Ciudad de México

Wie lange habe ich davon geträumt, endlich wieder zurück nach Lateinamerika (Hispanoamerika wäre der universitär richtige Name) zu gehen. Und wie oft habe ich mit dir, Sabine, darüber gesprochen und wie oft mussten wir feststellen, dass ich viele Dinge zu "verträumt" sehe in Bezug auf diesen wahnsinnig interessanten und aufregenden Kontinent. Als der Tag meiner Abreise in Österreich aber näher kam, kamen ab und zu dann doch leichte Zweifel auf. Vor allem hat es mich aber erkennen lassen, dass ich mich sehr wohl in Salzburg gefühlt habe und dass ich meine tollen WG-Kollegen und dieses sehr einfache (Ordnung, Sauberkeit, ein Zuhause) und schöne (die Berge, die Seen, der Fluss, die Stadt) Leben dort vermissen werde. 

Gleichzeitig muss man sich ja auch sehr glücklich schätzen wenn man mit einem weinenden und einem lachenden Auge von einem Ort weggeht und im Endeffekt geht ja nur der Körper. Durch WhatsApp, Skype, Facebook und Co. ist man ja mittlerweile nur räumlich getrennt. Außerdem durfte ich schon in vielen Reisegeschichten lesen, dass man immer dann gehen soll, wenn es am Schönsten ist. Habe ich das also getan? Waren 1.5 Jahre an einem Ort genug um nun wieder eine neue Reise zu starten?

Auf alle Fälle haben mich die letzten 1.5 Wochen in Rom und Marrakesh mental sehr gestärkt und so konnte ich voller Freude in das Flugzeug von Marrakesh nach Madrid steigen. Nach 2 Stunden sind wir auch schon auf europäischem Boden gelandet und ich durfte mein Gepäck holen, mit dem Terminal-Shuttle zu einem anderen Terminal fahren um dann in einer langen Schlange für die erneute Gepäckaufgabe zu warten. Da der nächste Zwischenstopp in New York sein würde, wurden bereits bei der Gepäckaufgabe genaue Kontrollen durchgeführt. Durch die ganzen Fragen, die einem gestellt werden und die unglaublich langen Wege innerhalb des Flughafens habe ich es nur knapp noch rechtzeitig zum Boarding geschafft und die Reise ging weiter, über den großen Teich, wo mich ein entspannterer Zwischenstopp erwartete. Nach 8 Stunden landeten wir also sanft in New York und das ganze Prozedere fing wieder von vorne an. Und irgendwann, nach 4 Stunden Aufenthalt und weiteren 5 Stunden Flug, bin ich sicher und etwas müde in Mexiko Stadt gelandet. Die Visa-Details waren schnell erledigt und so ging es mit dem Taxi zur gebuchten Unterkunft, die im schönen Stadtteil "San Rafael" ist.

Lucrecia, die Besitzerin der Wohnung, hat mich früh morgens mit einem Frühstück empfangen und wir haben uns sofort sehr gut unterhalten. Als sie dann langsam zur Arbeit aufbrach, machte ich mich erstmal frisch und ein Power-Nap. Der ganze Tag verging irgendwie sehr schnell, obwohl ich überhaupt nichts gemacht habe. Aber dies sollte auch der letzte "faule" Tag bleiben für die nächste Woche.

Ciudad de México (CDMX) ist einfach riesig und so musste ich mich zuerst einmal orientieren. Das ist ja auch ab und zu eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Dem Himmel sei Dank, dass es "Offline-Maps" gibt, die mit GPS funktionieren und so ist es dann doch einfacher sich zurechtzufinden. Wer weiß, ob ich sonst jemals den Weg zur Unterkunft zurück wieder gefunden hätte... Zuerst habe ich also mal das Zentrum erkundet, welches wirklich sehr imposant ist. Der Zócalo mit der Kathedrale ist einfach nur überwältigend, dann der Templo Mayor direkt daneben bringt einem wirklich zum Staunen. Obwohl die Tatsache, dass die Spanier einfach eine Kirche auf einen Tempel gebaut haben, wohl für sich selbst spricht. Auch der Palacio de Bellas Artes ist einfach nur atemberaubend mit der Größe und seinen Farben. Eigentlich kommt man im Zentrum aus dem Staunen nicht mehr heraus. Aber es ist auch eine Gegend, wo man sich nachts nicht verlaufen sollte. Als nächstes bin ich nach La Condesa weiter gefahren, wo die Häuser kleiner werden und es auch grüner wird. Es ist eines der modernen Viertel mit vielen Expats und somit könnte man sich auch genauso gut in Europa befinden. Aber der Park in diesem Viertel ist echt wunderschön. Nur durch das Erkunden dieser beiden Viertel, wird einem klar wie ausgeklügelt das Verkehrssystem ist. Prinzipiell gibt es die Metro die in alle möglichen Richtungen fährt. Dann gibt es den Metrobus, der vor allem von Nord nach Süd und von Osten nach Westen fährt, aber nicht diagonal. Zusätzlich gibt es noch die kleinen Busse, die in die kleinsten Winkel der Stadt fahren aber nicht wirklich einen Fahrplan haben - man findet lediglich auf der Windschutzscheibe Namen, die einem ungefähr eine Idee geben, wo es hingeht. Und mit diesen ganzen Verkehrsmitteln, habe ich einige Stadtteile erkundet (jeder ist komplett anders), bin in den "Wald von CDMX" namens Chapultepec gefahren und hab mir die großen Unis der Stadt angeschaut (UNAM und UAM). Beide haben eigene Metrostationen und Buslinien innerhalb des Campus, was wiederum für sich selbst spricht.

