächsten Ziel, Salento in der Kaffeezone, dauerte wieder einen ganzen Tag und war mit vielen vielen Kurven, einmal umsteigen, tollen Ausblicken, einer nicht wirklich funktionierenden Toilette und meinen anhaltenden Magenproblemen verbunden. Es hatte also den Anschein, die Fahrt würde nie enden. Im Endeffekt haben wir versucht so viel wie möglich zu schlafen.... wir waren äusserst froh als wir unser Tagesziel erreicht hatten aber vorher wurden wir noch mit einem beeindruckenden Sonnenuntergang hinter den zahlreichen grünen Bergen belohnt. Es hat sich also noch immer nicht geändert, dass man die schwierigen und negativen Seiten des Reisens sofort wieder vergisst bei so manchem Anblick.

Der erste Tag in Salento verging ohne unser Hostel zu verlassen - aber es hat so gut getan nichts zu tun und gleichzeitig wieder fit zu werden. Der extreme Klimawechsel - von karibischer Hitze mit einer Brise Meer zu luftigen Höhen mit niedrigeren Temperaturen in Bogota - hatte uns beide ein bisschen krank gemacht und so war der Tag im Bett genau das Richtige für uns.

Am nächsten Tag waren wir aber wieder fit und die Aktivitäten konnten beginnen - wir haben also um die Kaffeezone besser kennenzulernen, eine Tour zu einer traditionellen Kaffeefarm gemacht. Der Spaziergang dorthin war sehr schön und wir haben viele viele viele Informationen rund um die Herstellung von Kaffee bekommen. Zum Abschluss hat man noch die Kaffeebohnen direkt vor uns zur Röstung vorbereitet, dann geröstet, im Anschluss gemahlen und uns dann den frischesten Kaffee serviert - alles zusammen ist ein sehr beeindruckendes Verfahren.

Ein weiteres Erlebnis in Salento war für uns die Wanderung im Valle Cocora. Es sollte weder anspruchsvoll sein, noch sehr lange dauern aber wir haben diesen gemütlichen Tag sehr genossen und zum Abschluss wurden wir auch noch mit tollen Ausblicken in das Tal belohnt.

Salento selber ist ein kleines Dorf inmitten von Bergen, welches noch immer sehr traditionell ist aber einige ziemlich tolle westliche Restaurants zu bieten hat. Den Luxus, weg von typisch kolumbianischem Essen (Fisch oder Fleisch mit Reis, etwas Salat und Platanos oder Arepas) zu kommen, haben wir in vollen Zügen genossen und so haben wir super Burger, Quesadillas, Burritos, Bananensplits, Brownies, etc. gegessen.

Die Reise in der Kaffeezone Kolumbiens sollte aber noch weiter gehen: Von Salento sind wir weiter nach Filanda - ein ähnliches Dorf welches kleiner und ursprünglicher ist - und von dort haben wir die Reise nach Pereira fortgesetzt - eine relativ grosse Stadt in dieser Region. Die 3 Stationen waren nicht weit voneinander entfernt und so mussten wir auch nicht viel Zeit in Bussen verbringen um von A nach B zu kommen.

In Filandia haben wir nur eine Nacht verbracht aber dafür tolle Sachen gemacht: Zu allererst haben wir wieder grossartigen Kaffee getrunken, dann waren wir im Beautysalon um Manicüre und Pedicüre zu machen, als nächstes haben wir eine kolumbianische Messe besucht und zum krönenden Abschluss sind wir 2 Stunden durch die schöne Landschaft geritten. Man glaubt es ja fast nicht aber ich habe die Zeit echt genossen und das obwohl mein Pferd genauso stur war wie ich manchmal sein kann. In Pereira haben wir dann einen Tag in einer Naturtherme verbracht... schön und entspannend um am nächsten Tag einen kleinen Adrenalinkick zu bekommen. Wir sind kreuz und quer durch die Region gefahren um uns 2 Kilometer durch die Kaffeeberge zu "seilen". Keine Ahnung wie man das beschreibt aber in Englisch nennt man es "Ziplining".

