Campeche und seine Überraschungen

Der 2. Bundesstaat auf unserer Reiseliste war Campeche. Er ist unglaublich gross und noch sehr unberührt vom Tourismus der anderen Bundesstaaten. Auf unserer Liste waren 2 Punkte - nämlich die Ruinen von Calakmul und die Hauptstadt "Campeche". Wie bereits erwähnt, waren wir seit Tulum mit dem Auto unterwegs und konnten somit Stück für Stück diesen interessanten Teil von Mexiko genau erkunden. 

Nachdem wir den Vormittag noch an der Lagune in Bacalar verbracht haben, sind wir am frühen Nachmittag langsam in Richtung Ixpujil aufgebrochen. Die Fahrt war recht unspektakulär, die Zeit verging aber dennoch recht schnell. In dem Städtchen Ixpujil haben wir kurz halt gemacht um uns ein bisschen über die Region zu informieren und unseren Proviant für die nächsten Tage aufzustocken. Nach einem sehr nötigen Mittagessen sind wir dann weiter nach Conhuas gefahren, wo wir die nächsten 2 Tage verbracht haben. Das Dorf Conhuas wurde vor einigen Jahren weiter in Richtung Hauptstrasse verlegt, damit die Dorfbewohner von fliessendem Wasser, Strom und Internet profitieren konnten. Die Bewohner leben hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Tourismus. Wir haben uns bei einer Familie einquartiert, die etwas chaotisch war aber dennoch sehr sehr nett. Die Cabañas waren wirklich sehr schön und sauber und unsere kleine Terrasse haben wir an beiden Abenden genossen bis uns die Augen zugefallen sind. 

Unsere Unterkunft in Conhuas

Nun aber zu den Pyramiden von Calakmul, wegen denen wir überhaupt nach Conhuas gekommen sind. Sie sind sehr nahe an der Grenze zu Guatemala (35 Kilometer) und tief im Dschungel des Petén Beckens gelegen. Die archäologische Stätte galt als eine der grössten und mächtigsten Mayastätten seiner Zeit. Es heisst, dass zu den besten Zeit dort etwa 50.000 Menschen gelebt haben und die Stadt sich auf ca. 70km2 verteilt hat. Da Sabine noch immer sehr an Tikal in Guatemala hängt, konnten wir in Erfahrung bringen, dass es eine immer fortwährende Rivalität zwischen den Völkern von Tikal und Calakmul gab - mal gewannen die Bewohner von Calakmul und mal die "Tikaler" aber am Ende gewann Tikal leider die Oberhand. Wie oft mussten wir an diesem Tag von Sabine hören "aber in Tikal...". Gott sei Dank war am Ende selbst Sabine von dieser archäologischen Stätte sehr beeindruckt und somit waren wir alle mehr als glücklich, dass wir die Strapazen dieses Tages auf uns genommen haben. 




Nun aber zum Besuch der archäologischen Stätte: Durch die Lage von Calakmul mitten im Dschungel, mussten wir früh morgens losfahren um die grösste Mittagshitze zu vermeiden. Fast ist das auch gelungen, nun aber von vorne.
Wir sind gegen 6 Uhr morgens mit dem Auto los gestartet und nach 2 Stunden Fahrt waren wir endlich am Eingang angekommen. Die Strasse war nicht immer die Beste und auch am Weg mussten wir ein paar Mal halten, weil wir dachten nun die grosse Attraktion zu verpassen, aber am Ende war das Highlight trotzdem die Pyramide. Ich glaube, an dem Tag waren wir die ersten die durch die Tore gingen und die Wanderung in Richtung Hauptpyramide starteten. Das Gelände ist einfach riesig und so würde uns die gesamte Erkundung ca. 5 Stunden kosten. Anfangs hatten wir zwar beschlossen, dass wir nicht das ganze Gelände uns anschauen werden aber am Ende haben wir eine falsche Abzweigung genommen und so haben wir im Endeffekt das gesamte Pyramidengelände abgelaufen. Das Tollste war aber, dass man fast jede Pyramide erklimmen konnte und dass sehr wenige Leute unterwegs waren. So konnten wir unsere Pausen in vollen Zügen geniessen aber auch einige Tiere beobachten. Leider haben wir keinen Jaguar gesehen aber nichtsdestotrotz war es ein sehr gelungener Tag. Das einzige was uns wirklich sehr zu schaffen machte, war die Hitze und die Luftfeuchtigkeit und die damit verbundenen Moskitos. Den gesamten Vormittag haben wir geschwitzt und geschwitzt und geschwitzt und gleichzeitig haben uns die Moskitos verfolgt - mich mehr weil ich einfach nicht so gut ausgestattet war wie Sabine. Tja, manchmal ist halt doch Vorbereitung die beste Medizin. Zum Teil ist es an unseren Körpern einfach nur so runter geronnen und somit will ich mir gar nicht vorstellen wie es gewesen wäre, wenn die gesamte Wanderung nicht in einem Wald gewesen wäre. Denn schliesslich gibt es auch archäologische Stätten, die komplett der Sonne ausgesetzt sind. 
Im Endeffekt haben wir 3 Pyramiden erklommen - die erste nur Sabine und ich, denn da musste man wirklich hochklettern aber so haben wir einen tollen Ausblick auf die Hauptpyramide bekommen, die zweite nur Bernhard und ich und die Hauptpyramide haben wir alle gemeinsam bestiegen. Frieda war zwar nicht ganz so enthusiastisch wie wir aber dennoch konnte man ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht vermerken. 

