Yucatán und der Massentourismus

Eigentlich dachten wir, dass wir den extremen Massentourismus mit Quintana Roo hinter uns gelassen hätten aber das war im Endeffekt nicht ganz so. Mit Mérida und den umliegenden Sehenswürdigkeiten werden eine Menge Touristen angezogen, sowohl die, die in den Hotels in Cancún stationiert sind aber auch die, die sich in den Resorthotels in der Umgebung eingebucht haben. Und dann sind da natürlich noch die Stadttouristen und Urlauber wie wir, die mit dem Auto die Halbinsel bereisen. Schon allein diese Aufzählung zeigt deutlich, wie viele Menschen einen Fleck Erde sehen wollen und dann darf man natürlich nicht die Mexikaner selber vergessen, die in der Ferienzeit im August sich das eigene Land ein bisschen anschauen wollen.
Alles in allem, hat uns die Menge an Menschen, die uns täglich begegnet ist in dem Bundesstaat das Leben ein bisschen schwer gemacht. Irgendwie hatten wir nämlich doch die Vorstellung, die Natur in vollen Zügen geniessen zu können und die Ernüchterung, die dann manchmal auf uns wartete, war doch etwas enttäuschend. Nichtsdestotrotz hatten wir Gott sei Dank immer wieder eine Menge Geduld, um Orte so zu erleben, wie wir das für gut hielten und so haben wir wirklich eine unvergessliche Woche in Yucatán verbracht.

Angefangen hat unsere Zeit in dem Bundesstaat nämlich mit einem perfekten Tag in der Nähe von Mérida:
Wie immer waren wir auf der Suche nach der perfekten Cenote zum Abkühlen. Irgendwie hat das aber nicht so ganz von Anfang an geklappt, also sind wir irgendwo in der Prärie gelandet und mussten im Endeffekt wieder umkehren. Da wir endlich ins Wasser wollten, haben wir uns im Endeffekt dafür entschieden, in die örtliche Cenote von Chocholá zu gehen. Zuerst waren wir wirklich sehr skeptisch aber nach kurzer Zeit haben wir verstanden, dass für jeden etwas dabei sein wird - Frieda hatte einen Pool, in dem sie sich pudelwohl fühlte; wir hatten eine unterirdische Cenote, die wir so noch nicht gesehen hatten und natürlich hatten wir auch eine schöne Liegewiese und sehr gute Margaritas. Die Stunden dort haben wir wirklich in vollen Zügen genossen und so konnten wir uns am Abend nur schwer verabschieden von unserem "Happy Place des Tages".

Tortillas werden handgemacht...

Die unterirdische Cenote "San Ignacio"

Das Restaurant
Da wir leider im Ort keine Möglichkeit für ein nettes Abendessen gefunden haben, haben wir beschlossen weiter nach Umán zu fahren. Das ist eine kleine Stadt kurz vor Mérida in der wir noch die letzten Stunden des Tages geniessen wollten. Bevor wir aber die Erkundungstour starten konnten, mussten wir erstmal die örtliche Polizei von Bernhards Fahrkünsten überzeugen. Der hat nämlich eine rote Ampel ignoriert und das direkt vor den Augen der Polizei. Also mussten wir Reisepass, Führerschein und Fahrzeugpapiere vorzeigen und ihn davon überzeugen, dass es nur ein Versehen war. Gott sei Dank, war er sehr nett und im Endeffekt viel mehr daran interessiert wie uns Mexiko gefällt und warum ich Spanisch spreche. Nach kurzer Zeit konnten wir uns also schon wieder auf den Weg machen und ein Restaurant finden - gefunden haben wir aber einen Strassenstand mit frischem und gutem Essen, wo jeder das bekommen hat, was er wollte. Danach sind wir wie immer noch zum Spielplatz und haben den Tag bei frischen Churros ausklingen lassen.

