Auf geht's nach Bolivien

An Abschiede werde ich mich wohl nie gewöhnen - für lange Zeit bin ich niemandem mehr wirklich näher gekommen (die Abschiede in Cali waren genug für mich) und konnte so immer leichten Herzens weiterziehen - der Abschied in Valparaiso hingegen ist mir sehr schwer gefallen und hat mich einmal mehr daran erinnert was „reisen“ noch bedeutet. In einem Buch hab ich dazu folgenden Satz gelesen: „Denn das ist das Harte am Reisen: Es ist kein Leben. Das Glück der Freiheit und der Fremde bedeutet den Verlust von Zugehörigkeit und Nähe und Kontinuität.“ Ist vielleicht ein bisschen hart ausgedrückt aber es hat durchwegs was Wahres….

Nun aber zu meinem grossen Abenteuer von Chile nach Bolivien zu kommen: Wie immer fing das Abenteuer mit einer Busfahrt an - 24 Stunden dauerte die Fahrt von Valparaiso nach San Pedro de Atacama aber sie war unglaublich schön und verging somit auch sehr schnell. In San Pedro hab ich mich von Anfang an wohlgefühlt, denn die Leute sind sehr freundlich und hilfsbereit. Auch das gebuchte Hostel war eine gute Wahl. Nach diesen ganzen „Pseudo-Hostels“ in Peru, war ich sehr froh endlich wieder mal wo zu wohnen wo es Sitzecken gibt und man sich einfach wie „zu Hause“ fühlen kann. Der einzige Nachteil an Chile ist, dass es sehr teuer ist und somit musste ich mich für einen Ausflug entscheiden. Da Wladi mir aber die Kontaktdaten von einer Freundin, die in San Pedro wohnt und arbeitet, gegeben hat, hab ich nicht nur eine Reduktion bekommen sondern auch noch die Idee, den Rest der Wüste mit dem Fahrrad zu erkunden. 

Den ersten Tag hab ich also damit verbracht, mit dem Fahrrad ins berühmte „Valle de la Luna“ zu fahren. Es war hart und die Strasse zum Teil sehr schlecht aber die gesamte Landschaft und das Erlebnis selber waren einfach unglaublich beeindruckend. Im Endeffekt hab ich über 30 Kilometer zurückgelegt an diesem Tag, war am Abend todmüde aber auch glücklich und um eine Erfahrung reicher. Ich muss wirklich sagen, dass das „Valle de la Luna“ mit all den Facetten zu den beeindruckendsten Landschaften gehört, die ich je gesehen habe. Ausserdem war ich den ganzen Tag fast alleine weil die meisten Touristen zum Sonnenuntergang dorthin fahren. Ich aber hab den Nachmittag dort verbracht und den Sonnenuntergang von wo anders geschaut. Allgemein sind die Sonnenuntergänge in dieser Wüste atemberaubend - ich habe dort keine einzige Wolke gesehen aber dafür hat sich der Himmel so schön pink und orange verfärbt bis alles schwarz war. Durch die Vollmondnächte während meiner Zeit dort wurde es aber nicht so richtig dunkel. Alles zusammen einmalig…. 

Meinen Zweiten Tag in San Pedro hab ich bei den Geysiren von El Tatio verbracht. Los ging es bereits um 5 Uhr morgens, damit wir den Sonnenaufgang beobachten konnten. Es war klirrend kalt aber als die Sonne schliesslich hinter den Rauchschwaden und Bergen hervorkam, war nichts als Staunen über die Natur übrig. Die besagten Geysire sind die drittgrössten der Welt und so dauerte es einige Stunden um alle zu besichtigen. Nachdem wir das erledigt hatten, ging es weiter durch einige Dörfer, was mich nicht sonderlich beeindruckt hat aber nichtsdestotrotz war die Fahrt schön. Irgendwie hab ich mich aber sehr gefreut wieder zurück zu sein im Dorf weil es heiss war und so konnte ich mich endlich aufwärmen. Das ist echt schwierig mit diesen kalten Plätzen weil ich einfach nicht die entsprechende Kleidung dabei habe - natürlich trage ich im Fall mehrere Schichten aber trotz allem wird einem bis auf die Knochen kalt. 

Den restlichen Tag habe ich mit der Organisation für die Reise nach Bolivien verbracht - man kann von San Pedro aus eine Tour buchen, die über die berühmte „Salar de Uyuni“ führt. Nach dem üblichen verhandeln und informieren, habe ich mich für eine Agentur entschieden, gebucht und im Endeffekt musste ich mir nur mehr Bolivianos besorgen. Und hier kommen wir zu meinem Highlight des Tages…. ich wurde nicht über den Tisch gezogen in der Wechselstube, sondern habe einen angemessenen Wechselkurs bekommen. Gott, war ich stolz…

An einem Sonntag um 8 Uhr morgens ging es also dann los…. ich war etwas aufgeregt dieses Naturwunder zu sehen - schliesslich handelt es sich um eine 12000km2 grosse Salzpfanne, die eigentlich ausgetrocknetes Meer ist. Bevor wir aber dort ankamen, haben wir viele andere Sachen besichtigt. Nun aber von vorne:

