Guatemala Hurricane Relief mit All Hands and Hearts - Teil 2

Im ersten Teil konnte man über das Projekt selber und das Leben in Chisec lesen... nun möchte ich euch aber noch einen Einblick in meinen täglichen Arbeitsalltag geben...

Als Operations und Finance Manager bin ich praktisch dafür verantwortlich, dass das Projekt läuft und somit ist der Grossteil meiner Arbeit eher im Hintergrund. 

Unser Tag fängt normal sehr früh an, da die Hitze während des Tages sich recht akkumuliert und so sind die Morgenstunden mit der "frischen Brise" am Besten. Mit früh meine ich zwischen 5 und 7 Uhr - je nachdem ob, bevor alle auf die Baustelle fahren, schon Probleme auftauchen oder eben nicht. Falls es nämlich die ganze Nacht durchgeregnet hat, muss ich mit den Fahrern die Lage einschätzen um zu entscheiden ob man kritische Stellen auf dem Weg zur Baustelle passieren kann oder nicht. Vor allem im Juli war dies fast jeden Tag der Fall, aber im Moment ist das ziemlich selten, oder besser gesagt, ich kann das von alleine schon viel besser einschätzen. Ansonsten machen uns manchmal früh morgens schon Strassenblockaden zu schaffen oder ganz einfach kranke Volunteers, usw.

Nachdem um 6 Uhr (hoffentlich) alle gesund und munter auf die Baustelle fahren, bleiben nur mehr wenige zurück, die das Projekt im Hintergrund am Laufen halten. Wenn also alle weg sind, frühstücken wir, ich mach meine Yogaübungen und um 7 Uhr geht’s mit dem „Operationsmeeting“ los. Normalerweise sind wir zwischen 4 und 7 Personen, die die Prioritäten für den Tag besprechen und planen Wie und Was am Besten gemacht wird. Auch nutzen meine Mitarbeiter die Stunde um Antworten und Entscheidungen von mir zu bekommen. Im Anschluss ist der Tag normalerweise eine komplette Achterbahnfahrt weil man nie so recht weiss was alles passieren wird. 

Falls alles nach Plan geht, bin ich am Morgen meistens in verschiedenen Meetings die den reibungslosen Ablauf des Projekts garantieren sollen. Leider kommt es aber nicht allzu selten vor, dass ein Problem gelöst werden muss und da komme dann meistens ich ins Spiel weil ich mittlerweile eine Menge Kontakte hab, die im Fall der Fälle helfen können.

Prinzipiell hab ich aber folgende Verantwortlichkeiten:

  • Unser Haus 
  • Transport
  • Unsere Sichheitsleute
  • Unsere Köchinnen inkl. Essen 
  • Ressourcen jeglicher Art die wir für den täglichen reibungslosen Ablauf benötigen
  • Finanzen
  • Volunteerzahlen und -organisation 
Damit all diese Komponenten funktionieren sind in meinem Team 15 Leute beschäftigt, die die einzelnen Rubriken am Laufen halten. Unter diesen 15 Leuten befinden sich 13 lokale Angestellte und auch viele Männer, die mir das Leben manchmal nicht ganz so einfach machen. Aber, Gott sein Dank, befindet sich im internationalen Team Cesar, der aus Guatemala stammt, und mir sehr viel hilft um den Machismus in Chisec steuern zu können. Ich würde wahrscheinlich oft komplett an meine Grenzen kommen wenn wir ihn nicht hätten. Aber es gibt auch das Gegenteil - Reginaldo, ein Fahrer, der mich eher wie seine Tochter sieht, hilft mir immer aus der Patsche mit seinen zahlreichen Kontakten und seiner Erfahrung und ist somit ein wichtiger Teil im Team auf den ich mich 100%ig verlassen kann. Und dann gibt es da natürlich Hortensia, die alle paar Tage Lebensmittel liefert, damit wir alle versorgt sind und falls ich mal was vergesse, fährt sie sogar für mich in die nächste Stadt und besorgt das was wir brauchen. Sie ist zwar nicht bei uns angestellt, aber nichtsdestotrotz ist sie ein wichtiger Teil des Projekts und ohne sie wär viel nicht ganz so einfach.

