Día de los Muertos

Allerheiligen und Allerseelen - wie wir in Österreich die Tage des "Día de los Muertos" nennen, haben hier in Mexiko eine ganz andere Bedeutung. Man könnte ja fast sagen, dass sie eine der wichtigsten Tage im Jahr von Mexikanern sind, aber da bin ich mir nicht sicher... denn schliesslich gibt es noch den Unabhängigkeitstag, den Tag der Revolution, den Tag der Arbeit und noch so einige mehr, an denen es noch mehr zu essen und zu feiern gibt als sonst. Aber nun zu den Geschichten, die ich rund um diese Feiertage erlebt habe... denn wie immer in Mexiko, ist immer alles ein bisschen kontrovers.

Angefangen haben die Festivitäten zum "Día de los Muertos" schon bereits das Wochenende zuvor. Der "Paseo de la Reforma" (eine lange Strasse die einmal quer durch den Stadtkern führt) wurde zu einem Museum verwandelt, wo man verschiedene Skulpturen zum Thema begutachten konnte und natürlich Souvenirs und Details für die Verkleidungen kaufen konnte. Am besagten Wochenende hat dann auch ein riesiger Umzug mit fast 2 Millionen Besuchern stattgefunden, der aber weniger einen traditionellen Untergrund, sondern auf den James Bond Spectre zurückzuführen ist. An dem Umzug sind ca. 2500 Einwohner beteiligt mit mehr als 50 geschmückten Wägen, die alle ihre eigenen Themen und Botschaften vertreten. Der Umzug dauert den ganzen Nachmittag und endet wie immer am Hauptplatz von Mexico Stadt, dem Zócalo. Wie immer hört man sehr unterschiedliche Meinungen über den Umzug, die einen finden es super toll und betrachten es als Fixtermin und die anderen finden es schrecklich, dass eine amerikanische Filmproduktion so einen grossen Einfluss auf ein Land  bzw. auf eine Stadt haben kann.  
Ich selber habe nicht teilgenommen weil es so viele Möglichkeiten in der Woche vor Allerheiligen gibt, die kleiner und somit auch ein bisschen spezieller sind. Wir haben uns zum Beispiel in einem kleinen Kino, einen experimentellen Film über den Wandel solcher Umzüge in Mexiko Stadt angeschaut. Es gibt einfach unglaublich viele Möglichkeiten die Feiertage einzuleuten, also war für mich klar, dass ich mir keine Veranstaltung mit 2 Millionen Menschen aussuche. 

In der Allerheiligen-Woche gibt es aber neben der Festivitäten auch langsam die kulinarischen Spezialitäten zu kaufen, zum Beispiel, "Pan de Muerto". Im Endeffekt kann man es süsses Milchbrot, welches mit Kristallzucker überzogen wird, nennen - es wird gefüllt oder einfach verkauft. In dieser Woche gibt es dann auch überall eine spezielle Art der "Mole" zu kaufen und sogar die Tacostände und Restaurants haben spezielle Gerichte, die man nur zu dieser Zeit bekommen kann. 

Wenn die besagten beiden Tage - 1. und 2. November - dann näher kommen, muss man sich langsam auf die wirklichen Festivitäten vorbereiten. Es heisst, dass am 1. November die toten Erwachsenen und am 2. November die toten Kinder geehrt werden und da Mexikaner für ihr Leben gerne essen, werden die Toten an diesen beiden Tagen vor allem eingeladen, die Lebenden zu besuchen und mit ihnen wieder einmal zu essen. Den Gedanken finde ich eigentlich am schönsten von dem ganzen Kult. Um ihnen den Weg vom Himmel zu erleichtern, bereitet man ihnen einen schönen Altar vor, den man mit den traditionellen Fahnen, bunten Totenköpfen sowie mit Blumen und Kerzen schmückt. Zusätzlich stellt man noch Zucker und Pan de Muerto auf den Altar sowie ein Bild von den Verstorbenen die eingeladen wurden. 
Wir haben einen entsprechenden Altar in der Wohnung von Cristina (eine sehr gute Freundin mittlerweile) gemacht, wo wir insgesamt sechs Angehörige eingeladen haben vorbeizuschauen. 

