Auf den Spuren kolumbianischer Mythen

Selten haben wir uns von einem Ort so einfach verabschiedet wie von der Tatacoawüste. Im Inneren waren wir wirklich froh, aus der Wüste rauszukommen. Aber bevor wir unseren Rucksack wieder für ein paar Tage auspacken konnten, mussten wir einen Tag im Bus verbringen. Es ging von Neiva nach Pitalito und von dort weiter nach San Agustin wo kolumbianische Mythologie und tiefstes Kolumbien auf uns wartete. Die Fahrt selber war schon wunderschön und hat uns einen weiteren Einblick in die unglaublich abwechslungsreiche Natur Kolumbiens gegeben.

In San Agustin sind wir ohne vorgebuchter Unterkunft angekommen und dazu wussten wir überhaupt nicht wo wir hinwollten. Also haben wir uns einfach auf einen der Strassenverkäufer verlassen und sind so in ein kleines Gästehaus gekommen. Es war günstig und sauber aber sehr laut weil es direkt im Zentrum gelegen ist. Dazu kam, dass sie uns alles mögliche verkaufen wollten aber nur die richtig touristischen Aktivitäten und zu etwas abenteuerlichen Preisen meiner Meinung nach. Also haben wir im Internet eine passende Unterkunft gesucht und sind am nächsten Tag umgezogen. Das war eine sehr gute Entscheidung, da das Hostel welches wir gewählt haben, alles hat was wir dort gesucht haben - es war ruhig gelegen mit einem schönen Ausblick, es hatte einen Garten, war sauber und schön eingerichtet aber vor allem haben wir dort super Tips bekommen wie wir die archäologischen Stätten besichtigen können ohne zu viel Geld zu investieren. Wir haben also den ganzen Tag damit verbracht die nächsten Tage zu planen und haben im Endeffekt einen hervorragenden Plan zusammengestellt:

Tag 1: Wir sind früh morgens zu unserer Wanderung durch den kolumbianischen Dschungel los gestartet. Es war gar nicht so einfach den Weg zu finden weil diese Wanderung nicht viele oder besser gesagt keine Touristen machen. Aber mit etwas herumfragen sind wir schliesslich nach 45 Minuten an der richtigen Kreuzung gestanden. Es ging zuerst Mal nach unten vorbei an einigen kolumbianischen Bauern bis wir bei einer sehr schiefen und desolaten Brücke angekommen sind. Sehr sehr schnell haben wir sie überquert damit wir nicht im reissenden Rio Magdalena landen..... (natürlich ein Scherz aber richtig wohl war uns wirklich nicht). Danach ging es stetig bergauf - aber vor allem ging es an schönen Wasserfällen vorbei und durch Gestrüpp über Gestrüpp. Irgendwann waren wir dann in der Sonne und kamen in ein kleines Dorf von Kaffeebauern. Die Menschen waren wie immer nett und hilfsbereit und haben uns den Weg gezeigt, denn es gab keine sonstigen Anhaltspunkte für die Wanderung. Nur die Hunde haben uns nicht so gern als Passanten gesehen - sie waren richtig aggressiv, haben wie wild gebellt und zum Teil sogar die Zähne gefletscht. Melanie und mir ist nicht nur einmal das Herz in die Hose gerutscht und meine Knie haben gewackelt.... unglaublich. Gott sei Dank hat sich keiner der Köter in unseren Unterschenkel verbissen und so konnten wir weitermarschieren. Nach ca. 1 Stunde (oder vielleicht auch länger) sind wir bei unserem Ziel angekommen und konnten den archäologischen Park "Alto de los Idolos" besichtigen. Es war super interessant diese Statuen zu besichtigen aber so richtig schlau wurden wir leider nicht. Es war klar, dass es mit Mythen zu tun hatte und mit einem speziellen Totenkult aber so ganz konnten wir es nicht verstehen. Naja, wir würden es schon rausfinden....

Nach dem Park erwartete uns noch ein einstündiger Marsch bis in das nächste Dorf von wo aus wir einen Bus zurück nach San Agustin nehmen konnten.

Tag 2: Wie immer ging es früh morgens los aber dieses Mal warteten Pferde auf uns, ein Guide (der hoffentlich die Rätsel in unserem Kopf lösen wird) und 3 verschiedene kleinere archäologische Stätten. Wir haben schöne, weisse Pferde bekommen und schnell waren wir bei der ersten Besichtigung angekommen. Wir haben erfahren, dass die Figuren die vor den Gräbern stehen, die toten Menschen bewachen und je nach Rang oder Funktion im Dorf wurden verschiedene Tierelemente in die Statuen gemeisselt. Dann gab es die Särge selber noch, die auch wie Steinfiguren aussehen und die auch wieder die Mythen dieses Volkes widerspiegeln. Es wurden Tiere wie Jaguar, Schlangen und andere mythologische Wesen für die Bedeutungen verwendet und je grösser die Statue, je höher der Rang im Dorf. Dann sind wir zu einem anderen Ort weitergeritten wo Rituale von Schamanen abgehalten wurden und die somit auch heilig sind. An diesem Ort wurden auch Reinigungen und vieles mehr durchgeführt. Selbst die Aussicht von diesem Ort war magisch und Mel und ich konnten auf unseren Wanderweg vom Vortag blicken. Zum anderen wurde uns aber auch klar, warum das San Agustin Volk diesen Ort für Rituale ausgewählt hat - die Aussicht, die Nähe zum Abgrund, die Sonneneinstrahlung,.....