Im Endeffekt gibt es mittlerweile eine ziemlich grosse Anzahl an Menschen in meinem Zirkel in Chisec, die mich unterstützen und deren Erfahrung mit mir teilen und das ist natürlich das Schöne an meiner Arbeit. Aber es war wirklich ein langer und etwas steiniger Weg bis dahin… während dieser Zeit habe ich aber auch sehr viel gelernt und vor allem auch eine neue Kultur kennengelernt. Guatemala funktioniert wirklich komplett anders, denn ohne eine persönliche Verbindung erreicht man überhaupt nichts. Nachdem mal ein paar Mal etwas kauft und ins Reden gekommen ist, kann man auf die Leute zählen, aber davor muss man immer mit dem schlimmsten rechnen. 

Innerhalb des internationalen Teams ist es natürlich um einiges einfacher. Aber die Menge an Arbeit, die wir normalerweise an einem Tag bewältigen, laugt uns aus und somit ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, damit alle Schritt halten können und niemand am Rande des Möglichen zurück bleibt. Deswegen gibt es eigentlich nicht wirklich einen fixen Tagesablauf, das heisst, dass, wenn man Zeit für sich benötigt  nimmt man sich die Zeit und wenn man einen Mittagsschlaf braucht, dann macht man den auch… und obwohl es sehr viel Freiheit gibt, arbeitet jeder unglaublich viel und macht alles bis zur Perfektion. 

Nun ja… jetzt hab ich viel von Problemen und Herausforderungen gesprochen… aber was meine ich denn damit genau? Zum einen hatten wir am Anfang mit den Strassen und den Autos zu kämpfen, denn die Strassen sind schlecht und Autos ebenfalls. Nach 1 Monat hatten wir endlich das Richtige Fortbewegungsmittel gefunden und nach einem weiteren Monat waren auch die bürokratischen Hürden überwunden und wir konnten endlich anfangen sie auch zu benützen. Zum anderen mussten wir mit der Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit und komplett anderen Qualitätsstandards lernen umzugehen… natürlich war uns das von Anfang an klar, aber nichtsdestotrotz war es schwer diese regionalen Gegebenheiten mit unserem Zeit- und Budgetdruck zu vereinbaren. Ein weiterer kritischer Punkt war oft, dass wir Materialen gar nicht in Chisec finden konnten und Firmen in Coban nicht in so abgelegene Dörfer liefern wollten. Und falls sie es dann doch getan haben, haben sie uns sehr oft ein bisschen betrogen… was uns natürlich sehr viel Geld gekostet hat und auch hier sind 2 Monate vergangen bis wir das in den Griff bekommen haben. Und zu guter letzt macht uns allgemein das Klima ab und zu zu schaffen… die Hitze zusammen mit der hohen Luftfeuchtigkeit machen das Arbeiten definitiv zu einer Herausforderung - und nicht nur auf der Baustelle, sondern auch im Büro. Aber selbst an das konnten wir uns gewöhnen…

Wie man lesen konnte, macht man es uns zum Teil wirklich nicht einfach, aber wir sind eine Gruppe, die wirklich Ausdauer besitzt und mittlerweile bleiben uns nur mehr wenige Wochen bis zum Abschluss des Projektes. 1 Polin, 4 AmerikanerInnen, 2 SpanierInnen, 1 Italienerin, 1 Engländer, 1 Guatemalteke und ich trotzen also allen Wiedrigkeiten und finden in dem ganzen Chaos immer noch Momente zum Lachen und Tanzen. Selbst als unser Haus fast komplett geflutet wurde durch extrem starke Regenfälle nachts und wir am Morgen in unserer Küche fast auf eine giftige Schlange getreten wären, haben wir den Mut nicht verloren… sondern das Motto ist stets: Krone richten und weiter geht es… 



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