Buenos Aires und ein kleiner Tiefschlag

Buenos Aires hat mich einmal krass erkennen lassen wie wichtig Freunde sind und dass Reisen mit ihnen ein wahrer Segen sein kann. Kurz gesagt, ohne Flo und Mel hätte ich meine Reise wahrscheinlich unter- oder sogar abgebrochen weil alleine hätte ich an einem bestimmten Punkt sicher aufgegeben. Menschen um sich zu haben, die sich von ganzem Herzen um einen kümmern wenn nicht alles "Himmelhochjauchzend" ist, ist wunderschön. Und genau diese Erfahrung durfte ich kurz nach unserer Ankunft in Argentinien machen. Nun aber von vorne:

Weil ein Flug von Rio de Janeiro nach Buenos Aires zu teuer gewesen wäre, haben wir uns für eine Busfahrt entschieden - frei nach dem Motto "Eine Busfahrt die ist schön, eine Busfahrt die ist lustig". Das kleine Detail, dass die Fahrt 40 Stunden dauern wird, haben wir leicht in den Hintergrund geschoben. Schliesslich kann man ja lesen, Karten spielen, etc. Im Endeffekt hat die Fahrt aber 45 Stunden gedauert weil auch in Südamerika ist nichts und niemand pünktlich. Ganz so schlimm war es aber nicht, weil nach 2 wilden Partynächten in Rio, waren wir dermassen müde, dass wir fast die ganze Zeit geschlafen haben.

Leider habe ich während der Fahrt krasse Halsschmerzen bekommen und bis wir in der neuen Unterkunft angekommen waren, war es so schlimm, dass ich mit Mühe noch schlucken und trinken konnte - von der Möglichkeit zu Essen war ich weit entfernt. Für Buenos Aires war vor allem der Sprachkurs geplant auf welchen wir uns auch sehr gefreut haben aber leider ging es mir so schlecht, dass Melanie alleine zur Schule gehen musste. Bis zum Abend hin hatte sich alles so verschlechtert und die Schmerzen waren so gross, dass wir in die Notaufnahme gefahren sind und nach einigen Untersuchungen und Tests musste ich gleich dort bleiben. Was für ein Schock.... ein Abszess hatte sich in der Luftröhre gebildet und der musste nun stationär behandelt werden. 5 Nächte in einem argentinischen Krankenhaus gehören also nun zu meiner Reiseerfahrung dazu. Jedoch muss ich ganz klar betonen, dass ohne Mel, die alle administrativen, organisatorischen und kulinarischen Sachen sowie Flo, der alle emotionalen Sachen übernommen hat, ich sicher nicht mehr in Argentinien wäre. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie man so eine Situation alleine lösen und durchhalten kann. Eigentlich kann ich es wirklich nicht in Worte fassen was die beiden für mich getan haben während dieser Woche.

Die erste Woche in Buenos Aires ist also für uns alle vergangen ohne auch nur etwas von der Stadt gesehen zu haben. Durch diese aussergewöhnliche Woche musste auch einiges umgeplant werden weil ich die Schule versäumt habe und wir mussten uns auch eine andere Unterkunft suchen. Mel hatte alles organisiert und so konnte ich einfach eine Woche später anfangen und sie selber war dann 3 Wochen in der Schule. Auch die Unterkunftssache war schnell erledigt - Lars ein ehemaliger Arbeitskollege vom Badrutts Palace Hotel ist nach Buenos Aires umgezogen - natürlich der Liebe wegen - und er und seine Freundin haben uns deren Gästezimmer angeboten. Besser konnte es eigentlich gar nicht kommen, da wir so überhaupt keinen Bock auf Hostelleben hatten. Nach mehr als einem Monat in Schlafsälen schätzt man Privatsphäre extrem und solange wir Hostels vermeiden können, wollten wir das auch unbedingt machen.

Auch das Wetter war in der ersten Woche sehr regnerisch und kalt aber am ersten Tag nach meiner Entlassung aus dem Krankenhaus war es wunderschön und so konnten wir uns endlich auf den Weg machen und die Stadt erkunden. Buenos Aires hat vor allem Museen, Parks, einzigartige Friedhöfe und Märkte - ansonsten ist es vor allem eine Grossstadt mit viel Hektik und Lärm. Für den Anfang haben wir uns für einen Markt in San Telmo entschieden. Wir sind den kompletten Nachmittag dort umher geschlendert weil er so riesig ist und vor allem weil er uns einfach gefesselt hat. Man bekommt nämlich nicht nur alles was das Herz begehrt sondern man kann beim Tango tanzen zusehen, an jeder Ecke gibt es verschiedene musikalische Darbietungen und dann gibt es noch jede Menge Künstler. Ich war im siebten Himmel und konnte mich von einigen Plätzen gar nicht mehr losreissen. Es war ein toller Tag - nichtsdestotrotz war ich am Abend todmüde. Komplett wieder hergestellt war ich eben doch noch nicht.

