Die Togian Inseln - abseits der Zivilisation

Diese Inseln sind fern ab jeglicher Zivilisation (kein Internet oder Handyempfang) und die Anreise braucht vor allem Geduld und mindestens 3 Tage Zeit. Wenn man mal dort angekommen ist, soll es einfach paradiesisch sein und man findet dort anscheinend alles: Weisse Sandstrände, abgelegene Inseln, klares Wasser und was für mich wieder das interessanteste war, eine wunderschöne Unterwasserwelt. Gleichzeitig ist es noch relativ unbekannt. Alles zusammen klingt perfekt und von der Anreise haben wir uns absolut nicht abschrecken lassen. So "easy-chessy" sollte es aber dann doch nicht werden.

An Tag 1 ging die Reise von Rantepao nördlich nach Tentena. Abgeholt sollten wir in der Unterkunft um 8 Uhr werden - mit einer Stunde Verspätung kam der Bus dann. Aber bevor es richtig losging sind wir noch eine halbe Stunde im "Busterminal" gestanden. Tja, da wären wir wieder bei der indonesischen Zeitrechnung. In diesem 30iger Bus waren wieder einmal nur Einheimische und 7 Touristen (1 belgisches Pärchen, 1 slowenisches Pärchen, 1 Amerikanerin sowie Sanaa und ich) sowie einige Reissäcke, die zwischen den Sitzen verteilt wurden und Hühner. Die Reisezeit für den ersten Tag sollte 13 Stunden dauern - ich hab auch sehr lange an diese Zeitangabe geglaubt, wurde dann aber wieder eines besseren belehrt. Schnell stellte sich heraus dass die Slowenen (Katarina und Borut) sowie die Amerikanerin (Ru) und wir dieselbe Route hatten also haben wir uns angefreundet. Die ersten paar Stunden vergingen eigentlich sehr schnell aber irgendwann wird das sitzen echt anstrengend - die Sitze waren nämlich alles andere als bequem. Da man keine andere Wahl hatte, hielt man einfach durch und lies, quatschte, etc.

Was wäre so ein Tag ohne Action.... es hat zwar gedauert bis es dunkel war aber dann machte der Bus auf einmal Halt und 3 Männer stürmten hinaus. Durch das Fenster mussten sie die Phyton am Strassenrand gesehen haben und fingen an die arme Schlange einzufangen. Nach einiger Zeit hatten sie die Schlange in einem Sack verstaut und wir hatten einen neuen Passagier.

Die Fahrt selber führte durch den sulawesischen Dschungel bergauf und wieder bergab - zusätzlich war es auch noch die einzige Strasse die durch Zentralsulawesi führte und einige Streckenabschnitte waren absolut noch nicht fertig. Kam also Gegenverkehr war es echt Milimeterarbeit damit eines der beiden Autos/Lastwagen/Bus nicht einen Abgrund runter stürzte.

Naja, wie nicht anders zu erwarten haben wir natürlich überlebt und sind nach fast 16 Stunden in Tentena angekommen. Die Unterkunft war schnell gefunden und als wir unsere Sachen verstaut hatten, haben wir uns erstmal ein Bier gegönnt. Irgendwann sind wir dann alle tod ins Bett gefallen.

An Tag 2 hätten wir eigentlich wieder um die 12 Stunden Reisezeit vor uns gehabt. Da wir aber zu Fünft waren, konnten wir uns einen Minibus mieten der uns direkt nach Ampana fahren konnte. Die Fahrt hat 5 Stunden gedauert, war bequem und auch sehr kurzweilig weil wir uns hervorragend unterhalten haben. Ampana selber ist ein kleines muslimisches Fischerdorf, in dem man nur eine Nacht verbringt weil man am nächsten Tag weiter auf die Togian Inseln fährt.

An Tag 3 stiegen wir dann morgens in die Fähre nach Wakai - das hat nun nur 1.5 Stunden gedauert und mit der üblichen Verspätung sind wir kurz vor Mittag in der "Hauptstadt" der Togians angekommen. Wir könnten zumindest schon einen kleinen Eindruck bekommen - und der war toll.

Katarina, Borut, Sanna und ich hatten dasselbe Ziel: Die Insel Una Una, die am abgelegensten und gleichzeitig am besten zum Tauchen ist. Also haben wir uns gemeinsam ein Boot dorthin gechartert, denn öffentliche Boote gibt es dorthin nicht. Nach weiteren 3 Stunden auf einem kleinen Fischerboot, dass sich wie ein alter Traktor angehört hat, sind wir endlich im Land der Hängematten und der langsamen Zeit angekommen. Eigentlich konnten wir es gar nicht glauben, dass wir es endlich geschafft hatten.

