Zeit für einen Wechsel

Nach einem Monat in Ecuador waren wir auf einmal und komplett plötzlich mehr als bereit das Land zu wechseln. Es war einfach zu viel - jeden Tag eine andere nervende und unfreundliche Begegnung und an jedem Ort passierte etwas was uns von Tag zu Tag mehr an Ecuador zweifeln lies. Dazu kam, dass uns in Peru eine besondere Aufgabe erwarten wird - was? Einfach lesen....

Als wir den Quilotoa Loop voller Stolz beendet und uns ausgeruht hatten, ging es zurück nach Latacunga wo wir die meisten unserer Sachen gelagert hatten. Nach dem mehr oder weniger ordnen unserer 7 Sachen, ging die Reise weiter in Richtung Baños. Nach 2 kurzen Busstunden kamen wir in dem kleinen Ort an und konnten sogleich ein paar Kleiderschichten loswerden. Wie toll - endlich wieder angenehmere Temperaturen mit blauem Himmel und viel Sonne. Für uns war aber nicht der Ort selber das Highlight sondern die Tatsache, dass wir Jack und Marina (wir waren mit ihnen für ein paar Tage in Chile und Argentinien unterwegs) und Colin wiedertreffen werden. Der erste Abend stand also im Zeichen von "Wiedersehencocktails" - zu unserer Gruppe kamen noch Shannon (aus Australien, sie ist uns am Quilotoa Loop jeden Abend begegnet) und 3 Bekannte von Colin. Wir hatten einen super lustigen Abend und gelandet sind wir fast alle betrunken in einer Salsatheka - ich war super glücklich als ich mein Erlerntes wieder anwenden konnte. Der Hangover am nächsten Tag hielt uns auch nicht von unserer Fahrradtour mit Jack und Marina ab (Colin war leider nicht aus dem Bett zu bekommen). Mit 1.5 Stunden Verspätung legten wir los in Richtung Oriente - Gott sei Dank ging es eher bergab als bergauf. Wir hielten immer wieder an um die Aussicht zu geniessen und schliesslich stoppten wir bei der längsten Zipline von Ecuador (1 Kilometer). Nach einigem Zögern entschied ich mich schliesslich für die "Fahrt" am Seil, Kopf voran hinein in die Schlucht. Besonders der Anfang war aufregend weil es steil bergab ging und man so einiges an Geschwindigkeit aufbaut. Nach diesem erfrischenden Zwischenstopp ging es weiter - nach einer kurzen Wanderung zu einem Wasserfall und einer Kaffeepause, erwartete uns der Wasserfall "Pailon del Diablo". Auch dort wanderten wir ein bisschen herum und im Anschluss gönnten wir uns ein schönes Mittagessen - zum einen waren wir alle am Verhungern durch die Aktivitäten und zum anderen schleppten wir einen nicht unerheblichen Kater mit uns herum. Zurück ging es mit einem Truck, der auch unsere Fahrräder transportieren konnte. Den Abend verbrachten wir alle im Bett - wir waren tot. Da Baños ein Paradies für Aktivitäten ist, hatten wir für den nächsten Tag Rafting organisiert. 2 Stunden lang kämpften wir uns durch den reissenden Fluss - wir hatten also wieder ein tollen und erlebnisreichen Tag. Abgeschlossen wurde der Tag mit einem Thermenbesuch und im Anschluss konnten wir es nicht lassen noch ein Bier trinken zu gehen.

Die Tage in Baños vergingen super schnell und schnell war der letzte Tag gekommen - aber leider regnete es einen ganzen Tag wie in Strömen. Also gingen wir in einen Spa und streunten einfach durch die Strassen und im Endeffekt landeten wir wieder im Hostel und spielten Spiele. Tja, ab und zu müssen auch solche Tag sein. Am Tag unserer Weiterreise haben wir noch die "Schaukel am Ende der Welt" besucht und ein paar coole Fotos gemacht. Und am Weg dorthin sind uns wieder Bekannte aus Kolumbien über den Weg gelaufen.... die Welt ist einfach super klein.

In Baños haben wir aber auch noch andere Nachrichten bekommen, die einen kompletten Planwechsel forderten: In Quito habe ich ja bei Adrianna gewohnt und sie hat im letzten Jahr über eine amerikanische Organisation bei den Erdbebenfolgen in Ecuador geholfen. Wir haben darüber gesprochen und so haben Mel und ich uns eingeschrieben um im Fall bei den Überschwemmungen in Peru zu helfen. Ganz plötzlich haben wir die Nachricht bekommen, dass wir bereits ab 10.4 in der Nähe von Lima gebraucht werden. Also haben wir die Reise an die Küste abgesagt und sind weiter in Richtung peruanische Grenze gereist.

Für die letzten Tage vor unserem Einsatz haben wir uns in Vilcabamba in einem nachhaltigem Yogaresort einquartiert. Wir haben zwar kein Yoga gemacht aber die Umgebung war ruhig und entspannend und wir konnten uns Massagen leisten. Wir haben also nicht viel gemacht ausser gelesen und uns durch den Tag treiben lassen sowie die ganzen Formalitäten für unser Projekt erledigt. 4 Tage nichts tun waren schnell vorbei und ehe wir darüber nachdenken konnten, sassen wir auch schon im Bus in Richtung Peru.