Diese Woche im Herzen von Kolumbien hat unsere Liebe zu diesem Land noch mehr wachsen lassen, denn es ist einfach wunderschön wohin man auch blickt. Dazu kommt, dass die Leute eine unglaubliche Freundlichkeit an den Tag legen und uns immer weiterhelfen egal wo wir uns gerade befinden. Nach über eineinhalb Monaten in diesem Land können wir mit ruhigem Gewissen sagen, dass wir uns weder unsicher noch bedroht oder sonstiges fühlen - es ist einfach toll hier. Natürlich ist die Armut immer wieder präsent aber wir versuchen so nachhaltig und gewissenhaft wie möglich durch das Land zu reisen und so unseren Beitrag zu leisten.

Nach unserer Zeit in der Kaffeezone haben wir beschlossen zuerst in die Wüste zu gehen - in die Tatacoawüste. Dieses Wüstengebiet hat eine Grösse von 330km2 und ist nur 3 Grad vom Äquator entfernt. Hinzu kommt, dass sie nur 4% an Luftverschmutzung aufweist und so ein Paradies zum "Sterneschauen" ist. Allgemein ist die Landschaft aber komisch dort - die Wüste besteht nicht aus Sand sondern eher aus rötlichen Statuen, einer Menge Kakteen und weiss-schwarzer Steinlandschaft. Auf der einen Seite blickt man auf die Andenkette und auf der anderen Seite ebenfalls ins Grüne.... und mittendrin diese aussergewöhnliche Landschaft mit einer Hitze die fast nicht auszuhalten ist. Das habe vor allem ich gemerkt als ich einen Spaziergang gemacht habe, um Fotos von dieser einzigartigen Landschaft zu ergattern. Nach 2 Stunden kam ich komplett fertig zurück zur Unterkunft und habe es den ganzen Tag nicht mehr geschafft meinen Wasserhaushalt auf ein normales Level zu bringen. Als uns dann die Familie, bei der wir gewohnt haben, deren fast kaputtes Moped ausgeliehen hat um die Gegend zu erkunden, war klar, dass ein Tag in der Wüste ausreichend ist. Vor allem für Mel sollte sich herausstellen, dass eine Nacht mehr als ausreichend ist: Wir haben (wie immer wenn möglich) in Hängematten im Freien geschlafen. Leider wurde Mel von den dortigen Moskitos so geliebt, dass sie aufgewacht ist und überhäuft war mit roten Punkten. Die Arme... sie war nur mehr froh wegzukommen von dort. Tja, damit sind wir bei den Schattenseiten der Abenteuer angekommen.... manchmal nerven die äusserlichen Einflüsse einfach und man wünscht sich nichts sehnlicher als eine mückenfreie Zone/Region oder einfach nur ein Zimmer wo sie nicht hineinkönnen. Zumal sich die Nacht im Freien nicht mal gelohnt hatte - was Mel und ich komplett vergessen hatten war, dass eventuell Wolken die Sicht auf die zahlreichen Sterne versperren könnten. So passiert das manchmal - da glaubt man erlebt/sieht etwas Unglaubliches aber die Realität ist komplett anders..... beschweren dürfen wir uns natürlich nicht - wir haben mehr als beeindruckende Sternenhimmel in Cabo de la Vela gesehen oder auch in Rincon del Mar. Und ich werde den Sternenhimmel während meiner Inselzeit sowie nie mehr vergessen.

Gott sei Dank bleibt uns noch ein bisschen Zeit in Kolumbien. Ein paar Abenteuer brauchen wir noch bevor wir Kolumbien verlassen können. Zum einen werden wir in der Geschichte graben und archäologische Stätten besuchen und zum Abschluss werden uns hoffentlich heisse Rhythmen in Cali erwarten....

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Und auf einmal wurde es still...

Guatemala Hurricane Relief mit All Hands and Hearts - Teil 1

Guatemala Hurricane Relief mit All Hands and Hearts - Teil 2