Cali, Cali, Cali, Salsa, Salsa, Salsa

Unsere Ankunft in Cali war eher ein Nachhausekommen als das Gefühl "Oh nein, schon wieder eine chaotische neue Grossstadt". Dieses Gefühl ist sehr selten, denn normalerweise benötigt die Orientierung einiges an Zeit und man braucht auch immer ein paar Tage um sich wohlfühlen zu können in einer Grossstadt.

Wer hätte also gedacht, dass mir all das genau in Cali leichtfallen wird obwohl die Stadt eher für die gefährlichen Ecken und die zahlreichen Raubüberfälle bekannt ist. Für mich ist die Stadt aber ein Inbegriff an Authentizität, Lebensfreunde und natürlich Salsa.

Wir sind also am Abend in Cali angekommen und binnen einer halben Stunde war klar, dass wir uns parat machen müssen um uns mit Karen, Collin und Aaron zu treffen. Es war so schön, als wir uns alle wiedergesehen haben und natürlich lief der Abend auf eine Party hinaus. Zuerst Apero im Park, dann Arepa-Dinner und zum Abschluss tanzen in den Salsaclubs. Ich war fasziniert von den Leuten wie sie miteinander tanzen aber vor allem war ich neidisch weil ich das auch können will - somit war auch meine Mission für Cali geboren - Salsa tanzen lernen. Da es komplett normal ist in dieser Stadt Salsa zu lernen, waren die Stunden schnell organisiert und jeden Tag hatte ich nun 2 Privatstunden. Gleichzeitig haben wir 5 uns getroffen und so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht. Es war ähnlich wie in Rincon del Mar - wir sind nicht immer zusammen los aber jeder mit jedem und so wie es sich halt ergeben hat. Wir waren bei nachmittäglichen Salsaveranstaltungen, haben zusammen gegessen, gelacht, gequatscht, getanzt, usw.

Die Tage vergingen sehr sehr schnell und bald war der Dienstag gekommen an dem wir uns von Karen und Aaron verabschieden mussten. Zuerst haben wir uns noch zu einem schönen Mittagessen getroffen und dann haben wir Karen Tschüss gesagt.... Unsere kleine Shoppingtour im Anschluss fand eher im Stillen statt aber ich denke, es war für uns alle eine gute Ablenkung.

Am Abend folgte nun der zweite Abschied des Tages. Wir haben uns in einem Park zum Trinken, Quatschen und Essen getroffen - so wie das die Kolumbianer auch machen. Wir hatten noch einmal richtig viel Spass und eigentlich war es der perfekte Abschied von Aaron. Nun waren Melanie, Colin und ich noch übrig aber auch das sollte sich bald ändern....

Der nächste Tag war ganz im Zeichen von Überlegen was nun als nächstes am Programm steht. Ich war nun vollkommen dem Salsawahn verfallen aber Melanie fühlte sich in Cali nicht richtig wohl. Da sie sowieso am 2. März nach Galapagos fliegen würde um auf der Pferdefarm zu arbeiten, haben wir beschlossen, dass ich in Cali bleibe und sie nach Quito und dann nach Guayaquil, von wo aus sie fliegen wird, weiterzieht. Es war also soweit und wir würden uns nach über 5 Monaten für ein ganzes Monat trennen. Freitagabend hat Colin noch einmal sein berühmtes Risotto gemacht und danach haben wir uns verabschiedet. Was für ein komisches Gefühl auf einmal ohne sie zu sein....

Colin und ich waren also übrig geblieben - aber anstatt traurig zu sein, sind wir durch die Salsaclubs von Cali gezogen und haben von Tag zu Tag unsere Fähigkeiten verbessert. Nach 1.5 Wochen ist aber auch er weiter gezogen und so sollte Aaron Recht bekommen, dass mich Cali nicht so schnell wieder loslassen wird.

Für mich startete nach der ersten Woche in Cali eine tolle Zeit mit Salsa und Musik und als Abwechslung habe ich mir ein spanisches Buch zugelegt um mich zu verbessern. Nach langer Zeit bin ich wieder in einen Rhythmus mit Lesen, Salsastunden und den abendlichen Aktivitäten, die fast immer mit Tanzen und wirklich immer mit Musik zu tun hatten, gekommen. Also war ich in meinem 7. Himmel angekommen.....