Am späten Abend sind wir in der neuen Unterkunft angekommen, die uns irgendwie nicht so richtig vom Hocker gehauen hat. Es hat sich alles etwas kompliziert angefühlt und wir wussten nicht so recht ob wir bleiben wollten oder nicht... aber gut, die erste Nacht haben wir gut geschlafen und am nächsten Tag sind Sabine und ich auf erste Erkundungstour in Mérida gegangen. Die Stadt selber ist ein weiteres Beispiel von wunderschöner Kolonialarchitektur, die zu Mittag so heiss wird, dass man gar nicht weiss, wie man der Hitze am besten entfliehen kann. Die Schwesternzeit war sehr nett und informativ für die nächsten Tage in der Region und so sind wir nach einem etwas zu üppigen Mittagessen wieder in unsere Unterkunft zurückgekehrt und haben Bernhard und Frieda eingepackt um die nächste Cenote zu finden.
Entschieden hatten wir uns für die Cenote X-Batún, die sich etwas ausserhalb von Mérida befand. Nachdem wir angekommen sind, hat uns auch gleich mal die Menschenmenge und die damit verbundenen Regeln überrumpelt. Sabine und ich waren alles andere als entspannt und es hat uns wirklich einiges an Zeit gekostet bis wir endlich die Umgebung geniessen konnten. Da wir alle aber nie vergessen geduldig zu sein, haben wir im Endeffekt die Cenote fast für uns alleine gehabt und konnten die wirkliche Schönheit der Natur auf uns wirken lassen...


Cenote X-Batun
Nach diesem doch noch gelungenen Nachmittag, ging es weiter ins Stadtzentrum zum Abendessen, aber leider konnten wir nicht wirklich etwas finden und so sind wir in einem sehr touristischem Restaurant gelandet. Das Essen war gut aber trotzdem haben wir uns komisch gefühlt unter den ganzen Touristen - schliesslich war für uns oberste Priorität authentisch und lokal zu essen. Beim Herumschlendern vorm Abendessen wurden wir mit einem wunderschönem Sonnenuntergang belohnt, der es uns im Endeffekt aber auch nicht einfacher gemacht hat, den Weg wieder nach Hause zu finden. Wie es der Zufall so will, hat uns die Orientation komplett verlassen, als mein Handy keinen Akku mehr hatte und so sind wir mit dem Auto durch die Stadt geirrt, bis es uns bzw. Bernhard irgendwann gelungen ist, unser "zu Hause" zu finden. Aber auch in der Unterkunft hat sich die Gesamtstimmung nicht verbessert, da das Türschloss kaputt war, Frieda praktisch eingesperrt war (Gott sei Dank hat sie einen sehr tiefen Schlaf und hat so die ganze Aufregung nicht mitbekommen) und die Gastgeber uns doch tatsächlich die Reparaturkosten verrechnen wollten. Nach ewigen Diskussionen, sowohl mit den Gastgebern als auch mit der Buchungsplattform, haben wir uns entschlossen unseren Aufenthalt in Mérida zu verkürzen und kurzerhand weiter nach Valladolid zu fahren. Das schöne an diesem Reisestil ist einfach, dass man flexibel ist und wenn es einem einfach nicht gefällt, kann man die Zelte abbrechen und weiterziehen. Ein bisschen wehmütig waren wir schon, weil wir doch eigentlich nach Puerto Progreso und nach Celestún wollten aber im Endeffekt waren wir sicher, dass wir auch in Valladolid eine tolle Zeit haben würden. Wir haben also das Auto zurückgegeben, haben unsere Sachen gepackt und sind zum Hauptplatz gefahren. Dort haben wir eine neue Unterkunft gesucht, Ideen für den Tag gesammelt und haben so das beste aus dieser wirklich sehr komischen Situation gemacht.

Sonnenuntergang in Mérida

Zócalo de Mérida

Glücklich einen neuen Plan zu haben und weiterzuziehen...

Im Endeffekt muss man einfach sagen, dass uns die Stadt zu gross war und wir uns nicht zurecht gefunden haben. Die Wochen davor, haben wir entweder in der Natur oder in Dörfern oder kleinen Städten verbracht und somit hat Mérida einfach nicht dazu gepasst. Also, sind wir nach dem Besuch im "Gran Museo del Mundo Maya", was wirklich sehr interessant war, mit dem Bus nach Valladolid gefahren. Nachdem wir mit einiger Verspätung endlich angekommen sind, haben wir in unserer neuen Unterkunft eingecheckt und haben uns sofort wohl gefühlt. Die Erleichterung über den Wechsel war in jeder Ecke zu spüren und so konnten die letzten gemeinsamen Tage beginnen.

Der erste Tag in Valladolid war sehr gemütlich, denn am Nachmittag ist Melanie zu uns gestossen.  Also, haben wir für diesen Tag nichts geplant, ausser dass jeder seine Wege geht. Bernhard ist zum Friseur, ich bin in die Cenote direkt im Stadtkern von Valladolid zum Schwimmen und Sabine ist mit Frieda zu Hause geblieben.

