Wandern durch die Cordillera Blanca

Temperaturunterschiede sind wir bereits gewöhnt - dieses Mal wechselten wir von Wüste in luftige Höhen und somit auch in ein komplett anderes Klima. Nach Huarmey war unser Ziel Huaraz wo wir vor allem wandern wollten. Zuerst mussten wir aber die Fahrt dorthin überstehen. Es war unglaublich kurvig und die Strasse ist in einem sehr desolaten Zustand - eine weitere Folge der Fluten. Die Strassen sind aber nur in einem so schlechten Zustand weil sie extrem schlecht gebaut wurden - der Asphalt war nicht mehr als 10 Zentimeter dick. Natürlich hat so die Strasse keine Chance gegen die Kraft des Wassers. 

Endlich in Huaraz angekommen, haben wir nur eines gemacht - sofort ins Bett. Uns war so kotzübel von der Fahrt und die Abschiedsparty am Vorabend hat auch nicht wirklich geholfen. Als wir am nächsten Tag endlich ausgeschlafen hatten, fing die Orientierung sowie die Informationssuche an. Eigentlich ging alles ganz schnell - um den 4-tägigen Santa Cruz Trek zu machen, mussten wir uns akklimatisieren und das ging am einfachsten mit der Wanderung zur Lagune 69. Die Lagune war einmalig schön und auch der Wanderweg war toll - nichtsdestotrotz haben wir uns mühsam hoch kämpfen müssen weil wir die Höhe bei jedem Schritt spürten. Nach 2.5 Stunden hatten wir es aber doch geschafft und wir konnten den Ausblick geniessen und unseren Proviant essen. Nach dieser sehr touristischen Variante der Akklimatisierungswanderung, waren wir also bereit für eine richtige Wanderung - 4 Tage durch die Cordillera Blanca und insgesamt sollten wir 60 Kilometer zurücklegen. Bevor wir aber loslegen konnten, mussten wir noch einige Besorgungen machen, da wir alles selber organisiert haben. Wir haben uns also ein Zelt, Matten und ich einen warmen Schlafsack ausgeliehen - sowie einen Campingkocher mit Geschirr. Dann haben wir mehr als eine Stunde im Supermarkt verbracht um Essen einzukaufen. Irgendwann hatten wir dann alles zusammen und wir konnten unsere grossen Rucksäcke komplett ausräumen um sie nur mit dem Nötigsten zu füllen. Am Anfang erschienen sie noch super leicht aber nach einiger Zeit wurde uns klar, dass sie schwer waren. 

Am nächsten Tag ging es bereits um kurz vor sechs Uhr morgens mit dem ersten Bus los in Richtung Yungay. Dort wechselten wir den Bus und fuhren 3.5 Stunden auf übelster Schotterpiste durch die Berge bis wir in Vaqueria angekommen sind. Nach letzten Adjustierungen starteten wir. Zum "Camp Paria" sollten wir 4 Stunden benötigen - zuerst ging es bergab um dann nach dem Durchqueren eines kleinen Dorfes relativ flach in ein Tal hinein zu laufen. Wir durchquerten weitere Dörfer, sichteten unsere ersten Lamas und wanderten durch einen Wald. Der erste Tag war also gemütlich - aber wir hatten schon so eine Vorahnung, dass der zweite Tag anders werden wird. Im Camp angekommen, fing es auch gleich mal an zu regnen. Also beeilten wir uns mit dem Aufbauen des Zeltes. Vor 2 Jahren habe ich das Leben im Zelt ein Monat lang in Australien geübt und Gott sei Dank hatte ich nichts verlernt. Nachdem sich der Regen gelegt hatte, fingen wir an zu kochen und ich bestieg nochmal einen kleineren Berg um einen Rundumblick zu erhalten. Als ich von meiner zusätzlichen Wanderung zurück war, war ich bereit mich auszuruhen und einfach die tolle Umgebung zu geniessen. Der zweite Tag startete mit einem komplett blauen Himmel und mit dem Mond über den Bergketten - ein traumhafter Anblick. Aber wir mussten uns auch beeilen weil wir wollten um 7 Uhr loslaufen.... wir hatten keine Ahnung wie lange wir für 900 Höhenmeter benötigen werden. Die ersten Stunden vergingen ziemlich schnell und wir wanderten stetig bergauf aber trotzdem gemütlich dahin - dann kam der Schock.... Einheimische sagten uns, dass wir uns verlaufen hatten. Echt jetzt? Sie machten ein riessen Trara und im Endeffekt stellte sich heraus, dass wir einen kürzeren Weg genommen hatten und nun einfach einen steilen Teil vor uns hatten aber deren Panikmache war komplett umsonst. Als wir auch das hinter uns gebracht hatten, fehlte nur noch der Aufstieg zum Punta Union auf 4750 Höhenmeter. Es dauerte wirklich lange und war super anstrengend und ein paar Mal haben wir echt fast aufgegeben weil wir den Weg nicht finden konnten. Melanie stürzte dann auch noch (Gott sei Dank ist nichts passiert) und ich verlor den Weg und kletterte über einige Felsen nach oben aber im Endeffekt haben wir es geschafft und konnten den traumhaften Ausblick geniessen. An diesem Tag waren noch 6 andere Wanderer zum Punta Union unterwegs und natürlich haben wir die immer wieder Mal gekreuzt - das schöne war im Endeffekt, dass sich jeder für jeden gefreut hat als einer nach dem anderen am Ziel angekommen war. Nachdem wir uns ausgeruht und lange genug die Sonne genossen hatten, ging es an den Abstieg zum "Camp Tallipampa" wo wir die zweite Nacht verbringen wollten. Die Wanderung dorthin dauerte noch einmal mehr als 2 Stunden und im Endeffekt waren wir komplett fertig nach 10 Stunden auf den Beinen. An diesem Abend fing es auch bald zu regnen an und so schliefen wir sehr bald ein. Es regnete die ganze Nacht - Gott sei Dank war unser Zelt auch in der Praxis wasserdicht. Nach einem gemütlichen Frühstücksmorgen vorm Zelt, packten wir unsere Sachen wieder zusammen und es ging weiter. An Tag 3 hatten wir aber nur 3 Stunden Wanderung und einen kleinen Aufstieg vor uns - jemand hatte uns vom Alpamayo Basecamp erzählt und dass dort keine Leute sowie eine schöne Gletscherlagune ist. Nachdem wir zu Mittag bereits angekommen waren, schlugen wieder unser Lager auf und wanderten zur Lagune. Als wir zurück waren blieb für den Rest des Tages nur mehr das Geniessen der Landschaft übrig. Zu unserem Glück schien fast den ganzen Tag die Sonne und so verbrachten wir die Zeit vorm Zelt mit lesen und quatschen.

