Ein neues Abenteuer startet - Südamerika

Einen Kontinent zu wechseln ist schwierig wie ich nun rausgefunden habe. Vor allem wenn man ein Land so lieben gelernt hat wie ich Indonesien. Dazu kommt, dass ich natürlich mit den Leuten in Indonesien ständig in Kontakt bin - manchmal verflucht man die Vernetztheit halt doch. Nun aber zur eigentlichen Geschichte, die ziemlich aufregend ist:

Irgendwann gegen Mitternacht bin ich mitten in Rio im gebuchten Hostel angekommen und wollte einchecken. Ich bin keine 5 Minuten an der Rezeption gestanden, da sind gleich zwei Leute auf mich "gesprungen" um mich zum Ausgehen einzuladen - da kam mir wieder in den Sinn, dass jetzt das Partyleben losgeht weil Rio ist ja schliesslich bekannt dafür - nachdem ich mich erfolgreich gewehrt habe, bin ich nach der Dusche gleich ins Bett gefallen. Habe ich wirklich ein Partyhostel gebucht? Meine Laune war im Keller und insgeheim habe ich mir nur den Flug zurück nach Kuala Lumpur gewünscht. Schlafen wurde die ersten beiden Nächte auch schwierig weil ich noch immer in der indonesischen Zeitrechnung war, was heisst 10-11 Stunden hinterher. Es hat wirklich einige Tage gedauert um endlich richtig schlafen zu können. Dazu kam, dass es in dem 9er Schlafsaal, in dem ich gewohnt habe, wie in einem Bahnhof zuging. An dieses Hostelleben musste ich mich erst wieder gewöhnen, schliesslich haben wir in Indonesien fast ausschliesslich in privaten Unterkünften gewohnt. Alles zusammen war einfach viel zu viel für mich....

Der nächste Schock hat schon beim Frühstück auf mich gewartet: Zum einen war ich erstaunt eher westliches Essen zu bekommen und hab sofort die frischen Fruchtsäfte vermisst und zum anderen war das Frühstück dazu da um miteinander zu quatschen und die Geschichten vom Vortag auszutauschen (zumindest für alle anderen) aber verschont wurde ich natürlich nicht mit den Fragen - wo war ich nur gelandet und warum kann man nicht in Ruhe frühstücken?

Irgendwie kam ich dann mit 2 Jungs ins Reden und wie sich herausgestellt hat, waren sie aus Linz. Die beiden hatten so viel Euphorie und Energie, dass sie mich wirklich überreden konnten mit zum Strand zu gehen. Im Endeffekt war ich froh darüber, weil es ein netter Tag war und belohnt wurde ich mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über Rio. Zurück im Hostel bekam ich einen weiteren Eindruck wie es läuft. Man trinkt gemeinsam Caipirinhas und quatscht und dann geht man gemeinsam aus und es gibt jeden Tag irgendwo eine andere Party. Mir wiederum fiel es sehr leicht die Einladungen zum Ausgehen abzulehnen und ins Bett zu gehen. Irgendwie hiess für mich die erste Party richtig in Rio anzukommen und Indonesien hinter mir zu lassen und dazu war ich einfach absolut nicht bereit.

Tag 2 in Rio hat dann im Endeffekt den Grundstock gelegt für das was die nächste Woche alles folgen sollte: Ich bin einfach im Hostel geblieben und hab Sachen erledigt und mich über verschiedenste Sachen informiert. Über den Tag verteilt habe ich einige der Angestellten kennen gelernt und gleichzeitig verstanden wie nett und lieb alle sind. Eigentlich sind alle Reisende wie auch ich und verdienen sich mit der Arbeit im Hostel Geld um die Reise fortzusetzen. So sind die Geschichten dahinter natürlich sehr spannend und auch inspirierend für mich.

Irgendwann am Abend ist dann Flo angekommen - ohne Gepäck weil es leider verloren gegangen ist. Auch er wurde mit der üblichen Euphorie empfangen und so hatten wir dann sofort Drinks in der Hand um auf das Wiedersehen anzustossen.