Catedral Metropolitana

Bosque de Chapultepec

Palacio de Bellas Arte

Monumento a la Revolución

Biblioteca de la UNAM

Angel de la Independencia

Templo Mayor

Escultura de la Puerta 1808

ein Hauseingang

Nach einer Woche in dieser Metropole, kann ich schon verstehen warum viele Bekannte und Freunde davon schwärmen. Die Einwohner sind freundlich und hilfsbereit, das Essen ist gut und vor allem gibt es an jeder Ecke etwas anderes und es wird einem bestimmt nicht langweilig. Es gibt so viel zu sehen und entdecken, sodass man sagt, dass selbst wenn man ein ganzes Leben hier wohnt, nicht alles gesehen hat. Als ich mich an einem der Tage verlaufen hatte, stand ich auf einmal vor wunderschönen Skulpturen und daneben war ein Festival de la comida. Als ich dann nach wirklich sehr gutem Essen weiter gelaufen bin, kam ich wiederum zu einem tollen Flohmarkt voll mit literarisch sehr wertvollen Büchern. Und im Endeffekt hab ich mir sagen lassen, dass wenn man sich verläuft, man nur einen Minibus anhalten muss, der auf der Windschutzscheibe ein M für Metro stehen hat. Also weiß ich in Zukunft was zu tun ist.

Nichtsdestotrotz sind die Unterschiede sehr groß zwischen den einzelnen Stadtteilen. Manche sind wirklich sehr modern und sauber (Rom kann da nicht mal annähernd mithalten) und andere wiederum lassen die Armut sehr deutlich werden - der Müll liegt überall herum und die Häuser bzw. Hütten fallen beinahe in sich zusammen. Das wird vor allem sehr sichtbar wenn man mit dem Bus aus der Stadt rausfährt. Aber auch diesen Anblick ist man von vielen Städten auf diesem Kontinent gewohnt. Eines haben sie meiner Meinung nach trotzdem gemeinsam... sie sind am Leben... ich denke, man kann wirklich alles kaufen auf der Straße - da gehören Essen, frisch gepresste Säfte und Kleidung noch zu den normalen Angeboten. Aber der ganze Trubel drumherum ist einfach belebend und lässt die Schattenseiten etwas verblassen.

Was aber natürlich schon auch für sich spricht ist, dass die meisten Polizisten mit Maschinengewehren bewaffnet sind und dass in allen Metrozügen und Metrobussen der vorderste Teil nur für Frauen reserviert ist. Jede größere Metrostation ist bewacht und natürlich sind alle videoüberwacht und Taxis haben QR-Codes an den Fensterscheiben um mit einer App überprüfen zu können, ob es sich wirklich um ein autorisiertes und sicheres Fahrzeug handelt. Gleichzeitig kann man aber zum Beispiel auf normalen Lebensmittelmärkten auch Waffen kaufen. Das hat mich schockiert, da an diesem Stand vom Springmesser bis zum Schlagring alles zu kaufen war und eigentlich will ich dann gar nicht wissen, was der Herr unter seinem Tisch noch so gelagert hatte. Daneben wurde Spielzeug und Kleidung verkauft...

Allgemein habe ich aber einen sehr guten ersten Eindruck von der Stadt, denn blendet man die kursierenden Nachrichten aus, ist es einfach nur aufregend in so einer pulsierenden Stadt zu leben, die einfach nie still steht. Dass CDMX eine gefährliche Stadt ist weiß man zwar aber spüren tut man es Gott sei Dank nicht und das ist im Endeffekt für mich persönlich das Wichtigste. Da mich mein Hausverstand bis jetzt immer gut durch verschiedene Länder gebracht hat, wird das auch sicher dieses Mal so sein...

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