Nachdem wir zu Abend gegessen und alles verstaut hatten, mummten wir uns auch schon in unsere Schlafsäcke ein. Da es eine sternenklare Nacht war, war es bereits gegen 7 Uhr bitterkalt und so erwartete uns eine harte Nacht. Um 6 Uhr morgens waren wir schon lange wach weil wir einfach froren - aber das Tolle war, dass wir mit einem spektakulären morgendlichen Blick über die umliegenden Bergketten und den dazugehörigen Sonnenaufgang belohnt wurden. Ein perfekter Morgen also. Das Zusammenpacken hingegen war eine Tortur - über Nacht ist unser Zelt gefroren und so war es schwierig zusammenzubauen. Damit wir warm wurden sind wir schnell und sehr zügig los marschiert. Es erwartete uns ein weiterer sehr langer Tag des Abstiegs.... von 4330m auf 2900m. An einem Punkt an diesem Tag glaubten wir fast nicht mehr daran wirklich in Chashapampa anzukommen. Wie immer zu Mittag haben wir uns einen schönen Platz für eine Pause gesucht - während der ersten 3 Tage haben wir jeweils Käsesandwiches mit Tomate und Ei gegessen und am letzten Tag blieb uns noch Butterbrot mit Ei übrig, aber auch das hat uns Energie für den Rest des Tages gegeben. Nach weiteren 4 Stunden sind wir dann am Ziel angekommen.... der letzte Teil war steil bergab und uns wurde klar, dass wir bergab hassen. Nun lag nur mehr die Busfahrt bis nach Caraz und von dort bis nach Huaraz vor uns. Während der letzten Tage haben wir immer gegen 18 Uhr gegessen, entweder Pasta mit Tomatensauce oder Asianudeln und nun war es bereits 19 Uhr und Essen war weit und breit nicht in Sicht. Im Endeffekt hatte alles geschlossen wegen dem Muttertag und so war es wieder Mal an der Zeit hungrig zu Bett zu gehen. Das war unsere tolle und aufregende 4-Tages-komplett-selbst-organisierte-Wanderung. 

Nach einem Monat in Huarmey mit Bett am Boden, haben wir uns in Huaraz eine schöne Unterkunft mit bequemen Betten geleistet. Und zu unserem Glück haben wir im Endeffekt immer ein Privatzimmer bekommen. Aber das tollste an der Unterkunft war eigentlich das Frühstücksbuffet - keine Ahnung wann wir zuletzt so eine Auswahl hatten. Deswegen war es im Endeffekt auch nicht so schlimm, dass wir am Abend des letzten Wandertages nichts mehr zu Essen bekamen. 

Nach dem hervorragenden Frühstück packten wir unsere Sachen wieder zusammen und begaben uns auf die Reise in Richtung Lima - ein paar Tage Big City Life. Wir kamen nachts an und fuhren mit dem Taxi zum Hostel im Künstlerviertel Barranco. Wir hatten genau 2 Tage in der Stadt bevor unsere Reise weiter in Richtung Süden führt. Die 2 Tage nutzten wir vor allem für den Besuch eines Schönheitssalons sowie zum Herumstreunen im historischen Zentrum. Und wir kamen in den Genuss der ignorantesten Reisenden im Hostel - ich mein wie komme ich denn auf die Idee um Mitternacht sowie um 4 Uhr morgens das Licht anzuschalten sowie laute Konversationen zu führen? Tja, selbst nach 11 Monaten werden wir immer wieder überrascht - meistens positiv aber solche Erlebnisse gehören anscheinend auch dazu. Im Endeffekt waren wir so froh, dieses Hostel zu verlassen, dass ich es gar nicht beschreiben kann.

Heute geht es nun weiter nach Nazca, wo wir mysteriöse Linien in der Wüste begutachten werden und dann werden wir hoffentlich Colin in Arequipa wiedertreffen. Tja, und dann stehen weitere Wanderungen am Plan.... hoffentlich in noch schwindelerregenderen Höhen....

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