Am dritten Tag hiess es nun für mich ankommen in Südamerika, in Brasilien, in Rio und natürlich mich daran zu gewöhnen Freunde um mich zu haben. Was könnte besser dabei helfen als durch schöne Stadtviertel zu schlendern, den Strand zu geniessen und Kokosnuss zu trinken. Am Abend folgte nun auch die erste Party - ich konnte mich nicht mehr drücken davor - und es ging mitten hinein in den Sambawahnsinn der Strassen von Rio - die Gestalten die man in solchen Nächten sieht, sind schon krass. Es gibt im Prinzip nichts was es nicht gibt - von partywütigen Touristen über verrückte Brasilianer die anscheinend keine Knochen haben bis hin zu drogenabhängigen Obdachlosen und natürlich die dazu gehörigen Dealer. Jeder tanzt, musiziert, trinkt, isst, lacht, flirtet, küsst und streitet als gäbe es kein Morgen. Und zum ersten Mal war ich mir sicher, dass alleine und zu Fuss nach Hause zu gehen keine Option mehr ist. Es war absolut nicht bedrohlich aber das Glück sollte man aber doch nicht herausfordern. Schliesslich war es auch nicht nötig weil ich ja Flo sowie die beiden Linzer dabei hatte. Wir hatten wirklich viel Spass und haben zumindest versucht in den Rhythmus hineinzukommen. Gegen 4 Uhr war dann aber Schluss für uns und wir machten uns auf den Nachhauseweg, denn schliesslich sollte Melanie auch bald anreisen und da musste ich natürlich fit sein oder zumindest wach sein.

Das Wiedersehen war echt schön und wir haben von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr nur gequatscht um dann direkt mit Alexis (arbeitet im Hostel und kommt aus Ecuador) auf eine 4-stündige Walkingtour aufzubrechen. Es war super interessant und natürlich sehr schön.... so haben wir auch gleich einen besseren Eindruck von Rio de Janeiro bekommen. Der Tag verging super schnell und ehe wir uns umdrehen konnten waren wir schon wieder am Weg auf die nächste Sambaparty - die Gruppe bestand nun aus einem Schweizer, einem Guatemalteken, einem Argentinier, einem Amerikaner aus der dominikanischen Republik und uns drei Österreichern (an manchen Abendenhatte sich die Gruppe noch um Australier erweitert). Es wurde wild getanzt und langsam aber sicher habe ich die Tanzschritte gelernt und so wurde ich von einem zum anderen gewirbelt - Gott, was hatten wir Spass diese Nacht. Flo war eher noch verhalten wenn es ums tanzen ging aber das sollte sich bald ändern. Und Mel war echt müde und hat nur grosse Augen bekommen bei dem was in Rio so abgeht.

Die nächsten Tage waren nun ausgefüllt mit weiteren Erkundungstouren durch die Stadt um die Copacabana, die Christusstatue und den Zuckerhut zu sehen. Alles zusammen echt beeindruckend aber der aussergewöhnlichste Tag war als wir den nicht so bekannten Pedro da Gavea bestiegen/erklettert haben. Er ist der grösste Monolith weltweit den man besteigen kann. Es war extrem anstrengend und hart zum einen weil die Temperaturen sehr hoch waren und zum anderen weil echte Kletterpartien dabei waren. Ohne Alexis der schon 40 mal oben war, wären Melanie und ich nie aus Ziel gekommen. Seine Motivationen und Ermutigungen haben mich praktisch hochgetragen - allgemein war die ganze Gruppe super weil wir uns einfach gemeinsam hoch gekämpft haben. Es waren alles gemischte Leute aus dem Hostel, die sich nach der Reihe Alexis, Melanie und mir angeschlossen haben. Nach 3 Stunden (die sehr kurz klingen aber nie enden wollten) konnten wir endlich den atemberaubenden Ausblick auf Rio de Janeiro geniessen - es war unglaublich und gehört zu den besten Momenten auf meiner Reise soweit. Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal zu einem solchen Aufstieg fähig sein könnte. Ich kann wirklich nicht in Worte fassen wie stolz ich auf mich bzw uns war als ich gesehen habe, was wir geschafft haben.

Ansonsten sind wir auf verschiedene aber immer sehr brasilianische Parties gegangen und haben getanzt als gäbe es kein Morgen mehr - mit praktisch Einheimischen unterwegs zu sein bleibt weiterhin mein Geheimrezept für alles was wir so erleben. Ansonsten würde man nie an solche Orte kommen. Nicht einmal vor den Favelas haben wir halt gemacht - dort hat Flo dann endlich gezeigt was in seinen Hüften steckt und den Ladies dort hats gefallen :-). Auch Melanie hat in den Rhythmus gefunden und ist angekommen im Abenteuer Brasilien. Meine Tanzschritte haben sich auch immer mehr verbessert und mittlerweile kann ich mich fast nicht mehr still halten wenn ich Musik höre :-)).

Wie immer kommt einmal der Tag um sich zu verabschieden und so kam er auch in Rio de Janeiro - wir können nur hoffen einige der Leute wieder zu treffen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und ich durfte wieder einmal erleben, dass das Sprichwort "Wie man in den Wald hineinruft so kommt es auch wieder zurück" mehr als wahr ist. Denn der Moment an dem ich mich geöffnet habe, hat den Grundstock für eine unglaubliche Zeit in Rio de Janeiro gelegt. Und gleichzeitig hat es mir geholfen den Kontinent auch im Inneren zu wechseln... ich würde behaupten, dass es noch nicht ganz passiert ist aber zumindest sind die ersten Schritte gemacht.

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