Familienzeit im wahren Paradies

Manchmal vergeht die Zeit einfach wie im Flug ohne dass viel passiert - aber meistens sind genau diese Zeiten intensiver und schöner - wenn dann der Ort sich auch noch als perfekt herausstellt, steht einem unvergesslichen Abschnitt nichts mehr im Weg.

Orte werden aber erst zum Paradies für uns wenn auch die Menschen einen Platz im Herzen bekommen.... manchmal passiert das durch tolle Gespräche oder Parties - manchmal braucht es aber auch nur die richtige Musik um Verbindungen aufzubauen.

Rincon del Mar ist klein und besteht nur aus Sand - richtige Strassen braucht man hier aber auch nicht. Es gibt einen "Supermarkt" der alles hat was man so braucht und ansonsten muss man einfach nach San Onofre fahren. Aber vor allem gibt es einen kilometerlangen Strand an den sich maximal 30 Touristen verirren und dann hat man noch die karibische See vor Augen, die aber leider nicht immer glasklar ist. Aber selbst wenn das Meer trüb ist, verliert die gesamte Umgebung nicht an Schönheit. Im Gegenteil.... nichts ist perfekt hier aber genau deswegen haben wir uns auch von der ersten Minute an so wohlgefühlt, denke ich. Nachdem der Besitzer uns alles erklärt hatte, wartete nur mehr die Hängematte, unsere Bücher und neue Bekanntschaften auf uns.

Solche Orte ziehen immer eine besondere Sorte Mensch an - Reisende wie Melanie und mich, die wann immer möglich vor den Touristenhochburgen fliehen um Länder wirklich kennenzulernen. Dieses Mal wurden die neuen Bekanntschaften aber irgendwie zu einer Familie, mit der man gemeinsam kocht, isst, aufräumt, Spiele spielt, quatscht, lacht,.... und von der der Abschied unglaublich schwer fallen wird.

Hier die Mitglieder: Tanya und Luca aus der Schweiz (sie reisen seit 3 Monaten durch Südamerika und haben noch einiges vor sich), Meagan und Tommy aus Kananda (sind 1 Monat nur in Kolumbien unterwegs, haben aber schon fast ganz Central- und Südamerika bereist), Aaron aus Kanada (ist seit November in Südamerika unterwegs und will vor allem neue Songs für sein neues Album schreiben, kennt aber auch fast ganz Süd- und Zentralamerika), Karen aus Frankreich (sie ist in Bogota aufgewachsen und verbringt ihren Winterurlaub hier), Collin aus Frankreich (hat mit einem Katamaran den Atlantik überquert um seinen Trip durch Südamerika zu starten, er hat ca ein halbes Jahr Zeit), Filippo aus Italien (will zwar durch Südamerika reisen, kommt aber irgendwie nicht so richtig vorwärts) und Michel aus der Schweiz (reist seit einem Jahr durch die Welt und versucht sein Geld mit Tauchen zu verdienen).

Der Tagesablauf war irgendwie schnell klar.... aufstehen, Frühstück machen und dann in der Hängematte lesen oder doch paddeln gehen. Um die Mittagszeit herum haben wir meistens mit Karten spielen angefangen um gleichzeitig den Speiseplan für den Tag zu diskutieren. Schliesslich war die Auswahl gross. Sobald die Fischer also mit ihren Fängen zurückkamen, haben wir ausgesucht und eingekauft: Riesige Barracuda, Hummer, Shrimps, kleinere Fische, etc., dazu wurde Salat, Reis, Saucen und vieles mehr serviert. Jeden Tag gab es auf alle Fälle ein Dinner als wären wir im 5-Sterne-Restaurant. Filippo und Collin sind Köche von Beruf und so mussten wir anderen nur assistieren, den Tisch parat machen und natürlich putzen. Aber für solch frisches und perfektes Essen macht man eigentlich alles. Die Abende haben wir immer gemeinsam ausklingen lassen bei Bier, selbst gemachten Cocktails und Musik. Wir hatten so viel Spass miteinander und manch gemütlicher Abend endete dann doch in einer Beachparty.....

Ein weiteres Highlight von Rincon del Mar waren die Sonnenuntergänge - einer war schöner als der andere und jeden Tag haben wir es genossen wenn der Himmel wieder die unglaublichsten Farbtöne angenommen hat. An einem Abend haben wir mit den Fischern eine Bootstour zum Sonnenuntergang gemacht. Zuerst zu einer Insel wo sich alle Vögel vor Dunkelheit treffen und dann sind wir in eine Mangrovenlagune gefahren.... dort soll es unglaublich viel Plankton geben. Plankton glitzert nachts auf menschlicher Haut. Ich kannte das schon vom Nachttauchen aber was uns dort erwartet hat, war sensationell. Als es also endlich vollständig dunkel war, sind wir in das tiefschwarze Meer gesprungen und tatsächlich haben wir geglitzert.... und wie..... wie wenn wir mit Glitter überschüttet worden wären. Obwohl es so beängstigend war im tiefschwarzen Meer zu baden, waren wir einfach nur fasziniert und überwältigt.