Die grosse Wanderung startet

Die ersten kleineren Gebäude

Auch hier konnte man einfach hochgehen

Die Affen in den Bäumen

Die Hauptpyramide

Kurze Beratung nach der ersten Erklimmen

Und rauf geht's zur zweitgrössten Pyramide

Der Aufstieg zur Hauptpyramide
war dann doch etwas zu steil für Frieda

Der atemberaubende Ausblick

Ganz oben angekommen...

Auch die 3 haben es geschafft...

Alles in allem war es ein sehr anstrengender Tag aber für mich persönlich war es eigentlich das Highlight der gesamten Reise. Mitten im Dschungel diese alten, unglaublich gut erhaltenen Pyramiden erkunden zu können, war einfach nur toll. Obwohl das Klima dem Körper einiges abverlangt hat, war es einer der speziellsten Tage, die wir erlebt haben. 

Auf der Rückfahrt war dann aber Totenstille angesagt... nur Bernhard blieb wach weil einer schliesslich ja fahren musste. Am Abend haben wir den Tag noch gemütlich auf unserer Terrasse ausklingen und die ganzen Eindrücke Revue passieren lassen.

Am nächsten Tag ging es nun schon wieder weiter in Richtung Campeche (Hauptstadt und Bundesstaat haben denselben Namen). Nach dem Frühstück haben wir uns von unseren Gastgebern verabschiedet und sind dann langsam in Richtung Escarcega aufgebrochen um von dort weiter in Richtung Norden zu reisen. Da uns unsere Gastgeber in Conhuas von dieser wunderbaren "Cenote Azul" in der Nähe von Miguel Colorado erzählt haben, beschlossen wir dort einen Zwischenstopp einzulegen. Naja, das Ganze war etwas holprig. Zuerst wollte man uns ein Gesamtpaket verkaufen mit allem möglichen Entertainment (Mexikaner lieben so etwas) aber nach einer etwas hitzigen Diskussion hat man uns zu einem moderaten Preis hineingelassen. Leider war das nächste Thema die Schwimmwesten - Mexikaner können normalerweise nicht schwimmen und so wurden wir gezwungen die lästigen Dinger zu tragen. Sabine fand das gar nicht so schlimm aber Bernhard und ich sind zuerst mal ohne die Schwimmwesten ins Wasser... bis man uns schliesslich rausgefischt hat und sie uns aufgezwungen hat. Frieda hat das alles überhaupt nicht gekümmert weil sie mit ihren Schwimmflügeln auf der sicheren Seite war und so ist sie wie immer froh und munter ins Wasser gehüpft. 

Cenote inklusive Absperrungen damit man ja nicht
zu weit schwimmen kann

Irgendwann sind wir dann aber doch aufgebrochen und haben uns auf den Weg nach Champotón gemacht. In dem Küstenstädtchen haben wir schnell ein Fischrestaurant gefunden und ein herrliches Essen genossen. Der Ort gilt als beliebtes Wochenendziel für die Bewohner von Campeche - hierher kommen sie mit der Familie um zu essen und zu trinken und einfach einen schönen Tag verbringen zu können.

