Leben - Arbeiten - Studieren

Ein Bericht über den Alltag...

Leben
Das Leben in Mexiko Stadt ist aufregend und einmalig - hier kann man einfach alles finden, von normalen Tacoständen bis hin zu schicken Restaurants, von Spilunken bis hin zu schicken Hipster-Bars und von den ärmsten Menschen bis hin zu den Reichsten. Die Vielfahl ist einfach unvorstellbar und je nachdem wo man wohnt und sich bewegt, sieht und hört man mehr vom einen oder anderen.

Anfang März habe ich eine Woche in CDMX (Abkürzung für Mexiko Stadt) verbracht, um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen - wie nicht anders zu erwarten war, habe ich meine ersten Tage damit verbracht, mir die Stadt durch die Augen eines Touristen anzuschauen. Diese Stadt kann man aber auf keinen Fall binnen einer Woche verstehen, und so dachte ich, dass San Rafael ein gutes Viertel zum Leben ist. Nach meiner Rückkehr Anfang Mai - nachdem ich den Süden sowie Guatemala bereist und für All Hands and Hearts in Oaxaca gearbeitet hatte - bin ich in mein Zimmer in einem alten Kolonialhaus in San Rafael, im Norden von CDMX, eingezogen. Irgendwie habe ich aber schnell bemerkt, dass es zu laut und zu kalt ist und es mir irgendwie nicht passt. Wie üblich benötigt man ein bisschen Zeit um sich in Bewegung zu setzen und eine unangenehme Situation zu ändern. Durch die Arbeit (von der ich später mehr erzähle), habe ich neue Leute kennengelernt und somit auch neue und frische Ideen bekommen und alle waren sich einig, dass ich weiter in den Süden ziehen sollte um mehr Bäume und weniger Verkehr zu haben. Also habe ich über verschiedene Plattformen eine Wohnung gesucht, wo ich mit Gleichgesinnten in einem ruhigen Umfeld zusammenleben kann. Es war klar, dass ich in dem Stadtteil "Roma Sur" und in der Nähe der Metrostation "Centro Médico" wohnen sollte, um auch den täglichen Weg zur Uni zu verkürzen. Schnell waren ein paar WG's gefunden und die Besichtigungstermine ausgemacht. Ich habe mir 5 verschiedene Wohnungen angeschaut, aber eigentlich war mir sofort klar, dass Karol und ich uns gut verstehen werden (Gott sei Dank ging es Karol genauso). In einer Stadt wie CDMX braucht man  nämlich nicht 3 Mitbewohner damit es immer ein bisschen Bewegung gibt, sondern man braucht vor allem Ruhe, denn das Chaos und die Aufregung befindet sich direkt vor der Haustüre. Da sich Karol und ich in allen Punkten schnell einig waren, bin ich 2 Wochen später bei ihr eingezogen. 

Nachdem ich mit der Wohnsituation zufrieden war, konnte ich mich voll und ganz der Arbeit widmen und auch dem Sozialleben damit ich mich so schnell wie möglich zu Hause fühlen konnte. Wie es der Zufall so wollte, haben Cristina und ich uns nicht nur in der Arbeit sehr gut ergänzt, sondern auch im Privaten. Also hat sie mich immer mehr und mehr mit auf Parties und zu ihren Freunden mitgenommen und so konnte ich mir langsam aber sicher einen kleinen Kreis von Freunden aufbauen, mit denen ich etwas unternehmen kann und noch immer etwas unternehme. Aber nicht nur die Arbeit hat mir Bekanntschaften beschert, sondern auch die Salsaschule, bei der ich mich eingeschrieben habe. Wie durch Zufall bin ich bereits im März auf "Salsaficción" gestossen und habe online nur Gutes gelesen, also habe ich mich nach meiner Rückkehr im Mai sofort angemeldet um so schnell wie möglich Salsa tanzen zu lernen. Anfangs bin ich fast jeden Tag am Abend dorthin gegangen aber mit der Zeit habe ich es auf 2x pro Woche reduziert, was sich als ein perfekter Rhythmus entpuppt hat. Mittlerweile bin ich in der Gruppe der Fortgeschrittenen und natürlich kennt man sich untereinander, was das Erlernen der neuen Drehungen und Schritte einfacher und amüsanter macht. 

Nichtsdestotrotz ist es mir unglaublich wichtig geworden auch Zeit für mich alleine zu verbringen und genügend Ruhe zu bekommen, denn die Stadt ist einfach laut und verqualmt und so muss man einfach gut auf sich aufpassen damit man nicht unter die Räder kommt. Aber auch das ist möglich... Chapultépec ist grösser als der Central Park in New York und der Begriff Park wird dem eigentlich nicht gerecht. Es gibt Seen, einen Wald, Museen, Restaurants, Märkte, etc., aber vor allem kann man ganz ruhige Ecken finden, wo man in Ruhe lesen und die Sonne geniessen kann. Natürlich gibt es auch kleinere Parks in der Nähe meiner Wohnung aber Chapultépec ist einfach einzigartig und so lohnt sich die 20-minütige Fahrt mit dem Fahrrad auf alle Fälle. 

