Schönheit vermischt sich mit Traurigkeit

Nachdem wir uns erholt hatten von unserem aufregenden Trekking (was gar nicht so lange gedauert hat), sind wir mit unseren 7 Sachen weiter gezogen. Der Hangover, der uns am Reisetag nach Riohacha begleitet hat, hat uns die Navigation nicht ganz einfach gemacht. Aber Gott sei Dank ist auf die Kolumbianer Verlass, die uns in die richtigen Busse bugsiert haben. Als wir dann in Riohacha angekommen sind, wurden wir noch einmal von den vornächtlichen Ereignissen eingeholt. Mel hat das wie folgt beschrieben:

"Man steigt irgendwo ein, die Busse bleiben einfach überall und in den Städten auch an den Kreuzungen stehen... So haben wir es in den Bus nach Riohacha geschafft. Als wir dort ankamen wurde Nicole wach als ein paar Leute ausstiegen - sie fragt wo wir sind und stürmt aus dem Bus.... Ich noch langsamer weil ich bemerkt habe, dass wir noch nicht an einem Busterminal sein können und mir die anderen sagen wir sind noch nicht da, (im Endeffekt standen wir an einer Kreuzung) also schrei ich raus zu Nicole, dass wir noch nicht da sind..... Sie steht draussen mit dem Rucksack, meinen wirft der Typ wieder ins Gepäckfach und der Bus fährt weiter aber dann nimmt er sich doch ein Herz und bleibt stehen.... haut meinen Rucksack raus, ich steige aus und wir sind angekommen. Leider ist mir von der Party am Vorabend noch schlecht und genau als Nicole meinte sie muss erst wach werden atme ich ganz tief um mein Übelkeitsgefühl in den Griff zu bekommen.... leider bezieht Nicole das Atmen auf sich und so kommunizieren wir nicht mehr im normalen Ton. Also ich also bemerke, dass meine geliebte Hängematte nicht mehr da ist, lauf ich den Bus hinterher der aber leider der Falsche war...."

Nach einer Nacht in Riohacha sind wir weiter gezogen - unser Ziel war Cabo de la Vela. Ein Dorf in der Region La Guajira, welches eigentlich nur aus Palmenhütten und 1 Strasse besteht. Aber es ist direkt am Meer gelegen und da es mehr als ab vom Schuss ist, erwarteten wir auch weniger Touristen. Der Weg dorthin führte uns zuerst mal nach Uribia, wo wir noch ein paar Sachen eingekauft haben. Dort haben wir allerdings schon einen Eindruck von der Gegend bekommen.... wir waren nur mehr Minuten von der Wüste entfernt. Danach war es vorbei mit geteerten Strassen und wir fuhren auf den Schotterstrassen dahin - und am Strassenrand wurde das Elend und die Armut sichtbarer und sichtbarer: Kinder stehen am Strassenrand und hoffen auf Essen und Wasser, Frauen stehen ebenfalls mit den Babies am Strassenrand und versuchen Taschen und Bier zu verkaufen und mittendrin WIR - in unserem Truck mit einem geschockteren Gesichtsausdruck von Kilometer zu Kilometer. Das tragische ist, dass man wirklich gesehen hat wie abgemagert die Leute sind und dass Wasser eine Mangelware sein muss. Irgendwann sind wir dann abgebogen und von nun an existierten keine Strassen mehr - der Fahrer fuhr einfach in Richtung Meer durch den Wüstensand und irgendwann fuhren wir einfach am Strand entlang bis wir endlich Cabo de la Vela erreichten. Nachdem wir unsere Schlafplätze gefunden hatten - Hängematte unter einem Strohdach am Strand, leider ohne Badezimmer - gingen wir frischen Fisch essen und haben das Auto für den nächsten Tag organisiert. Schnell war dies erledigt und um 5 Uhr morgens ging es los in Richtung des nördlichsten Punktes von Südamerika - Punta Gallina.

Am Weg nach Punta Gallina haben wir vor allem eines gesehen - unglaubliche Armut. Die Wayuu Indianer leben am Limit. Dazu kommt der extreme Wassermangel - der einzige Fluss in der Gegend wurde von einer Kohlemiene ausgetrocknet. Nun müssen sie Kilometerweit laufen um Wasser zu finden aber normalerweise ist nur Salzwasser auffindbar. So richtig war es also nicht möglich die Schönheit der Wüste zu sehen und zu geniessen weil es uns wirklich traurig und nachdenklich gemacht hat die Menschen so zu sehen. Vor allem sieht man keine Hilfsorganisationen oder sonstiges. Es machte wirklich den Anschein, dass die Menschen auf sich alleine gestellt sind. Dieser gesamte Anblick hat einen schon sehr nachdenklich gemacht und so habe ich mehr über das Leben der Wayuu recherchiert und von Artikel zu Artikel kam das Gefühl, Helfen zu wollen, mehr auf. Wir schauen mal wie das möglich sein wird.....