Die bunten Buchstaben findet man wohl in
fast jeder mexikanischen Stadt

Da es nun schon später Nachmittag war, mussten wir uns auch endlich eine Unterkunft für die nächsten Tage besorgen. Das war schnell erledigt und wie gut die getroffene Wahl war, konnten wir die gesamten 2 Tage eigentlich gar nicht glauben.

In Campeche wurden wir dann sehr herzlich empfangen und hatten für die nächsten Tage ein schönes Haus zur Verfügung mit genügend Platz zum Verweilen. Nachdem wir uns ein bisschen eingerichtet haben, sind wir in Richtung Zentrum aufgebrochen... zuerst haben wir mal einen Kinderspielplatz gefunden, der wie von einem anderen Stern war. So unglaublich schön und geordnet und mit einer Horde von Kindern und Eltern, dass wir Frieda fast 2x verloren hätten. Da wir Frieda nun auf keinen Fall mehr losreissen konnten, haben wir Schwestern beschlossen das Zentrum schon mal vorzuerkunden. Irgendwie kamen wir aber trotzdem aus dem Staunen nicht heraus... alles war so geordnet und sauber und eigentlich hat es wie in einem Märchen ausgesehen. Campeche ist eine sehr gut erhaltene Kolonialstadt und somit wirken die perfekt gestalteten, bunten Häuser einfach unwirklich. Unsere Gastgeber haben uns gesagt, dass Campeche die sicherste Stadt in Mexiko ist und genau diesen Eindruck haben wir auch bekommen weil selbst am Abend die Häuser offen waren und die Leute friedlich drinnen den Abend verstreichen haben lassen. Als wir einen guten ersten Eindruck bekommen haben, sind wir wieder zurück zum Spielplatz und haben die beiden abgeholt und so sind wir etwas verwirrt zurück in unsere Unterkunft spaziert. Warum ist diese Stadt nur so anders als der Rest von Mexiko?
Am nächsten Tag machten wir uns gleich nach dem Frühstück auf zur Stadtbesichtigung weil wir zu Mittag auf Grund der Hitze wieder zu Hause sein wollten. Bernhard konnte diese unglaublich saubere Stadt überhaupt nicht glauben und immer wieder überlegten wir, woher das ganze Geld kommen könnte, um eine Stadt so rauszuputzen - Schärding könnte man da ja schon fast als chaotisch bezeichnen im Vergleich. Wir haben also an der Promenade angefangen und sind so langsam ins Zentrum hineinspaziert. Dort sind wir durch die Gassen geschlendert und haben die Tour schliesslich in der Kathedrale am Hauptplatz beendet. Von da aus sind wir zu unserer Siesta nach Hause gefahren.

Eine Kirche ausserhalb vom Zentrum

Die Strassen von Campeche

Der Innenhof der Hauptkathedrale von Campeche

Der atemberaubende Sonnenuntergang an diesem Tag
So richtig konnten wir es nicht rausfinden - warum diese Stadt so sicher, schön, herausgeputzt und im Endeffekt so perfekt ist. Auf alle Fälle war auch die Stimmung am Abend an der Promenade sehr harmonisch, was das ganze Bild der Stadt nur noch komplettiert hat - es scheint als würden die Leute hier einfach ein angenehmes Leben führen. Zum Sonnenuntergang ist die Promenade voll von Mexikanern und Touristen, die Sport machen, tanzen, flanieren und sich einfach treffen. 

Was mir persönlich sehr imponiert hat, ist dass selbst die Bazare renoviert und herausgeputzt sind. Man kann nur typische Waren der Region kaufen, die von sehr guter Qualität sind und zu moderaten Preisen verkauft werden. So ungewöhnlich die Stadt auch gewirkt haben mag, aber diese Tatsache hat für mich das Gesamtbild einfach abgerundet und hat so alles sehr authentisch und ehrlich wirklich lassen und genau deswegen hab ich Campeche im Endeffekt irgendwie ins Herz geschlossen. 

Am nächsten Tag haben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg in Richtung Mérida gemacht. Es sollte uns ein aufregender Tag im Auto und in den Vororten der Stadt erwarten... seit gespannt... FORTSETZUNG FOLGT!!





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