Nachdem alle aufgegabelt worden sind, ging es zum chilenischen Grenzübergang wo wir alle Ausreiseformalitäten erledigt haben. Danach gab es Frühstück und dann ging es los… zur bolivianischen Grenze. Ein kleines Betonhäuschen irgendwo im nirgendwo mit zwei freundlichen älteren Herren war unser Ziel und bis auf die 4 Amerikaner haben wir alle unser Visum sehr schnell bekommen. Für mich persönlich war es das Schnellste überhaupt - keine Fragen oder Sonstiges, sondern nur der Stempel in den Reisepass. Danach haben wir uns in 2 Gruppen aufgeteilt, unseren Fahrer und Guide für die nächsten Tage kennengelernt und die Geländewagen gepackt. Für die nächsten Tage würden wir keine richtige Strasse und keine Zivilisation mehr zu Gesicht bekommen aber dafür unendliche Weiten, die aber nie eintönig wurden. Nachdem wir 2 verschiedene Lagunen besichtigt hatten, ging es durch die Dali Wüste zu unserem ersten Mittagessen. Einfach aber gut und nach einer anständigen Pause führte uns die Jeepfahrt zu den Geysiren „Mañana de Sol“ - komplett anders als in Chile aber nicht weniger beeindruckend. Den Sonnenuntergang konnten wir an einer weiteren Lagune mit Flamingos (ich liebe diese Vögel) begutachten. Als dieses Naturschauspiel zu Ende war ging es durch die Prärie bis wir unser Ziel des Tages erreicht hatten. In Villa Mar war es so unglaublich kalt, dass wir alle voll bekleidet geschlafen haben. Ich war so froh, als es endlich Morgen wurde, da ich echt einige Male aufgewacht bin weil ich so gefroren habe. Aber sobald die Sonne rauskam wurde es erträglicher und man konnte Schichten von Kleidung los werden. Den Vormittag über fuhren wir durch das sogenannte „Valle de Piedras“ bis wir an der nächsten Lagune ankamen und unser Mittagessen serviert bekamen. Am Nachmittag veränderte sich die Landschaft wieder und wir fuhren an Cañons entlang, durchquerten kleine Dörfer - Horden von Lamas und Vicuñas waren inklusive - bis wir zum Sonnenuntergang kurz vor der Salar de Uyuni waren. Übernachtet haben wir in einem Hotel welches komplett aus Salz gebaut wurde. Unsere Gruppe (bestehend aus 2 chilenischen Pärchen, 1 Engländerin und mir) hatten immer eine gute Zeit und so haben wir auch am Abend noch ein bisschen zusammen gesessen und gequatscht. Wir mussten aber früh schlafen gehen weil wir die Fahrt in die Salar hinein bereits um halb sechs Uhr morgens gestartet haben. Der Tag startete also im Dunklen aber bald war die Sonne am Aufgehen und der Horizont bekam wiederum die aufregendsten Farben. Einer der Chilenen hat extra passende Musik zusammen gesucht für die Fahrt und so haben wir alle aus Leibeskräften gesungen - was für ein Start in den Tag. Zum Sonnenaufgang waren wir auf der Insel Incahuasi (eine der zahlreichen Vulkaninseln voll mit Kakteen) angekommen… wir haben alle gefroren wie blöd aber trotzdem war es wunderschön. Diese komplett weisse Wüste mit den Farben am Himmel und schliesslich dem komplett blauen Himmel ohne eine einzige Wolke, verschlugen einem einfach die Sprache. Nach dem Frühstück ging es weiter hinein in die Salzwüste bis wir schliesslich nichts als weiss und blau sehen konnten… und genau dort haben wir angefangen coole Fotos zu machen… lasst euch überraschen was so dabei rausgekommen ist. Gott, dieser Tag war so einmalig - ich mein, was unsere Natur so zu bieten hat, ist einfach nicht zu glauben. Schon alleine das Fahren durch die Salar war toll… ich könnte noch seitenweise weiter schwärmen aber am besten beschreiben dieses Phänomen die Fotos. Nachdem wir unsere Kreativität ausgelebt hatten, ging die Fahrt weiter bis wir am anderen Ende wieder rauskamen. Zum Abschluss der Tour besuchten wir noch einen Zugfriedhof und dann gingen wir alle unsere Wege - die Chilenen zurück nach Chile und Gemma und ich weiter nach Potosi.

Der tolle Nebeneffekt der Tour war, dass wir unseren bolivianischen Fahrer vieles über das Leben in Bolivien fragen konnten. Die vielen Fahrtstunden haben sich perfekt dafür angeboten.. also ich glaube, in Bolivien wird man allgemein nicht auf die Sonnenseite der Welt hineingeboren (das sollten Gemma und ich in Potosi noch viel klarer zu sehen bekommen). Man arbeitet hart und das von klein auf (Kinderarbeit ist erschreckend normal) um sich und die Familie ernähren zu können. Eine Familie gründet man sehr früh und das erschwert das Leben in vielen Fällen weil man als Mann oft auch noch für die eigenen Eltern sorgen muss. Alles was er uns so erzählt hat, hat mir die Tränen in die Augen getrieben und so wurde ich sehr, sehr still. Dass Schönheit und Armut nahe beieinander liegen habe ich in Kolumbien schon gelernt aber in Bolivien wird es mich noch lange begleiten, denke ich.

Das war also nun das erste Abenteuer in Bolivien mit unglaublich viel Schönheit, dass es schwer wird das zu topen - aber das habe ich ja schon öfters gedacht. Die nächsten Tage werde ich mich nun langsam in das Zentrum vorarbeiten bis ich irgendwann in La Paz ankomme. Naja, was heisst irgendwann… Bolivien ist nun das erste Land wo ich mit einer Deadline herumreise. Aber nichtsdestotrotz habe ich noch ein bisschen Zeit um das Land zu erkunden.

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