Abgesehen von der Armut und den Kindern, die Autos aufhalten um Essen zu bekommen, war die Fahrt holprig und wir wurden ordentlich durch geschüttelt. Kurz bevor wir aber den nördlichsten Punkt Südamerikas erreichen konnten, mussten wir noch mit einem Boot fahren um in einen anderen Truck einzusteigen. Irgendwann sind wir dann doch angekommen und wir konnten auf die raue Küste schauen. Der Fahrer fuhr mit uns dann noch zu anderen Aussichtspunkten und den Dünen die ins Meer hinauslaufen. Wie schon in Valparaiso war ich fasziniert von dieser Landschaft und gleichzeitig haben wir versucht das Gesehene zu verarbeiten. Was sich aber relativ schwierig erwies da der gesamte Ort komisch ist. Nach Punta Gallina kann man nämlich auch Touren von Santa Marta aus buchen und so waren auf einmal wieder "viele" Touristen um uns herum. Das ganze hatte einfach nicht zusammen gepasst und so haben wir uns eigentlich darauf gefreut wieder nach Cabo de la Vela zurückzukehren. Ich habe es mir auch abgelegener vorgestellt - für Reisende, die auf eigene Faust dorthin fahren, ist es schon abgelegen und absolut nicht bequem dorthin zu kommen aber die "Tourenbuchertouristen" verleihen diesem Ort einfach einen komischen Touch.

Also ging es bereits am nächsten Tag wieder zurück nach Cabo de la Vela. Im Truck dorthin waren noch 2 Kolumbianerinnen, 1 Schweizer und 1 Argentinier und wie es der Zufall so will haben wir dann den ganzen Tag miteinander verbracht. Wir sind mit den Mototaxis (Jungs bieten auf ihren Motorrädern Taxidienste an) zu einem schönen Strand gefahren. Dort befindet sich auch der berühmte Zuckerberg (ich kannte ihn vorher auch nicht aber Coca Cola hat da wohl mal einen Werbespot gemacht) und im Anschluss haben wir noch den Sonnenuntergang von einem ehemaligen Leuchtturm aus angeschaut. Wir waren eine angenehme Gruppe und so ging der Tag bei Pizza und Bier in den "Strassen" von Cabo de la Vela zu Ende.

Nun war es eindeutig Zeit für einen kompletten Ortswechsel. Es dauerte nur einen Tag und schon waren wir in Cartagena und somit auch in einer anderen Welt. Cartagena ist eine wunderschöne Stadt voll mit beeindruckenden Kolonialhäusern, Kunst, Cafés, Bars und Geschäften. Wir sind 3 Tage herumgelaufen und haben einfach das Flair der Stadt genossen. Da die Stadt eher nie schläft haben wir auch nachts geschaut was so los ist. Gefunden haben wir den Plaça Trinidad wo man einfach Bier trinkt, isst und quatscht.... wir haben uns auch wieder durch die verschiedenen Früchte getrunken und typisch, kolumbianischen Kaffe probiert. Gleichzeitig war es an der Zeit zu überlegen wo wir denn als nächstes hingehen - der Plan endete nämlich in Cartagena. Durch einen Zufall sind wir an den Namen Rincon del Mar gestossen. Es soll ein kleines Fischerdorf sein wo noch fast keine Touristen sind und es soll einfach traumhaft sein - ausserdem ist es in der Nähe der Bernardoinseln, die auch für Taucher nicht uninteressant sein sollen.

Gesagt, getan.... wir haben uns also am Samstag auf den Weg in das Fischerdorf gemacht. Dafür mussten wir 1 Stunde in Cartagena mit dem Bus zum Terminal fahren, dann mussten wir das Busticket nach San Onofre verhandeln (wir sind mittlerweile richtig gut im Verhandeln) um nach 2 kurzen Fahrstunden anzukommen. Zum Abschluss der Reise haben wir noch 2 Mototaxis bis nach Rincon del Mar benötigt. Als wir dann im Hostel angekommen sind, war klar, dass wir diesen Ort so schnell nicht verlassen werden....

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