Patagonien Teil 1

Ich fange mal damit an wie ich mir Patagonien eigentlich immer vorgestellt habe: Unendliche Weiten, fast keine Menschen und wir wandern jeden Tag. Bei dieser "märchenhaften" Vorstellung habe ich vergessen, dass die verschiedenen Orte extrem weit voneinander entfernt sind, ein regelrechter Hype um Patagonien kursiert und wir immer noch in Südamerika sind wo man nie weiss ob Verbindungen überhaupt funktionieren. Tja, die Reiserealität hat uns nach und nach eingeholt - das einzige was tausendprozentig meinen Vorstellungen entspricht, sind die unglaublichen Weiten die wirklich sehr beeindruckend sind.

Unsere Zeit in Patagonien hat wieder mit einer Busfahrt (dieses Wort werdet ihr noch sehr oft in der nächsten Zeit lesen) angefangen - dieses Mal gemütliche 22 Stunden. Gegen Mittag ging es los - von Buenos Aires nach Puerto Madryn. Mit der üblichen Verspätung sind wir einen Tag später angekommen - mehr oder weniger ausgeschlafen. Melanie hat im Moment Mühe mit aussergewöhnlichen Schlafsituationen aber Gott sei Dank haben wir ja genügend Zeit um Schlaf nachzuholen wann immer wir wollen. Ich war ziemlich fit und so hab ich mich auf den Weg gemacht - zuerst zum Strand und dann zu den verschiedenen Informationsbüros um raus zu finden wie wir alles organisieren können. Als allererstes bin ich mal "umgefallen" weil die Preise einen wirklich fast ohnmächtig werden lassen. Schnell war klar, dass wir uns ganz genau überlegen müssen was wir machen wollen und wie wir es machen.

Für den ersten Tag in Patagonien haben wir dann Mountainbikes ausgeliehen und sind 34km (hin und zurück), mit Gegenwind (beide Strecken), Regen am Rückweg und zur Hälfte auf Schotterstrassen zu einem Aussichtspunkt gefahren wo man Seelöwen beobachten kann. Es war eigentlich super schön wenn wir nicht beschissene Fahrräder gehabt hätten - aber schliesslich zählt jeder Peso. Wir mussten immer wieder die herausgefallenen Ketten einhängen und wahnsinnig aufpassen beim Schalten. Nichtsdestotrotz hatten wir einen schönen Ausflug zu den Tieren mit wunderschöner Landschaft und der Eindruck von Patagonien war von Anfang an ein sehr authentischer - mit dem sich schnell wechselnden Wetter.

Zurück im Hostel haben wir uns erstmal aufgewärmt um dann wieder Entscheidungen zu treffen - irgendwann hat es sich Gott sei Dank von selbst erledigt, da sich ein Niederländer uns angeschlossen hat und so konnten wir das Leihauto für den nächsten Tag gut finanzieren. Früh am Morgen (gegen halb 10 haben wir es dann endlich geschafft) haben wir uns auf den Weg zur Halbinsel gemacht - nach 1.5 Stunden sind wir angekommen. Es war echt wunderschön mit der Savannen ähnlichen Landschaft und dem unglaublich blauen Meer. Highlight des Tages soll die Whalewatchingtour werden. Zuerst sind wir mal geduldig aufs Meer rausgefahren und dann endlich haben wir einen Wal gesehen und sogar mit ihrem Baby. Die beiden sind immer wieder vor uns aufgetaucht und wieder abgetaucht und es war unbeschreiblich das zu sehen. Zwischendurch kam eine weitere Mutter mit Baby dazu - wir waren wie hypnotisiert. Fast zum Schluss der Tour kam ein Wal so Nahe ans Boot, dass man richtig sehen konnte wie riesig diese Tiere sind. Das ganze Boot (es war ein sehr Kleines mit nur 14 Leuten drauf) war komplett still und nichts bewegte sich - nur der Wal kam immer näher und näher bis ich ein unglaubliches Bild machen konnte. Es machte fast den Anschein als würde der Wal uns beobachten wollen..... Nach 2 Stunden, die natürlich viel zu kurz waren, waren wir wieder zurück an Land mit strahlenden Gesichtern und parat die Pinguine zu sehen. Sie sind super herzig und der perfekte Abschluss für diesen aussergewöhnlichen Tag.