Neben meinem Rhythmus habe ich mich mit den anderen "Langzeitleuten" vom Hostel durch die Stadt treiben lassen - wir sind in einen Jazzclub und haben fantastische Musik gehört, wir haben eine Tanzveranstaltung von Indigenen besucht wo wir sofort eingeladen wurden mitzutanzen, wir waren im Kino und haben den traditionellen Markt besucht. Das Tolle ist, dass die Caleños (Einwohner von Cali) immer sofort parat sind deren Kultur und Leben zu teilen. So konnten wir am Markt das exotischste Obst probieren - manche Sorten haben so komisch ausgesehen, dass man echt nicht sicher war ob man es essen soll, aber trotzdem hat es hervorragend geschmeckt. Und endlich konnte ich meinen "Ölhaushalt" wieder auffüllen - in Asien bekommt man jegliche Öle für Insektenstiche, Gerüche, Verbrennungen, etc. ohne Probleme aber in Südamerika ist das extrem schwierig - umso froher war ich über die Errungenschaften. Genauso wurden wir bei der Tanzveranstaltung unglaublich herzlich begrüsst - wir waren offensichtlich Gringos und hatten keine Ahnung von den Schritten aber für die Caleños ging es ums mitmachen und so haben wir einfach unser bestes gegeben und es hat super viel Spass gemacht. Die Stimmung und Energie war unvergesslich und wirklich auf jedem Gesicht war einfach ein riesengrosses Strahlen. Aber ich habe das Gefühl, dass das allgemein so ist in Cali. Sobald die Musik anfängt und die Körper sich dazu bewegen, vergisst man alles und man lacht und strahlt und geniesst den Moment. Ich denke, genau deswegen fühle ich mich in dieser Stadt so unglaublich wohl....

Inmitten der ganzen gemeinsamen Aktivitäten kam aber die Zeit, für mich allein zu sein nicht zu kurz und meinen neu gewonnenen Rhythmus habe ich jeden Tag aufs neue genossen. Nach den 10 Privatstunden habe ich in eine öffentliche Salsaschule gewechselt um jeden Tag üben zu können und gleichzeitig mehr Schritte und Drehungen zu lernen. In der ersten Woche sieht man schnell einen Fortschritt aber dann stagniert es ein bisschen und das ist natürlich deprimierend. Aber dann geht es wieder bergauf und umso besser der Tanzpartner umso besser war auch ich und da die Musik selber schon glücklich macht, hat sich Salsa zu meinem persönlichen Yoga entwickelt.

Nun aber zu Cali - es ist eine spezielle Stadt, die man wirklich etwas kennenlernen muss um sie zu mögen. Sie ist weder schön noch sauber aber dafür sind die Menschen umso freundlicher (wie wir nicht nur am Markt und bei der Tanzveranstaltung erleben durften). Es gibt einige schöne Viertel wo man wunderbar herumstreunen kann und es gibt eine Menge Parks wo man jeden Tag etwas anderes musikalisches oder künstlerisches erleben kann. Gleichzeitig muss man aber auch ein bisschen aufpassen wo man hingeht und vor allem zu welcher Tageszeit. Aber mir ist nie auch nur annähernd etwas passiert und unwohl habe ich mich in dieser Stadt schon mal gar nicht gefühlt. Man sagt, dass Cali die authentischste Stadt von Kolumbien ist und nach allem was ich in den letzten 2 Monaten in diesem Land gesehen habe, muss ich dem zustimmen. Auch der Kontrast zwischen traditionellem und modernem Kolumbien wird super sichtbar - wirklich viele sind im Zwiespalt ob sie das "Alte" erhalten oder einfach mit der Zeit gehen sollen. Es ist super interessant so etwas mitzuerleben und wenn man mit den Leuten spricht wird sofort klar wie froh sie über die Sicherheit und die Verbesserungen sind. Wir in Europa wachsen einfach damit auf, dass dort wo Polizei sich befindet etwas schlechtes sein muss - hier ist es aber so, dass man sich sicherer fühlt umso mehr Polizei präsent ist und in der Regel fragt man sie auch nach dem Weg oder sie besorgen einem Taxis und halten sogar einen Bus an weil man ihn versäumt hat. So stört es auch überhaupt nicht, dass an jeder Ecke, in jedem Park, usw Polizisten einen beobachten oder auch mal durchsuchen.

Nach Bukit Lawang auf Sumatra, Rio de Janeiro in Brasilien und Valparaiso in Chile bekommt nun Cali einen besonderen Platz in meinem Reiseherz. Ich konnte meine Fähigkeiten erweitern aber vor allem konnte ich meine Leidenschaft zur Musik voll und ganz ausleben und das war genau das was ich nach fast 9 Monaten "on the road" gebraucht habe. Meine Sehnsucht nach Familie und Freunden ist nach wie vor präsent aber meine Neugier nach anderen Kulturen, Ländern und Erlebnissen ist wieder zurück und noch grösser geworden und genau deswegen freue ich mich unglaublich auf Ecuador, Peru und Bolivien.

Zuerst werde ich Ecuador für 2 Wochen alleine erkunden bis Melanie wieder von den Galapagos Inseln zurück ist und dann wird bald das Abenteuer Peru starten wo wir hoffentlich die meiste Zeit in unseren Wanderstiefeln stecken werden....

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