Die Unterkunft die wir kurz vorher noch organisiert hatten war mehr ein Tauchresort (aber bitte nicht ein Pauschalurlaubresort vorstellen). Es war klein und schön mit einer sehr guten Atmosphäre und vor allem mit Hängematten ausgestattet. Jeder Bungalow hatte mindestens eine. Da es auf der Insel nichts als die Unterkunft und Dschungel gibt, war das Essen (Frühstück, Mittagessen und Abendessen) inklusive. Gegessen wurde an einem grossen, langen Tisch und natürlich alle gemeinsam. Ansonsten geht man hier tauchen und danach schwärmt man davon weil es so toll ist. Eigentlich hatte ich geplant höchstens 2 Tauchgänge zu machen aber da unsere Gruppe und das ganze Drumherum einfach perfekt waren, haben wir insgesamt 6 Tauchgänge gemeinsam gemacht. Darunter auch ein Nachttauchgang der einfach unglaublich war und ein Tieftauchgang. Die Tauchplätze dort sind extrem unberührt und sehr sehr vielfältig. So konnte ich mehr neue Arten in meinem Logbuch (man dokumentiert jeden Tauchgang darin) festhalten. Aber auch die Korallen sind traumhaft bunt und schön. Immer wenn man sich wo wohlfühlt fliegt natürlich auch die Zeit und schon bald waren 3 Nächte vergangen. Da Boote und Fähren nicht jeden Tag fahren - im Schnitt fahren sie 2x pro Woche - mussten wir nach der vierten Nacht weiterziehen.

Unser Ziel war eine andere paradiesische Insel namens Malenge wo wir weitere 3 Nächte verbracht haben bevor es weiter aufs Festland ging. Dort haben wir auch wieder unsere geliebten Hängematten vorgefunden und dieses Mal auch den weissen Sandstrand. Da Una Una eine Vulkaninsel ist, war der Sand wieder eher schwarz und mit Steinen versehen. Auf Malenge ist der Tagesablauf anders da die Leute die dort sind (ca. 15 Touristen) verschiedene Interessen haben. So haben die einen geschnorchelt, die anderen gelesen, die nächsten geschlafen oder Volleyball gespielt, Wäsche gewaschen, etc. Es gab aber doch Ähnlichkeiten, denn die Mahlzeiten wurden wieder an einem Tisch eingenommen. Am Abend wurde dann Lagerfeuer gemacht und die Einheimischen haben musiziert und gesungen und ich hab wieder Mal die Gelegenheit bekommen meine Gesangskünste zu beweisen. Es war wirklich eine sehr schöne und angenehme Atmosphäre dort.

Sanaa und ich sind an die kleinen und grossen Abenteuer in Sulawesi schon gewohnt und so sollte auch die Abreise nach weiteren 3 Nächten nicht langweilig werden. Losgefahren sind wir um 5 Uhr morgens mit den üblichen Fischerbooten (die wie alte Traktoren klingen). Während der Nacht ist ein Unwetter aufgezogen und in das sind wir nun reingesteuert. Am Anfang noch recht harmlos aber schon bald wurden die Wellen höher und der Wind stärker. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind auf alle Fälle tropfnass nach 2 Stunden in Dolong angekommen - kein Fleck blieb trocken an uns. Wie die Indonesier aber so sind, haben uns die beiden Bootsherren zu Freunden von denen mitgenommen wo wir Tee zum Aufwärmen bekamen. Natürlich bekamen wir auch noch was zum Essen - es könnte ja sein, dass wir eventuell verhungern würden ;-)).

Die restliche Weiterreise war dann unspektakulär. Von Dolong sind wir mit einer Riesen Fähre nach Marisa weiter und dort erwartete uns noch eine 3-stündige Busfahrt bis Gorontalo, unserem Ziel an Tag 56 meiner Reise.

Ich denke schon, dass die Tatsache dass man komplett ohne Empfang ist die Atmosphäre auf den Togian Inseln so besonders macht. Jeder dort geniesst die Gesellschaft der anderen weil man ja nur mit den Leuten kommunizieren kann, die auch tatsächlich vor Ort sind. Also sind die Gespräche länger und führen von Einem zum Anderen. Die ersten 2 Tage war es noch relativ ungewohnt aber dann hat man das Telefon schon gar nicht mehr in die Hand genommen und so blieb es die restliche Woche unbeachtet.

Wir haben nun noch eine Woche für den Norden Sulawesis. Danach geht es erstmal nach Singapur für ein paar Tage. Irgendwie freuen wir uns schon sehr auf die grosse, moderne, westliche Stadt in der wir von Reis mit Fisch Abstand halten werden und vor allem können. Sanaa und ich werden auch nach Singapur gemeinsam weiterreisen..... und zwar nach Sumatra.

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