Und da wären wir auch schon bei den Fortbewegungsmitteln von CDMX... es gibt eine Menge davon aber eines haben sie alle gemeinsam, sie sind voll, haben keine Klimaanlage und sind somit nicht gerade zum Wohlfühlen. Als ich anfing endlich das Fahrrad zu benutzen, habe ich zum einen viel Zeit gewonnen und auch viel innere Ruhe weil ich mich in keine vollen Busse mehr zwängen musste mit vollen Taschen - es kostet zwar etwas Mut sich mit dem Fahrrad durch den immer andauernden Verkehr zu schlängeln aber wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, kann man es sich nicht mehr ohne Fahrrad vorstellen. 

Das Schöne am Leben in CDMX ist, dass einem nie die Möglichkeiten ausgehen und das gilt sowohl für Restaurants, als auch für Konzerte oder allgemein für Veranstaltungen. Jedes Wochenende oder sogar alle paar Tage macht man was Neues oder probiert neue Sachen und Lokale aus und das ist eigentlich das Tolle an einer riesigen Stadt - denn obwohl jeder in seiner Routine lebt, fehlt es einem nie an Aufregungen und vielleicht fällt es mir auch deswegen hier so leicht die tägliche Routine zu schätzen. 

Arbeiten
Von Mai bis Juli habe ich bei CEMDA den zweiten Teil meines Pflichtpraktikums im Rahmen meines Studiums absolviert (alle Informationen diesbezüglich findet ihr separat auf der entsprechenden Seite hier auf meinem Blog). Anfangs habe ich sowohl in der Abteilung "Klimawandel" und "Menschenrechte" mitgearbeitet aber schnell hab ich gemerkt, dass es in der Klimawandel-Abteilung nicht wirklich Arbeit für mich gibt, von der ich auch profitieren kann. Die Verantwortliche der Abteilung hat mir hauptsächlich Texte zum Übersetzen ins Englische gegeben und das ist eigentlich nicht das, was ich mir als meine zukünftige Arbeit vorstelle. Als ich dann auch noch verstanden habe, dass ich in der Abteilung der Menschenrechte bei interessanten Projekten mitarbeiten kann und auch direkt interessante Aufgaben zugeteilt bekommen habe, war für mich klar, dass ich mich voll und ganz auf die Arbeit in dieser Abteilung konzentrieren will. Also, habe ich mit den Verantwortlichen gesprochen und kurze Zeit später hatte ich eine Liste von Aufgaben, für die ich in der nächsten Zeit verantwortlich sein werde. Dazu gehörten unter anderem Folgende:
  • Mithilfe bei der Planung eines Events zum Thema "Rechte von Menschenrechtsaktivisten"
  • Auswertung der monatlichen Morde und allgemein Menschenrechtsverletzungen von Menschenrechtsaktivisten
  • Zusammenstellung der sozialen Einflüsse der betroffenen Bevölkerung des Regierungsprojekts "Tren Maya"
  • und noch so einige kleinere Aufgaben
Durch die Zeit bei CEMDA konnte ich einen unglaublich guten Eindruck in die Arbeit aber auch in das Leben von Menschenrechtsaktivisten gewinnen, die zum Teil wirklich mit schweren Schicksalsschlägen und viel Angst umgehen müssen. Aber durch die Dokumente, die ich vorbereiten musste, konnte ich auch sprachlich sehr viel lernen und natürlich alles was man selber verfasst, bleibt einem besser im Gedächtnis und so hat sich mein Horizont erheblich erweitert, speziell zu diesem Thema. Aber auch habe ich ein Gefühl von der Situation in Mexiko bekommen und wie gefährlich es eigentlich wirklich ist - von diesen Gefahren bekommen weder Touristen noch die Menschen, die im Zentrum von CDMX leben, etwas mit. Es sind mehr Risiken, mit denen Indigene in Bundesstaaten wie Chihuahua oder Sinaloa zu kämpfen haben und die somit täglich mit der Angst leben, ein Familienmitglied zu verlieren.