Die dritte Besichtigung war der ersten ähnlich, nur dass die Figuren nun bemalt waren und man muss sich vorstellen, dass die Farben all die tausend Jahre unter der Erde überstanden haben. Unser Guide hat uns auch die Herstellung der Farben demonstriert (gelb, rot und blau kann man einfach auf den umliegenden Bäumen finden) und uns noch mehr Geschichten über die Mythen erzählt. Leider fällt es mir sehr schwer das alles aufzuschreiben, weil es so umfangreich ist aber man schätzt, dass die San-Agustin-Kultur vom 33. Jahrhundert vor Christus bis ins 16. Jahrhundert aktiv war. Ausserdem weiss man noch gar nicht alles und vieles ergibt zumindest für mich keinen Sinn. Fest steht aber, dass San Agustin mit der ganzen Geschichte Weltkulturerbe ist und vielen Kolumbianern dort ein gutes Leben ermöglicht. Leider konnte ich in San Agustin niemanden finden, der mir ein bisschen mehr über die Vergangenheit dieser Region erzählt hätte aber ich weiss, dass man noch nicht lange unbeschwert in Huila reisen kann und das wird durch die extreme Präsenz von Polizei und Militär sehr klar - ich mein, wir reden hier von einer Polizeipräsenz wie wir sie in kleinen Städten in Österreich oder der Schweiz nicht kennen und das in einem kleinen Bergdorf.

Nachdem wir wieder sicher mit den Pferden am Ausgangsort angekommen waren, haben Mel und ich uns zu einem traditionellen Mittagessen aufgemacht um danach gestärkt den Hauptpark zu besichtigen. Es hat den ganzen Nachmittag gedauert und uns noch einmal unglaubliche Ausblicke auf die Huila-Berge gegeben sowie mehr Einblicke in die Geschichte und Mythen.

Zwei super gelungene Tage gingen sehr schnell vorbei und das eine oder andere Abenteuer wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich versuche noch immer schlau zu werden was die Mythen des San Agustin Volkes betrifft aber richtig erfolgreich war ich soweit noch nicht. Zumindest habe ich mich in Sachen reiten verbessert - ich bin sogar galoppiert ohne einen Schaden davon zu tragen und mein Hinterteil hat den nächsten Tag auch gar nicht geschmerzt. Wenn man bedenkt, dass ich nach dem vorherigen Reitabenteuer fast eine Woche lang nicht richtig sitzen konnte, war ich mehr als froh über meinen Erfolg.

Das Abenteuer San Agustin sollte aber erst mit der Ankunft in Cali vorbei sein. Um 9 Uhr morgens sollten wir vom Hostel mit einem kleinen Bus abgeholt werden - mit der üblichen Verspätung ging es los... Zuerst war die Strasse noch asphaltiert, die Kurven erträglich und der Fahrstil unseres Chauffeurs friedlich. Dann kam aber die verheerende Kreuzung von wo aus sich alles änderte. Die Kurven wurden richtig krass und der Busfahrer mutierte zu einem Rallyefahrer. Schnell tauschten Mel und ich den Platz damit sie am Fenster sitzen konnte. Dann auf einmal kam eine Vollbremse und wir mussten alle aussteigen - Polizeikontrolle! Alle Koffer und Rucksäcke wurden durchsucht und schliesslich waren auch Mel's und mein Rucksack an der Reihe. Da die Polizisten aber mehr damit beschäftigt waren, mit mir zu flirten, wurde mein Rucksack undurchsucht wieder eingeladen - aber als letztes. Diese Information ist deswegen wichtig, weil während der wilden Busfahrt die Kofferraumtür aufsprang und mein Rucksack auf die staubige Schotterstrasse purzelte. Gott sei Dank wurde es sofort bemerkt und mein nun nicht mehr schwarzer Rucksack wurde wieder eingeladen. Tja, Kolumbien wie es leibt und lebt.... was soll ich sagen, ausser dass ich einfach schmunzeln musste. Die Erleichterung war also gross als wir in Popayan angekommen waren und den Bus und Fahrer wechseln konnten. Leider haben wir uns zu früh gefreut, denn die Fahrt von Popayan nach Cali war noch wilder und der Busfahrer schien auf irgendeiner rasenden Mission zu sein. Wie immer sind wir gut an unserem Ziel angekommen und nach diesen 10 traumhaften Stunden in 2 Bussen und 1 Taxi waren wir unbeschreiblich erleichtert als wir durch die Hosteltür schreiten konnten....

Die vermeintlich letzte Station in Kolumbien heisst also Cali - die Hauptstadt des Salsa und für uns die Stadt, in der wir einen Teil der "Rincon del Mar Familie" wiedergesehen haben. Alle Details dazu gibt es bald.....

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