Im Land der Tana Toraja

Jeder der in eine komplett andere Welt eintauchen möchte, sollte unbedingt hierher kommen. Nachdem wir in einem Tag von Bira nach Makassar zurück gefahren sind, sind wir mit dem Nachtbus weiter nach Rantepao, dem Zentrum dieser Region, gefahren. Die Nachtbusse sind wirklich sehr bequem. Man kann den Sitz zu einem "Bett" umfunktionieren und so findet man eigentlich einen sehr guten Schlaf. Ist auch besser so - weil es ist absolut ausreichend nur ab und zu mal wach zu werden und zu sehen über welche Strassen sich der Bus in das Hochland windet. In Österreich würde nie ein Bus eine Genehmigung für so eine Strasse bekommen.

Nichtsdestotrotz sind wir natürlich gesund angekommen und nachdem wir eine Unterkunft gefunden hatten, haben wir uns Roller besorgt und sind wieder mal los gefahren. Die Tana Toraja Gegend ist ja bekannt für deren sehr speziellen Totenkult und deren speziellen Hausbau. Die Gräber sind meistens Höhlen in Steilwänden und die kann man eben besichtigen. Sanaa und ich sind aber draussen geblieben weil das Ganze schon sehr gruselig ist aber auch von draussen bekommt man einen schönen Eindruck. Das schöne an der Gegend sind aber natürlich die Häuser inmitten von Reisfeldern und wunderschönen Blumen. Überall kann man sehen wie Reis geerntet wird und man fährt durch die Dörfer und geniesst einfach die Landschaft. Wir haben so oft halt gemacht um Fotos zu machen weil es einfach unglaublich schön war. Gleichzeitig haben wir uns dann natürlich verfahren aber nach einer Weile konnte dann endlich jemand Englisch der uns erklären könnte wie wir wieder zurückkommen.

Das Besondere an der Zeit in Rantepao sollte aber erst den nächsten Tag kommen. Kurz bevor wir mit unseren Rollern losgefahren sind, habe ich noch mit der Besitzerin der Unterkunft gesprochen wo wir am besten hinfahren sollen und sie hat mir natürlich alles erklärt und uns dann eingeladen den nächsten Tag mit ihr und ihrer Familie zu einer traditionellen Zeremonie zu gehen. Natürlich haben wir zugesagt und waren echt aufgeregt was uns erwarten wird. Am Morgen der Zeremonie haben wir dann die 3 Schwestern schon sehr schön zurecht gemacht herumflitzen gesehen und sie haben uns auch noch gesagt, dass wir ein langes Kleid anziehen und uns schön zurecht machen sollen. Nachdem wir dann parat waren, ging es los....

Wenn jemand stirbt aus dieser Gegend wird er so lange in seinem Haus aufbewahrt bis man sich die Beerdigungszeremonie leisten kann. Denn es müssen Büffel und Schweine geopfert werden und vor allem muss man alle Leute bewirten können. Umso hochrangiger die verstorbene Person ist umso mehr Büffel und Schweine werden geschlachtet. Da die Zeremonie aber eher einer Feier gleicht muss man mindestens ein Monat warten damit die Trauerphase abgeschlossen ist. Während der Zeremonie sind alle in den typischen "Toraja-Gewändern" und es wird getanzt, gesungen, Tee getrunken und gegessen. Die Zeremonie wird einige Male durchgeführt und läuft eigentlich so ab: Zuerst werden Büffel und Schweine vorgeführt und vorgestellt, dann kommen die Leute die diese Tiere geschenkt haben in einem Zug angelaufen und gleichzeitig wird irgendwas gesungen. Dann geht dieser Zug in ein spezielles Zelt wo Tee und Süssigkeiten serviert werden. Anschliessend kommen die Angehörigen Männer und singen ein spezielles Lied mit dem dazugehörigen Tanz. Rundherum sind die typischen Toraja Häuschen aufgebaut und die Gäste sitzen darunter und begutachten das Treiben.

Da Sanaa und ich von einer einheimischen Familie eingeladen wurden, waren wir mittendrin und bekamen sehr viel erklärt. Natürlich müssten wir vom Büffel und vom Schwein kosten die während der Zeremonie geschlachtet und zubereitet wurden. Das war schon eine Herausforderung für mich aber man durfte ja auf keinen Fall verneinen. Zum Abschluss wurden wir von den Angehörigen des Verstorbenen noch eingeladen bei einem Zug mitzumachen. Wir haben uns schon sehr komisch gefühlt aber auch hier konnten wir auf keinen Fall verneinen. Im Endeffekt war es der absolut speziellste Tag den ich je erleben durfte. So nahe an eine komplett fremde Kultur zu kommen ohne den typisch touristischen Blödsinn in Kauf zu nehmen, war einfach einzigartig.

Die 3 Schwestern haben sich auch so lieb gekümmert, dass wir immer richtig sassen und vor allem am richtigen Platz. Das will ja alles gelernt sein. Sie haben uns allen vorgestellt und alle waren ganz aufgeregt weil wir weiss sind und vor allem weil ich blonde Haare habe. Deswegen durften wir auch das eine oder andere Foto machen mit den Indonesiern.

Da wir keine Ahnung hatten was wir als Dankeschön schenken könnten, wollten wir wenigstens etwas Geld geben aber sie hat es nicht angenommen und nur gesagt, dass wir uns lieber was Schönes kaufen sollen.

Als wir wieder zurück in der Unterkunft waren, waren wir noch immer ziemlich geflasht von dem Tag und konnten wirklich nicht glauben, was wir erleben durften.

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