Am nächsten Tag fing nun auch endlich die Schule an.... vormittags war nun also lernen angesagt - 4 Stunden von 9 Uhr bis 13 Uhr. Auch der Nachmittag war verplant weil ich ins Krankenhaus musste entweder um Kontrollen zu machen oder um administrative Sachen zu erledigen. Melanie hat mich fast immer begleitet und so war weiterhin kein Sightseeing am Plan. Gott sei Dank ist das Wetter besser geworden, so konnte wenigstens Flo seine letzten Tage in vollen Zügen geniessen und sich die Stadt anschauen, wenn auch alleine. Sein letzter Abend kam viel zu schnell und um unsere gemeinsame Zeit zu feiern, sind wir in ein traditionelles, argentinisches Steakhouse gegangen. Einen schöneren und gelungeneren Abend hätten wir nicht haben können. Am nächsten Tag mussten wir dann endgültig Tschüss sagen zu Flo.... die Zeit verging einfach viel zu schnell.

Das Wochenende stand nun ganz im Zeichen von "Buenos Aires endlich sehen und erleben". Wir sind in verschiedene Parks und haben dort Spanisch gelernt, sind auf verschiedene Märkte mit Essen, traditioneller Musik und Tanz und haben eine "Nacht der Museen" mitgemacht. Das Wochenende verging super schnell und endlich hatten wir einen Eindruck bekommen und es hat uns echt gut gefallen. Ich glaube man muss sich einfach voll und ganz auf Buenos Aires einlassen, denn dann findet man zwischen all dem Chaos wunderschöne Plätze und auch sehr ruhige Orte.

Die neue Woche konnte nun endlich ohne Krankenhausbesuche starten und Gott sei Dank blieb es auch so. Alles es ist gut verheilt und ich war wieder die Alte.

Der Einzug bei Lars und Ana war eher wie ein nach Hause kommen. Sie haben uns mega herzlich aufgenommen. Also haben Mel und ich als Dankeschön am zweiten Abend gekocht. Es gab Kaiserschmarrn mit Apfelmus (wie es sich halt für Österreicher gehört) - wir waren echt nervös ob wir das auch hinbekommen würden, denn gemacht hatten wir beide noch nie einen. Mit vereinten Kräften wurde er locker und flockig und war extrem gut.

Unseren Spanischunterricht haben wir sehr ernst genommen und so ging in der zweiten Woche das Reden von Tag zu Tag besser. Meistens sind wir nach der Schule in einen Park, ein Café oder ein Museum und haben Hausübung gemacht und erst dann sind wir weiter gezogen.

Man kann natürlich nicht in Buenos Aires gewesen sein ohne Tango ausprobiert zu haben. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich mich eher in temperamentvolleren Tänzen sehe. Dieses Herumgeschreite lag mir so gar nicht im Blut, also habe ich nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Melanie hingegen hat sich besser angestellt und hat die volle Stunde durchgezogen.... vielleicht wird sie ja noch zur Tänzerin. Nichtsdestotrotz finde ich es toll Leuten beim Tango tanzen zuzuschauen und die Musik gefällt mir natürlich sehr.

In dieser Woche gab es dann auch zwei Highlights: An einem der Tage sind wir zu dem bekannten Friedhof in Recoleta gegangen und haben uns die ganzen Mausoleen von Berühmtheiten angeschaut. Es war so sehr ungewöhnlich einen Freidhof zu besichtigen der eher aus Häusern als aus Gräbern besteht.

Das andere Highlight benötigt eine kleine Geschichte: Irgendwo in Sulawesi habe ich einen Deutschen kennengelernt, der sehr viel in Südamerika gereist ist und der hat mir gesagt, dass ich unbedingt in eine "Fuerza Bruta Show" gehen muss wenn ich in Buenos Aires bin. Ausserdem darf ich mich nicht informieren was es ist sondern ich muss mich einfach überraschen lassen und dann darauf einlassen. Gesagt, getan.... es war unglaublich - es war ein Show mit Musik, ein bisschen Tanz, ein bisschen Akrobatik und den Elementen Wasser und Wind. Es ist wirklich schwer zu beschreiben aber es hat auf alle Fälle etwas mit moderner Kunst zu tun. Am besten schaut ihr es euch auf You Tube an... weil ich kann es echt nicht in Worte fassen was es war. Auf alle Fälle war es unbeschreiblich toll und gehört nun zu den Highlights von Buenos Aires.

Alles in allem ist in 3 Wochen nicht viel passiert aber trotzdem eine Menge. Wir haben die Stadt auf komplett andere Weise erleben dürfen weil wir irgendwie einer Routine nachgegangen sind, haben uns überfordert gefühlt mit der Navigation und haben dennoch wieder die verschiedenen einzigartigen Momente genossen. Kurz gesagt, ist es eine riesige Stadt mit wahnsinnig freundlichen und aufmerksamen Menschen.

Nun führt uns die Reise weiter in Richtung Süden - zuerst auf die Halbinsel Valdés wo man Wale und Pinguine sehen kann und dann immer weiter in Richtung Süden. Wir sind wahnsinnig gespannt, was alles auf uns zukommt.

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