Studieren
Mit fast einem halben Jahr Verzögerung, habe ich dann schliesslich doch noch an der UAM angefangen und wie nicht anders zu erwarten war, hat es mir einiges an Energie und Kraft gekostet - vor allem der Anfang. Es gab 2 Tage in denen man sich für die gewünschten Kurse einschreiben konnte - das war eigentlich recht einfach aber leider werden keine Sprachkurse angeboten an der UAM. Deswegen war es etwas mühsam einen Kurs zu finden, der die Inhalte von einem C1-Sprachkurs abdeckt. Nach vielem hin und her und einiger Verzweiflung, konnte ich dann einen Kurs vorweisen, der von der Universität in Salzburg akzeptiert wurde und schliesslich konnte ich beruhigt das Trimester beginnen. Das Schöne an der UAM ist, dass sowohl die Professoren als auch die Koordinatoren sehr flexibel und hilfsbereit sind und so man zumindest von der mexikanischen Seite viele Möglichkeiten präsentiert bekommt, ordentlich und produktiv zu studieren.
Die Kurse selbst sind komplett anders aufgebaut als in Österreich - zum einen hat man fast immer Anwesenheitspflicht und zum anderen ist es viel mehr Aufwand den Kurs zu bestehen, dafür sind die Prüfungen einfacher. Aber ohne dass man eine Präsentation zu einem zugeteilten Thema macht und Arbeiten abgibt, wird man nicht zu den Prüfungen zugelassen. Deswegen gibt es während der 11 Wochen der Dauer des Trimester keine Verschnaufpause. Man muss eigentlich immer vorbereitet sein und eine Menge lesen - ich glaube, ich habe mein ganzes Leben noch nicht so viel gelesen wie in den letzten Wochen. Die Inhalte der Kurse werden nicht von den Professoren aufbereitet und dann präsentiert, sondern man bekommt eine hohe Anzahl von Lektüren, die man dann eigenständig ausarbeitet und aus denen sich der Prüfungsstoff zusammensetzt oder man schreibt jede Einheit ganz genau mit und um den Stoff zu komplettieren, liest man die der jeweiligen Stunde zugeteilten Literatur. Eigentlich gibt es nicht wirklich ein Schema, man muss sich einfach auf jeden Professor separat einlassen und so sich entsprechend durch das Trimester lesen, schreiben und organisieren.
Zum anderen wird viel Wert auf das Verfassen von akademischen Aufsätzen und Buchrezessionen gelegt, was heisst, dass man nicht nur pro Woche ein Buch liest, sondern auch noch je nach dem eine Rezession darüber schreibt oder sich ein Thema zum Buch sucht und einen Aufsatz verfasst. Diese Aufgaben haben mich natürlich am meisten Arbeit gekostet - denn nicht nur das Lesen eines Buch kostet mir mehr Zeit, sondern auch die Produktion von Texten. Nichtsdestotrotz habe ich eine Menge gelernt und habe so unglaubliche Fortschritte gemacht in der Produktion und Lektüre von Spanisch sprachigen Texten - ich kann mir nicht vorstellen, dass ich grössere Fortschritte in Österreich an der Universität gemacht hätte.

Neben der ganzen Organisation zur Absolvierung der Kurse, gibt es natürlich auch noch das Thema der Logistik. Die Fakultät der UAM an der ich studiere, ist etwas ausserhalb vom Zentrum in einem nicht sehr sicheren Teil der Stadt gelegen. Das heisst, dass ich jeden Tag ca. 2 Stunden in der Metro von Mexiko City verbringe, um zur Universität und wieder nach Hause zu kommen. Anfangs dachte ich natürlich, dass das nicht so schlimm sei, aber nach ein paar Wochen habe ich bemerkt wie nervenaufreibend und schwierig die tägliche Fahrerei sich gestaltet. Hinzu kommt, dass man sich so organisieren muss, um nicht im Dunkeln im besagten Stadtteil unterwegs zu sein. Gott sei Dank war das bei meinen Vorlesungszeiten nicht allzu schwierig aber trotzdem gibt es einem ab und zu einen inneren Stress, der ermüdend ist. Nachdem ich nach einigen Woche, einen Kurs frühzeitig aufgehört habe, weil er einfach zu schwierig war für mich und mein Sprachniveau zu der Zeit, hat sich die Situation ein bisschen entspannt, da ich ab diesem Zeitpunkt nur mehr 3 Tage pro Woche zur Universität fahren musste. Da die UAM selber viele Massnahmen setzt um das Unigelände sowie den Weg von/zur Metrostation sicher zu gestalten, fühlt man sich eigentlich fast immer sicher. Aber manchmal gibt es einfach Vorkommnisse und so begleitet einem immer ein bisschen ein mulmiges Gefühl, was einem aber auch stärker werden lässt - zumindest habe ich das Gefühl, dass das bei mir der Fall ist.

Trotz all der zusätzlichen Aufwendungen, die nötig waren und sind um an der Partneruniversität von Salzburg zu studieren, bin ich froh, dass ich das alles auf mich nehme, denn sonst könnte ich vieles niemals lernen. Also hoffe ich nun, dass meine Verlängerung akzeptiert wird und ich weiterhin hier studieren kann...



























Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Und auf einmal wurde es still...

Guatemala Hurricane Relief mit All Hands and Hearts - Teil 1

Guatemala Hurricane Relief mit All Hands and Hearts - Teil 2