Nun waren wir wieder damit beschäftigt uns die Weiterreise zu organisieren und zu entscheiden wo wir überhaupt hin wollten. Zur Auswahl standen die Himmelsrichtungen West (Bariloche) oder Süd (Rio Gallegos und von dort weiter zum Torres del Paine Nationalpark) - die Intuition hat dann entschieden in Richtung Süden zu fahren. Nach 18 Stunden sind wir in Rio Gallegos angekommen und nach kurzer Zeit wurde uns klar, dass wir heute nicht mehr in die Nähe des Nationalparks kommen werden. Busverbindungen wurden eingestellt oder verkehren erst wieder in 4 Tagen. Also musste ein Ersatzplan her - wir haben am Busterminal nach unseren Möglichkeiten gefragt und die Entscheidung fiel auf El Calafate.... dort befindet sich der Perito Morena Gletscher - der letzte Gletscher der noch immer wächst. Ausserdem kann man beobachten wie Eisbrocken in den See fallen und dieses Spektakel wollten wir natürlich sehen. Nach 4 kurzen Stunden sind wir an unserem neuen Ziel angekommen - ein kleines Städtchen inmitten von Gebirgsformationen und an einem herrlich türkisen See. Die Unterkunft war wie immer schnell gefunden und so konnten wir am Nachmittag für die kommenden Tage recherchieren. Wir wollten einfach unbedingt zu diesem Torres del Paine Nationalpark weil wir diesen 5-tägigen Trek vor Augen hatten. Im Endeffekt haben wir aufgegeben weil es den Anschein machte, dass alles ausgebucht ist weil die Hauptsaison bereits angefangen hat - da wären wir beim Thema "Hype". Dazu kam, dass die Wettervorhersage schlecht ist und dieses Detail hat dann den Rest entschieden. Die Alternativdestination El Chalten ist aber auch vielversprechend mit tollen Bergen und vielen Wanderwegen.

Allgemein verbringen wir im Moment viel Zeit mit Planen für die nächsten Tage weil wir echt auf unser Geld schauen müssen. Die Distanzen sind riesig und die Preise für die Strecken hoch - dazu kommen die ganzen Eintritte und ein paar Aktivitäten gönnen wir uns natürlich weil sonst hätten wir Patagonien einfach auslassen müssen. Und wenn man genügend Zeit investiert und flexibel genug ist, kann man eigentlich doch ganz gut verhandeln und somit auch Pesos einsparen. Trotz allem sind die Transportkosten wahnsinnig hoch im Vergleich zu anderen Ländern - wir sprechen hier von durchschnittlich 100 Euro pro Fahrt. Auch Unterkünfte mit über 15 Euro pro Nacht machen sich bemerkbar und Essen in Restaurants ist sowieso keine Option mehr - wir verlassen uns lieber auf die eigenen Kochkünste.

Nun aber wieder zurück zum Gletscher: Am darauffolgenden Tag sind wir am Vormittag in der naheliegenden Lagune die Flamingos beobachten gegangen und am Nachmittag sind wir zum berühmten Naturschauspiel gefahren. Die Gletscherzunge ist das krasse - sie ist 14 Kilometer lang, 5 Kilometer breit und wächst immer noch. Man hört die ganze Zeit laute Geräusche vom Gletscher und von Zeit zu steigt fällt ein Brocken ins Wasser. Wir hatten so viel Glück und konnten einen riesigen Bruch beobachten - es war krass laut und es hatte eine wahnsinnige Welle zur Folge und danach kamen neue Eisblöcke von Unterwasser wieder herauf. Es dauerte also ziemlich lange bis sich alles wieder beruhigt hatte aber das Bild im Wasser hatte sich komplett verändert. Alles zusammen war sehr beeindruckend und wir haben die Wanderung entlang der Aussichtsplattformen sehr genossen.

Am nächsten Tag sollte es nun weiter nach El Chalten gehen - zur Abwechslung hat sich nichts mehr kurzfristig geändert und nach 3 Busstunden waren wir auch schon am Ziel.

Fortsetzung folgt....

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