Ein Wasserloch mitten im Zentrum - und am Vormittag hat man sie
sogar für sich alleine

Nach dem Mittagessen und endlosen Gesprächen haben wir alle gemeinsam das Zentrum erkundet und sind einfach herumgeschlendert bis es Zeit zum Abendessen war. Das Wiedersehen war wirklich sehr schön und es war auch irgendwie gut eine neue Dynamik in die Reisegruppe zu bekommen.

Am nächsten Tag gingen die Abenteuer nun wieder weiter. Nach dem Frühstück haben wir uns nach Ek Balam aufgemacht, wo sich Ruinen befinden, die klein und fein und wenig besucht sind. Wir haben das Gelände also langsam erkundet und die Aussicht genossen. Die Ruinenstadt ist grösser als Chichén Itzá und hatte zu ihren Hochzeiten ca. 12 000 bis 18 000 Einwohnen. Das Besondere ist, dass die Wandschnitzereien noch unglaublich gut erhalten sind und dadurch konnten Archäologen unglaublich viel von der Geschichte der Stadt rekonstruieren.

Das Hauptgelände
Der Auf- bzw. Abstieg zur/von der Hauptpyramide
einzelne Gebäude...
Die Wandschnitzereien...
Die Aussicht von oben 
Alle haben es nach oben geschafft

Irgendwann war es dann aber wieder Zeit zurückzufahren und uns abzukühlen. Also haben wir die Sammeltaxis wieder in Richtung Valladolid genommen und sind in Temozón ausgestiegen, wo wir die wohlverdiente Cenote und auch ein Schwimmbad für Frieda gefunden haben. Im Anschluss hat nur noch das lokale Abendessen und etwas Süsses vom örtlichen Volksfest gefehlt. All das haben wir gefunden und so können wir auf einen perfekten Tag abseits der Touristenpfade zurückblicken. Wenn man nämlich lange genug sucht und geduldig ist, findet man zwischen all den überlaufenen Orten und Plätzen das wirkliche Mexiko oder sagen wir es so - das Mexiko, das ich sowohl in Oaxaca also auch in Mexico City erlebt habe und noch immer jeden Tag erlebe.

Cenote Hubikú

So schnell wie der Tag gekommen ist, an dem wir uns wiedergesehen haben, so schnell ist auch der  Tag ihrer Abreise gekommen. Bevor wir uns aber verabschieden mussten, haben wir noch einen wunderbaren (pinken) Tag im Norden der Halbinsel verbracht. Da wir kein Auto mehr hatten, sind wir alles mit den öffentlichen Verkehrsmittel gefahren. Es ging also relativ früh morgens wieder los - von Valladolid nach Tizimin und von dort bis nach Las Coloradas, ein kleines verschlafenes Dorf, in dem es Salzlagunen gibt, die sich pink verfärben. Aber nicht nur die pinken Salzseen haben uns fasziniert, sondern auch Flamingos und ein hervorragendes Fischabendessen. Der letzte gemeinsame Ausflugstag war also mehr als perfekt und als wir am Abend wieder in Valladolid ankamen, haben wir (wie immer) den Tag bei etwas Süssem und Margaritas ausklingen lassen.


Die Reise geht los...

Die faszinierenden Salzseen...

... und Salzflüsse

Unser Tagesbegleiter...
Die Zeit ist leider sehr schnell vergangen aber wir hatten wunderbare Wochen auf der berühmten Halbinsel von Mexiko, die leider überrannt wird von Touristen. Ab und zu konnte ich sogar verstehen warum... es ist einfach wunderschön, interessant, beeindruckend und noch vieles mehr. Vom Essen bis zu den Ruinen, in Mexiko ist einfach alles ein Erlebnis und eigentlich konnten wir immer finden was wir gesucht haben, wenn auch manchmal auf Umwegen.

Der allerletzte gemeinsame Tag blieb ohne spezielles Programm - wir haben die Stadt genossen, sind einkaufen und baden gegangen, haben gut gegessen, getrunken, quatscht und haben die ganze Reise Revue passieren lassen. Als ich mich dann früh morgens von den dreien verabschiedet habe, war ich wirklich traurig und habe in den folgenden Wochen die aussergewöhnliche Organisation von Sabine vermisst.

Für Melanie und mich war die Reise aber noch nicht zu Ende... für uns ging es noch weiter... genauer gesagt auf die Insel... auf welche? Bald gibt's eine weiter Fortsetzung...





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