Unser Reisealltag ist immer von Abschieden begleitet und so kam auch hier die Zeit wo sich die ersten verabschieden mussten - Luca und Tanya sind weitergezogen und Tommy erwartete der Heimflug. Die Familie wurde zwar kleiner aber nicht weniger intensiv.

Dann hatte Karen auf einmal die Idee auf eine der Inseln im Bernardo-Archipel zu fahren und ein paar Tage ohne Strom und fliessend Wasser zu verbringen. Aaron, Collin und ich waren schnell begeistert und so haben wir angefangen Vorräte für 3 Tage sowie einen Fischer der uns hinfährt zu organisieren. Nach ein paar Stunden des Herumlaufen sassen wir schliesslich im Boot und das Abenteuer ging los. Nach 1 Stunde waren wir angekommen - oder besser gesagt nicht, denn es gab Strom und Restaurants - nachdem wir also herum diskutiert hatten, fuhr uns der Fischer schliesslich doch zu dem Teil der Insel, der wirklich unbewohnt ist. Dort mussten wir wieder verhandeln und diskutieren - aber im Endeffekt haben Karen und ich es geschafft, dass wir im Holzhaus im Meer in unseren Hängematten schlafen konnten und dass wir die bereits vorhandene Feuerstelle zum Kochen verwenden durften. Wir waren also in unserem Paradies angekommen.... 3 Tage haben wir die Einsamkeit, die Natur, das Meer, die Unterwasserwelt und unsere gegenseitige Gesellschaft genossen. Ab und zu hat ein Einheimischer bei uns vorbei geschaut ob wir etwas benötigen. Leider hab ich seinen Namen vergessen aber er hat uns den frischesten Fisch organisiert und sogar noch zubereitet - ich glaube, er hat uns und unsere Musik einfach gemocht und hat sich deswegen so gekümmert. Es war auch sehr interessant mit dem Tageslicht zu leben - wenn die Sonne aufging waren auch wir wach und sind ins Wasser gesprungen. Über die Mittagszeit waren wir mit kochen beschäftigt und sobald es anfing zu dämmern haben wir die Kerzen, die Karten und Getränke (ein bisschen Alkohol durfte auch auf einer einsamen Insel nicht fehlen) parat gemacht um den Tag ausklingen lassen zu können. Die 3 Tage vergingen viel zu schnell und wären da nicht diese wirklich fiesen Moskitos gewesen, gegen die auch unsere Sprays nicht genutzt haben, wären wir länger geblieben. Aber wie heisst es so schön....man soll immer dann gehen, wenn es am Schönsten ist. Schliesslich wurden wir auch von Mel (die leider nicht mit konnte weil sie ihren Tauchschein gemacht hat) und Meagan (sie war krank und wollte sich auskurieren) in Rincon del Mar erwartet. Unsere Rückkehr war also eher ein Nachhause kommen - trotzdem waren unsere Gedanken im Paradies hängen geblieben.

Da Rincon del Mar nicht mehr dasselbe sein wird wenn einer von uns früher abreist, haben wir beschlossen noch 2 Nächte zu bleiben und dann in Cartagena uns zu trennen. Für unseren letzten Tag haben Karen und ich beschlossen mit Michel tauchen zu gehen. Melanie war genügend unter Wasser gewesen und ist deswegen zu Hause geblieben. Wir sind also um 8 Uhr morgens mit dem kleinen Fischerboot los - normalerweise ist die See komplett ruhig am Morgen und so hab ich leider keine Medizin genommen. Leider war aber so ein heftiger Wellengang, dass ich schon nach kurzer Zeit seekrank wurde. Nach 1 Stunde waren wir angekommen am Tauchplatz und ich fertig mit den Nerven. Karen und Michel ging es aber gut und so sind wir nach kurzer Zeit untergetaucht. Erstaunlicherweise benötigte ich dieses Mal mehr Zeit zum abtauchen weil meine Ohren ein bisschen streikten. Schliesslich ging aber alles gut und wir haben einen schönen Tauchgang genossen. Zurück an der Oberfläche ging mein Drama aber weiter - von all dem Geschaukel ging es mir immer schlechter und als sich schliesslich auch Michel übergeben musste, fuhren wir zurück und verzichteten auf den Zweiten Tauchgang. Selten war ich so froh wieder an Land zu sein. Nach 3 Stunden im Bett und im Tiefschlaf war ich zurück und ich konnte unserem letzten Tag im Paradies mit den anderen geniessen. Wir haben uns nochmal Hummer besorgt und dazu gab es Quinoasalat und Knoblauchbrot. Der letzte Tag verging schnell mit unseren normalen "Aktivitäten" und am Abend veranstalteten wir unsere Abschiedsparty mit selbstgemachten Cocktails, Bier, Luftballons und Spielen.... was haben wir gelacht und getanzt und gesungen.

Tja, das waren unsere 10 Tage im Paradies!!! Der Abschied war wie vorhergesehen traurig und Meagan konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Aber auch die Jungs waren auf einmal ganz still und umso länger die Umarmung dauerte umso mehr musste ich schlucken. ABER wir werden uns fast alle bald wiedersehen....

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