Cristina mit dem fertigen Altar in ihrer Wohnung



Nachdem wir alles fertig hatten, haben wir dann auch angefangen uns zu schmücken bzw. uns zu bemalen, denn "Día de los Muertos" ist alles andere als traurig oder ernst. Um auf eine der zahlreichen Veranstaltungen zu gehen, verkleidet man sich oder man malt sich eine "Catrina" ins Gesicht... Frauen sowie Männer... und wenn man dann nach stundenlanger Prozedur endlich fertig ist, geht's ab auf den Markt. Wir sind nach Coyoacán gefahren, was ein eher ruhigerer Stadtteil ist und wo man anscheinend den schönsten Markt findet... 

Meine "Catrina"

Verschiedene Catrinas und Verkleidungen
Markt heisst in diesem Fall, dass man verschiedene Stile von Altaren der verschiedenen Bundesstaaten begutachten kann und dann gibt es natürlich eine Menge zu essen. Es war wirklich beeindruckend die vielen Menschen mit ihren Interpretationen von "Catrinas" zu sehen, denn Coyocán war voll mit Menschen. Natürlich darf Musik nicht fehlen, also gab es am Hauptplatz ein Konzert von einer traditionellen Gruppe aus Veracruz und zusätzlich hat man an verschiedenen Ecken des Stadtteils noch kleinere Gruppen begutachten können, die Salsa oder Cumbia gespielt haben.

vom Bundesstaat Tamaulipas

vom Bundesstaat Nayarit

vom Bundesstaat Campeche

vom Bundesstaat Guanajuato
Man muss aber eigentlich gar nicht weit fahren, um einen Eindruck von dem Totenkult hier zu bekommen. In einer Schule, die nicht weit von meinem Zuhause ist, habe ich folgenden Altar beim Vorbeigehen gesehen:



Am nächsten Tag sind wir dann nach San Andrés Mixquic gefahren, einem kleinen Dorf, 2 Stunden ausserhalb von Mexiko Stadt, wo "Día de los Muertos" noch sehr traditionell gefeiert wird - natürlich mit viel Essen aber zusätzlich findet das ganze Spektakel am Friedhof statt. Angehörige bleiben die ganze Nacht vor dem Grab sitzen mit Essen und Musik um den Toten den Besuch auf Erden zu erleichtern. Eigentlich war aber schon der Eingang beeindruckend - das Dorf, welches mittlerweile sehr viele Besucher erhält durch ihren Totenkult, hat am Eingang riesige Statuen aufgestellt und auch die Strassen und Plätze wurden mit künstlerischen Totenköpfen geschmückt um die Orientierung zu erleichtern. Es gibt unzählige Stände, an denen man Essen kaufen kann, natürlich Souvenirs und am Hauptplatz dürfen zahlreiche Konzerte nicht fehlen. Eigentlich hat mich das ganze Dorf ein bisschen an unsere Weihnachtsmärkte erinnert aber ohne Alkohol, denn den kann man nirgends kaufen. Naja, seht selbst, was wir dort alles so erlebt haben:

Die Gräber werden bunt mit Blumen
und Kerzen geschmückt

Aber Blumen sind der Hauptbestandteil

... oder Blumenblätter

Die Totenwache der Angehörigen

Damit man sich nicht verirrt, waren an vielen Palmen
diese Totenköpfe angebracht...

Ein voller Friedhof in San Andrés Mixquic

Eine andere Version eines Grabes

Natürlich dürfen die Catrinas nicht fehlen mit ihren traditionellen Kleidern
und Hüten sind sie die Wächter des Friedhofes

Eine der Statuen am Eingang von Mixquic

Und noch mehr bunt geschmückte Gräber...

Wie ihr seht, hat Allerheiligen hier eine ganz andere Bedeutung und es wird auch komplett anders gelebt. Ich muss ja gestehen, dass man sich verkleidet und bemalt an diesen Tagen, war doch etwas komisch für mich aber im Endeffekt, ist es auch irgendwie schön, dass man beim Gedenken an die Verstorbenen etwas Farbe mit ins Spiel bringt und so die Traurigkeit hinter sich lässt.















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