Bevor ich aber von unserer aufregenden Reise nach Lima erzähle, noch ein paar abschliessende Worte zu Ecuador:
Ecuador ist das erste Land seit 10 Monaten welches ich wirklich nicht ins Herz geschlossen habe. Die Landschaft ist wunderschön und die Anden kreieren eine sehr einzigartige Atmosphäre aber nirgends sind uns so viele unfreundliche Menschen begegnet wie hier. Fragt man auf der Strasse nach dem Weg oder dem Bus, wird man entweder ausgelacht oder garantiert falsch informiert. Viele kleine Orte haben auch ihren Scharm komplett verloren weil zu viele Ausländer dort wohnen. Baños und Vilcabamba sind die besten Beispiele dafür - jedes Kaffee und die meisten Restaurants werden von Europäern oder Amerikanern geführt. Leider wirkt sich das aber auf die Preise aus und die südamerikanische Herzlichkeit bleibt auch auf der Strecke. In Baños wurden wir zum Beispiel "gebeten" zu gehen weil wir zu wenig konsumiert haben und in Vilcabamba war man auf einmal so genervt weil wir alle getrennt bezahlen wollten, dass jegliche Manieren verloren gingen. Wenn man alles "zusammenrechnet" kann ich schon verstehen warum Ecuadorianer genervt sind von all den Touristen aber nichtsdestotrotz leben viele durch den Tourismus ein besseres Leben. Es ist ein sehr komplexes Thema und eine Antwort bekommt man natürlich nicht aber fest steht für mich, dass umso mehr Ausländer sich in Dörfern niederlassen umso weniger bleibt es wie es mal war und das ist einfach nur Schade für diese kulturell so reichen Länder.

Wie bereits am Anfang erwähnt, waren wir froh als wir vor ein paar Tagen Ecuador verlassen haben. Die Reise ging ins Ungewisse weil durch die Überschwemmungen im Norden von Peru wussten wir nicht wie weit wir kommen würden mit dem Bus. Die erste Fahrt von Vilcabamba nach Loja war unspektakulär und auch die Nachtfahrt von Loja nach Piura in Peru war einfach und schnell organisiert. Mitten in der Nacht wurden wir allerdings durch das Gerüttle wach und als ich aus dem Fenster schaute, konnte ich ein bisschen die Zerstörung des Wassers sehen - schrecklich. Als wir dann früh morgens in Piura ankamen wurde das Ausmass noch klarer... überall war der Müll verstreut und die Strassen waren voller eingetrocknetem Schlamm. Vor vielen Geschäften waren die Sandsäcke aufgebaut und wiederum andere Geschäfte hatten bereits Mauern vorm Eingang aufgestellt damit kein Wasser eindringen kann. An der Busstation wo wir ankamen fanden wir einen Taxifahrer der mit uns eine Buskompanie suchte, die nach Lima fährt. Auch die "Stadtrundfahrt" machte uns klar was hier in den letzten Wochen passiert ist. Bei der zweiten Firma wurden wir dann fündig und wir konnten unser Ticket nach Lima buchen - die Dame am Schalter sagte uns, dass es mehr als 24 Stunden dauern wird weil der Zustand der Strassen ungewiss ist. Ok, war für uns kein sonderliches Problem, da wir ja Zeit hatten. Die Zeit bis zur Abfahrt des Buses wollten wir nutzen und alle Einkäufe für die Zeit als Volunteers machen - unter anderem mussten wir Gummistiefel, Arbeitshandschuhe, Schutzbrillen, Staubmasken, ein Bett, Regenschutz usw besorgen. Den ganzen Tag sind wir von A nach B gerannt und im Endeffekt hatten wir alles (das Bett/Luftmatratze mussten wir in Lima finden) gefunden. Um Punkt 17 Uhr fuhren wir los in Richtung Süden - zuerst waren die Strassen noch in hervorragendem Zustand und es ging zügig voran, doch irgendwann in den frühen Morgenstunden rührte sich der Bus keinen Millimeter mehr. Und das blieb so - den ganzen Tag legten wir ca. 4 Kilometer zurück. Leider durften wir den Bus auch nicht verlassen, denn anscheinend war das zu gefährlich... irgendwann erfuhren wir dann auch warum - die Brücke wurde durch die Wassermassen weggerissen und die provisorische Ersatzbrücke hatte nur eine Spur und so mussten sich die Busse und LKW's abwechseln und das dauerte... Stunden über Stunden. Die besagte Brücke haben wir dann gegen 21 Uhr überquert aber auch danach ging es nur schleppend voran und ich vermute wir sind nachts noch einmal einige Zeit nicht vom Fleck gekommen. Nach 42 Stunden sind wir dann aber doch heil in Lima angekommen und so konnten wir heute dem Rest erledigen und noch hervorragendes Ceviche essen.

Morgen geht der Ernst nun los und für 1 Monat sind wir in Huarmey stationiert und helfen Schulen und Häuser vom Schlamm zu befreien und neue Häuser zu bauen... wir sind so gespannt was uns alles erwarten wird.... Anfang Mai gibt es dann auch den Bericht dazu 😊

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